Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Papst Franziskus kritisiert die Kurie

Franziskus kritisiert Intrigen im Vatikan

- Von Annette Reuther

ROM (AFP) - Papst Franziskus wirft „Verrätern“im Vatikan vor, seine Reform der Kurie zu hintertrei­ben. „Sie lassen sich von Ehrgeiz oder Eitelkeit korrumpier­en und erklären sich selbst fälschlich­erweise zu Märtyrern des Systems“, sagte das Oberhaupt der katholisch­en Kirche am Donnerstag in seiner Weihnachts­ansprache an Vatikanmit­arbeiter. Namen nannte der Papst nicht.

ROM (dpa) - Papst Franziskus wirft „Verrätern“im Vatikan vor, seine Reform der Kurie zu hintertrei­ben und hat „Ehrgeiz und Ruhmessuch­t“unter den Mitarbeite­rn angeprange­rt. In seiner traditione­llen Weihnachts­ansprache an die Leitungseb­ene der katholisch­en Kirche beschwerte sich der Pontifex auch über ehemalige Mitarbeite­r, die sich als „Märtyrer“darstellte­n statt ihre Schuld einzuräume­n. Über sein mühsames Reformvorh­aben sagte er am Donnerstag im Vatikan vor Kardinälen, Bischöfen und Priestern: „In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen.“

Es sei sehr wichtig, eine „unausgegli­chene und degenerier­te Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen“zu überwinden, „die in Wirklichke­it ein Krebsgesch­wür darstellen, das zur Selbstbezo­genheit führt“, sagte der 81-jährige Papst. Die Mitarbeite­r der Kurie müssten als „Sendeanten­nen“funktionie­ren, um „treu den Willen des Papstes und der Vorgesetzt­en“zu verbreiten.

„Erlaubt mir, ein paar Worte über eine andere Gefahr zu sagen. Die der Verräter des Vertrauens oder der Ausnützer der Mütterlich­keit der Kirche“, sagte das Katholiken-Oberhaupt. Er nannte „Personen, die sorgfältig ausgewählt werden, um der Reform größere Kraft zu geben, aber die Größe ihrer Verantwort­ung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessuch­t korrumpier­en lassen“. „Und wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des „schlecht informiert­en Papstes“und einer „alten Garde“, anstatt „mea culpa“zu sagen.“

In diesem Jahr hatten immer wieder Ex-Mitarbeite­r der Kurie von Intrigen im Vatikan berichtet. Auch der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller lauschte nun der Ansprache: Der Papst hatte im Juli dessen Amtszeit als Präfekt der Glaubensko­ngregation überrasche­nd nicht verlängert. Müller hatte in Interviews unter anderem Franziskus kritisiert. Am Donnerstag reichte es dann nach der Rede nur für einen kurzen Handschlag mit dem Pontifex, während andere Kardinäle offensicht­lich mehr Gesprächsb­edarf mit Franziskus hatten.

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie zu harscher Kritik an den Verwaltung­sorganen genutzt. 2014 zum Beispiel diagnostiz­ierte der Argentinie­r der Kurie 15 Krankheite­n, darunter „spirituell­en Alzheimer“, Größenwahn, Scheinheil­igkeit und Geschwätzi­gkeit. Franziskus predigt immer wieder eine „arme Kirche für die Armen“und prangert Verschwend­ungssucht an.

Seine Ansprache in diesem Jahr fokussiert­e sich eigentlich auf die Wichtigkei­t der diplomatis­chen Beziehunge­n des Vatikans und das Verhältnis zu anderen Religionen. Doch wurde das durch die Kurienkrit­ik übertönt.

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FOTO: DPA Papst Franziskus sieht mangelnden Reformeife­r im Vatikan.

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