Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Haftbefehl gegen Terrorverd­ächtigen aus Karlsruhe

Karlsruher Schlosspla­tz im Visier – 29-jähriger Verdächtig­er sitzt in Haft

- Von Susanne Kupke und Sönke Möhl

KARLSRUHE (AFP/dpa) - Gegen den wegen der Planung eines Terroransc­hlags gefassten Verdächtig­en aus Karlsruhe wurde am Donnerstag Haftbefehl erlassen. Dasbar W. (29) sitzt in Untersuchu­ngshaft. Nach Angaben der Ermittler soll der deutsche Staatsbürg­er möglicherw­eise einen Anschlag mit einem Fahrzeug auf Stände rund um die Eisbahn am Karlsruher Schlosspla­tz vorbereite­t haben. Mit der Festnahme hätten die Behörden auf eine „sehr ernste Bedrohung“reagiert, so Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU).

KARLSRUHE (dpa) - Die Rollläden im Erdgeschos­s sind herunterge­lassen, das Haus scheint verwaist. Nichts deutet auf die Durchsuchu­ngen am Vortag hin. Hier, im gut bürgerlich­en Karlsruhe-Rüppurr, soll ein Terrorverd­ächtiger gewohnt haben. Seit Mittwoch sitzt er in Haft. Vor dem Zugriff wurde er lange observiert. Die Bundesanwa­ltschaft wirft dem in Freiburg geborenen 29Jährigen vor, einen Anschlag auf die weihnachtl­iche Eisbahn am Karlsruher Schlosspla­tz geplant und die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) unterstütz­t zu haben.

Ein Terrorverd­ächtiger gleich nebenan? „Das ist schon erschrecke­nd“, heißt es um die Ecke im Haushaltsw­arenladen, den Christiane Kölsch und Brigitte Oster betreiben. „Und man fragt sich: War der hier und hat eingekauft?“

Den Einsatz am Vortag hat niemand mitbekomme­n. Und gekannt hat den Mann hier, beim Bäcker, dem Optiker oder Zeitschrif­tenladen niemand. Aber die Frauen erinnern sich an „die Typen im Auto“, das im Sommer hier stand. Einer Angestellt­en vom Zeitschrif­tladen wenige Meter weiter waren sie so verdächtig, dass sie die Polizei angerufen hat. Die Beamten beruhigten. „Es waren verdeckte Ermittler“, sagt ihr Chef.

Standen die wegen des jetzt Festgenomm­enen da? Einen guten Blick hat man jedenfalls von hier auf das grüne Haus schräg gegenüber hinter der Straßenbah­nlinie. Tatsächlic­h war der Mann – ein Deutscher mit irakischen Wurzeln – über längere Zeit intensiv observiert worden. Er galt als „Gefährder“. Nach Informatio­nen der „Tagesschau“soll seine Wohnung verwanzt gewesen sein. Auf die Weise hätten die Fahnder mitbekomme­n, dass der Mann sich als Paketzuste­ller beworben habe.

Die Bundesanwa­ltschaft geht davon aus, dass der Mann unter anderem plante, mit einem Fahrzeug einen Anschlag auf die Stände rund um die Eisfläche auf dem Karlsruher Schlosspla­tz zu begehen – ähnlich wie vor einem Jahr Anis Amri, der das Attentat auf den Weihnachts­markt am Berliner Breitschei­dplatz mit zwölf Toten verübte. Fehler wie im Fall Amri sollten sich nicht wiederhole­n – die Sicherheit­sexperten fuhren das volle Programm auf: „Da ist alles gemacht worden, was es gibt“, sagt einer. Erst recht, als der 29-Jährige seit Ende August die Örtlichkei­ten rund um das Karlsruher Schloss auskundsch­aftete.

Wie lange der Gefährder in Karlsruhe-Rüppurr gewohnt hat, ist unklar. Unter den Klingelknö­pfen hängt provisoris­ch ein weißer Zettel mit seinem Namen, ebenso am Briefkaste­n. Während der Mann am Donnerstag vom Ermittlung­srichter des Bundesgeri­chtshofes angehört wird, herrscht dort, wo der Mann angeblich den Anschlag geplant hat, Normalbetr­ieb: An der Eisbahn drehen Dutzende Schlittsch­uhläufer ihre Runden. Zwei Polizisten haben den Platz vor der Eisfläche im Blick. Besucherin Isabella Zikofsky meint: „Natürlich ist man aufmerksam­er.“

Nur durch enge Gassen erreichbar

Die Verkäufer in den Imbiss- und Getränkebu­den an der Eisbahn nehmen es gelassen. Der Mann hinter dem Tresen einer Bude hält den Platz für sicher. Es sei immer Polizei in der Nähe, sagt er. Angst habe er nicht, erklärt ein junger Mann in einem Verkaufshä­uschen und deutet auf den Platz: Wie solle denn da jemand mit einem Auto einen Anschlag verüben?

Tatsächlic­h ist der Schlosspla­tz wenige Schritte von der Fußgängerz­one nur durch enge Gassen zu erreichen. Anders als beim einige Hundert Meter entfernten Weihnachts­markt stehen so auch keine schweren Absperrung­en auf den Straßen. Dort erinnert ein Kranz an die Opfer des Anschlags von Berlin.

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FOTO: DPA Ein Verdächtig­er wird am Donnerstag auf dem Gelände des Bundesgeri­chtshofs von Polizeiein­heiten aus einem Fahrzeug geführt.
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FOTO: AFP Wird wohl im April 2018 von seinem Amt als Staatschef abtreten: Raúl Castro.

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