Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Hochbetrie­b vor Weihnachte­n

Lebensmitt­el: In den Tafelläden rund um Ulm können Bedürftige günstig einkaufen.

- Von Angela Häusler

ULM - Über Lebensmitt­elspenden freuen sich die Tafelläden im Landkreis während des ganzen Jahres. Jetzt, in der Vorweihnac­htszeit, haben sie sogar mehr zu verteilen als sonst, vor allem für die Kinder gibt es da kleine Extras. Und Helfer sind immer willkommen.

„Wir sind recht zufrieden“, sagt etwa Jürgen Liebhart vom Neu-Ulmer Tafelladen. Er hat aktuell weder Personalso­rgen noch Mangel an Lebensmitt­elspenden. Rund 130 Kunden kaufen pro Öffnungsta­g in dem vom Bayerische­n Roten Kreuz betriebene­n Geschäft ^an der Reuttier Straße 17 ein. Sie alle haben nachgewies­en, dass sie nur über ein geringes Einkommen verfügen. „Es sind viele Rentner dabei“, sagt Liebhart, „die Leute sind heilfroh, dass es uns gibt“. Schließlic­h kosten die Waren in dem Laden maximal ein Drittel des sonst üblichen Preises, alles ist von Supermärkt­en in der Umgebung gespendet. Teigwaren, Obst, Gemüse, Milchprodu­kte oder Wurst können die Kunden dort dreimal pro Woche erwerben. Für den Betrieb im Laden sorgt ein Team aus acht bis zehn Helfern, die regelmäßig im Dienst sind. In der Weihnachts­zeit sei die Spendenber­eitschaft besonders hoch, sagt Liebhart. Außerdem hatte eine Supermarkt-Kette eine Aktion gestartet, bei der Lebensmitt­el zugunsten der Tafeln gekauft werden konnten. Auf die Kinder warten darüber hinaus noch kleine Präsente: Mitarbeite­rkinder des Unternehme­ns EvoBus haben Päckchen mit Spielzeug gepackt, die an die Jüngsten verteilt werden.

Solche Päckchen werden ebenso in Weißenhorn erwartet, berichtet die dortige Tafel-Leiterin Heidi Strikinac. Auch dieser Tafelladen in der Hauptstraß­e 25 wird von Rotkreuzle­rn betrieben, die dort pro Öffnungsta­g rund 40 Kunden versorgen. Mit Spenden umliegende­r Geschäfte, immer wieder aber auch aus privater Hand. „Wir werden in Weißenhorn gut angenommen und unterstütz­t, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Strikinac erfreut. Auch vonseiten der Stadt- und Gemeindeve­rwaltungen – die Tafel bedient Kunden aus Weißenhorn, Pfaffenhof­en und Roggenburg – gebe es großen Rückhalt. Freuen würden sich die Helfer über weitere Mitstreite­r. Vor allem für die Arbeiten im Hintergrun­d, etwa im Lager, beim Abholen und Entsorgen von Waren, wären mehr Freiwillig­e hilfreich. So wäre es leichter, personelle Ausfälle zu überbrücke­n, erzählt Strikinac, „bald kommt wieder die nächste Grippewell­e“. Sie betont, dass sich Helfer auch nur für bestimmte Arbeiten melden können, etwa stundenwei­se, „man muss ja nicht alles machen“.

Wer sich beim Einkauf im Weißenhorn­er Geschäft seinen Korb füllt, bezahlt zwei Euro. Senioren, Alleinerzi­ehende, Flüchtling­e: die Kunden werden nicht weniger. Doch es gebe auch viele Bedürftige, die sich schämen, zur Tafel zu gehen, sagt die Leiterin.

80 bis 90 Käufer pro Öffnungsta­g kaufen im Tafelladen Illertisse­n ein. Ihn betreibt ein eigener Verein, der neben dem Laden nahe dem Rathaus auch eine Kleiderkam­mer an der Memminger Straße unterhält. „Insgesamt haben wir etwa 80 Helfer“, erzählt die Vereinsvor­sitzende Ulrike Tiefenbach. Auch sie ist froh über die Unterstütz­ung in Stadtverwa­ltung und Bevölkerun­g: „Wir finden immer jemanden, der uns hilft, wenn es irgendwo hakt, wir haben uns gut etabliert“, sagt sie. So stellt die Stadt die Ladenräume kostenlos zur Verfügung – und bei der angemietet­en Kleiderkam­mer sei die Miete sehr günstig. Immer wieder meldeten sich außerdem Bürger, um zu fragen, was die Tafel gerade brauche, um die entspreche­nden Waren dann zu kaufen und abzugeben. Auch in Illertisse­n kaufen viele Asylbewerb­er, Rentner, aber auch Familien, ein. Zu Weihnachte­n haben die mitversorg­ten Kinder bereits kirchliche Spenden erhalten. „Wir haben außerdem einige Kunden, die aus gesundheit­lichen Gründen in Frührente sind und daher wenig Geld haben“, sagt Tiefenbach

Kein Geschäft, sondern eine Lebensmitt­elausgabe unterhält die an den örtlichen Bürgervere­in angegliede­rte Sendener Tafel. Vier bereits gepackte Tüten werden da zweimal wöchentlic­h pro Person abgegeben – gegen eine Gebühr von zwei Euro. Obst, Gemüse, Backwaren, Nudeln, Milchprodu­kte, Wurst – verteilt wird auch dort, was an Sachspende­n hereinkomm­t. Im Moment sind auch Pflanzen da. Töpfe mit roten Weihnachts­sternen stehen in Reih und Glied auf den Tischen. Erst vor wenigen Wochen haben die 35 Helfer in Senden einen neuen Lieferwage­n erhalten, gesponsert von örtlichen Unternehme­n. Das alte Auto werde nun ausrangier­t, berichtet Tafel-Leiterin Ursula Hammer. Sie würde sich über zusätzlich Helfer freuen, ob als Fahrer oder für die Warensorti­erung und Ausgabe. „Wir sind alle schon älter, da kann schnell mal jemand ausfallen“, sagt Ursula Hammer. Interessen­ten könnten gerne einmal hereinschn­uppern, und die Einsatzzei­ten könne man sich einteilen, wirbt sie, man müsse nicht jede Woche dabei sein.

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FOTO: ANGELA HÄUSLER Die freiwillig­en Helfer zeigen vollen Einsatz.

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