Lohner spricht über die Zukunft
Munderkingens Bürgermeister im großen SZ-Jahresinterview.
MUNDERKINGEN - Munderkingens Bürgermeister Michael Lohner blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Mit der Übergabe des Alten Krankenhauses an die LWV-Eingliederungshilfe ist im zuendegehenden Jahr wieder ein großes Projekt in der Donaustadt abgeschlossen worden. Aber auch viele kleinere sind umgesetzt worden. Und auch im kommenden Jahr hat der Bürgermeister mit der Stadt wieder vieles vor. Mit SZRedakteurin Eileen Kircheis hat er darüber gesprochen.
Herr Lohner, das Wichtigste zuerst. Wie geht es Ihnen? Im vergangenen Jahr sind sie mehrere Wochen gesundheitsbedingt ausgefallen. Wie fühlen Sie sich heute?
Mir geht es wieder richtig gut. Am Volkstrauertag im vergangenen Jahr bin ich das erste Mal wieder öffentlich aufgetreten. Deshalb war dieser in diesem Jahr für mich ein ganz besonderer Tag. Ich war und bin wirklich froh, dass es mir wieder gut geht. Ich werde immer noch häufig von den Bürgern gefragt, wie es mir geht. Es tut gut, zu spüren, dass ihnen das wichtig ist. Das gibt mir viel Rückhalt.
Was hat sich verändert? Was tun Sie, damit das auch künftig so bleibt?
Ich gebe besser auf mich Acht. Ich nehme mir jetzt auch immer mal meinem Freiraum, das habe ich früher nicht gemacht. Diese Zeit nutze ich zum Aufarbeiten, Vorrauschauen und zum Nachdenken und dabei kommen mir immer wieder sehr gute Ideen. Bei Terminhäufungen unterstützen mich meine Stellvertreter sehr gut. Ich spüre den Erfolg und habe die Kraft für die anstehenden Aufgaben. Ich spüre, dass ich auf dem richtigen Weg bin, um dauerhaft gesund zu bleiben.
Was sind denn die anstehenden Aufgaben?
Da gibt es einige, aber eine Priorisierung der Projekte ist noch nicht erfolgt. Diese wird den Gemeinderat in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres auch noch intensiv beschäftigen. Beispielsweise stehen aber die energetische Sanierung des Feuerwehrhauses, die Erneuerung der Mess-, Steuer- und Regeltechnik der Donauhalle und die Fortführung der Innenstadtsanierung in der Martinund Donaustraße an. Außerdem wollen wir konsequent zusammen mit der „Rolli-Gruppe“weiter Schritt für Schritt die Barrierefreiheit in unserer Stadt umsetzen. Aufgrund der stark gestiegenen Kinderfür zahlen müssen weitere Betreuungsangebote zusammen mit der katholischen Kirchengemeinde ausgebaut werden. Für den Algershofer Bach wünsche ich mir ein dauerhaftes Pflegekonzept, das zusammen mit den Fachbehörden und den im Naturschutz aktiven Bürgern umgesetzt werden soll. Auch der Ausbau der landkreisweiten Backbone-Internettrasse geht weiter. Nach finanziell schwierigen Jahren zeichnet sich für 2018 eine erfreuliche Verbesserung unserer finanziellen Lage ab. Dennoch können, wie immer, nicht alle Vorhaben, zumindest im nächsten Jahr, umgesetzt werden.
Das stimmt, die Finanzlage der Stadt ist oft angespannt. Wie gelingt es Ihnen trotzdem, immer wieder finanzintensive Großprojekte umzusetzen?
Meine Hauptaufgabe ist es, Fördergelder anzuwerben. Ein gutes Beispiel dafür ist das Lehrschwimmbecken. Für die Sanierung haben wir eine Million Euro aus dem Ausgleichstock bekommen. Meine zweite wichtige Aufgabe ist aber auch, Investoren zu aktivieren und zu betreuen, so wie es beim Alten Krankenhaus geglückt ist.
Apropos Altes Krankenhaus, das ist im zurückliegenden Jahr wieder eröffnet worden. Was wurde noch geschafft?
Die Übergabe des generalsanierten Alten Krankenhauses als Wohnhaus Menschen mit Behinderung war dieses Jahr ein herausragendes Ereignis. Mit mehr als 3,5 Millionen Euro hat Investor Andreas Dünkel unser „Altes Krankenhaus“zweifelsohne zu einem Schmuckkästchen verwandelt. Das Gebäude mit seinen Wohneinheiten ist nicht nur barrierefrei, sondern ermöglicht, dass Menschen mit Behinderung am Munderkinger Gemeinwesen teilhaben können. Aber es sind noch viel mehr scheinbar kleinere Projekte umgesetzt worden. Mit einem Zuschuss der Stadt von 15 000 Euro hat die VfL-Fußballabteilung den Riedsportplatz erfolgreich saniert. Für den Winterdienst und die weiteren Aufgaben des Bauhofs ist ein neuer Unimog für 280 000 Euro angeschafft worden. Die WC-Anlagen im zweiten Obergeschoss in der Förderschule wurden zu Jahresbeginn komplett erneuert. Um den gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Grüngutentsorgung zu entsprechen und den Recyclinghof neu zu ordnen, ist im April an der Ehinger Straße ein neuer Grüngut- und Recyclinghof mit erweiterten Öffnungszeiten in Betrieb genommen worden. Im nördlichen Stadtgebiet „Feiler II“wurden 22 weitere Bauplätze erschlossen. Und damit der steigenden Nachfrage nach Urnenbestattungen nachgekommen werden kann, wurde eine Friedhofskonzeption für neue Urnenbestattungsformen auf dem Friedhof erstellt. In der ersten Jahreshälfte entstanden eine Urnenstelenanlage mit 20 Urnen-Nischen, ein gärtnergepflegtes Gemeinschaftsgrabfeld für 40 Urnen sowie zwei Urnenerdgräber um zwei Eichen herum für insgesamt 96 Urnenbestattungen. Zudem wurde die Grünfläche gegenüber den bestehenden Parkplätzen am Friedhof als weitere Parkplätze erschlossen.
Auch das Trinkwasser hat die Stadt im vergangenen Jahr lange beschäftigt.
Das stimmt, die Wasserqualität war lange Zeit nicht zu 100 Prozent gegeben. Das hat uns erstmalig dazu gezwungen, das Trinkwasser zu chloren. Seit einem Vierteljahr ist dies nicht mehr der Fall. Die Verunreinigungen waren minimal und traten bei den Messungen an der gleichen Stelle einmal auf und einmal nicht. So konnte, trotz Experten und weiterer Behörden, die Ursache nicht endgültig geklärt werden. Im nächsten Jahr finden deshalb weitere Erneuerungsmaßnahmen am Wassernetz statt. Der Wasserpreis wird deshalb um 50 Cent pro Kubikmeter ansteigen. Gleichzeitig kann aber die Gebühr für Abwasser und Niederschlagswasser insgesamt um 35 Cent pro Kubikmeter gesenkt werden.
Und wie sieht es beim Schulverbund aus? Der war doch auch immer wieder Thema.
Die Befristung des Munderkinger Schulverbundes ist bald Geschichte. Dies ist höchst erfreulich und bringt hier wieder Ruhe rein. Die Novellierung des Schulgesetzes schafft die Voraussetzung, dass am Schulstandort Munderkingen die Realschule und die Gemeinschaftsschule dauerhaft angeboten werden. So können die Eltern und Kinder die für sie passende Schule wählen. Die hohen Kinderzahlen in Munderkingen und der Raumschaft machen dies auch möglich. Mit dem Kommunikationsbüro wird jetzt weiter an der Profilierung gearbeitet. Das betrifft auch den Schulnamen, der wichtig für die Identifikation mit der Schule ist.
Mit Tegometall hat in diesem Jahr ein Unternehmen im Interkommunalen Gewerbegebiet geschlossen. Machen Sie sich deshalb Sorgen um die Zukunft des Gebietes?
Nein. Ich bin zuversichtlich, dass für die Halle eine Nachfolgelösung gefunden wird. Die ersten Gespräche mit möglichen Mietern oder Käufern laufen bereits. Außerdem entwickelt sich das Gewerbegebiet sonst gut. Deutliches Zeichen dafür sind Ansiedlungen der Hundefutter-Manufaktur „For Dogs Only?“und von CSW Haussysteme. Zudem erweitert derzeit das Lackierzentrum Engst und auch Systemsport entwickelt sich ständig weiter.
Und abseits der eigentlichen Arbeit, gab es da auch ein besonderes Ereignis?
Selbstverständlich das „Landschaftstreffen Donau“der VSAN zum großen Jubiläum „275 Jahre Brunnensprung“. Wir konnten im Februar ein grandioses Narrenfest bei uns in Wuselingen feiern. Das Jubiläum wurde zwölf Monate lang gefeiert mit Vorträgen, einer vielbesuchten Ausstellung im HeiligGeist-Spital und weiteren tollen Aktionen rund um die Munderkinger Fasnet. All dies fand große Resonanz und zeigt die gesellschaftliche Bedeutung und den Zusammenhalt innerhalb der Bevölkerung in unserer Stadt. Durch diese Jubiläumsfeierlichkeiten ist der Munderkinger Brunnensprung noch bekannter geworden, wie mittlerweile viele Veröffentlichungen, auch von Büchern bei verschiedenen Verlagen, zeigen.
Was wünschen Sie sich und allen anderen für die Zukunft?
Die bevorstehenden Feiertage mögen allen vor allem Freude bereiten und auch ein wenig Ruhe spenden, um wieder Kraft zu tanken für das neue Jahr. Außerdem wünsche ich allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und erfülltes neues Jahr. Aber ich möchte auch Danke sagen. Ein besonderer Dank gilt dem „Helferkreis Asyl“unter der Federführung von Renate Lengsfeld. Mein besonderer Dank gilt auch den sehr engagierten Schaufensterakteuren, die bereits im sechsten Jahr die leeren Schaufenster dekorieren. Danke auch dem Handel- und Gewerbeverein, der die Aktion großzügig finanziell unterstützt. In Munderkingen gibt es eine ausgezeichnete und engagierte Jugendarbeit. Sport, Kultur und Geselligkeit werden bei uns groß geschrieben. Das schafft „Heimat“und fördert den Zusammenhalt in Munderkingen. Allen ehrenamtlichen Aktiven möchte ich hierfür besonders danken. Ebenso unseren Kirchengemeinden, die sich für Jung und Alt besonders einsetzen. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Mitarbeitern sowie den Gemeinderäten, die sehr viel Zeit zum Wohle unserer Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft investieren. Dank gilt auch all denen, die sich um die Sicherheit kümmern und im Notfall bereit stehen, der Polizei, dem Roten Kreuz und der Feuerwehr.