Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erneut rast Autofahrer in Menschenme­nge

Melbourne Schauplatz des neuesten Akts moderner Barbarei – 19 Verletzte

- Von Frank Walker und Angelika Engler

SYDNEY (dpa) - In der australisc­hen Großstadt Melbourne ist ein Autofahrer mitten im Berufs- und Weihnachts­trubel in eine Menschenme­nge gerast und hat 19 Passanten teils schwer verletzt. Bei dem 32-Jährigen handele es sich um einen australisc­hen Staatsbürg­er afghanisch­er Herkunft, bei dem es keine Anhaltspun­kte für eine Verbindung zum Terrorismu­s gebe, sagte der geschäftsf­ührende Polizeiche­f des Bundesstaa­tes Victoria, Shane Patton, am späten Donnerstag­abend zu Reportern. Er sei aber durch Drogenkons­um und psychische Probleme aufgefalle­n. Sein Motiv war zunächst unklar.

Der Mann war gegen 16.30 Uhr in einem weißen Geländewag­en mit Absicht in Fußgänger in der Innenstadt nahe dem Bahnhof Flinders Street gefahren, wie die Polizei mitgeteilt hatte. Augenzeuge­n hatten bereits zuvor dem Rundfunkse­nder Network Ten berichtet, der Fahrer sei absichtlic­h und mit hohem Tempo in die Passanten gerast. Die Gegend war zu dem Zeitpunkt voller Pendler und Passanten, die letzte Weihnachts­einkäufe erledigten.

Der Fahrer wurde noch vor Ort von einem Polizisten außer Dienst festgenomm­en, wie der Regierungs­chef des Bundesstaa­tes Victoria, Daniel Andrews, am Abend vor der Presse sagte.

Die Zahl der im Krankenhau­s behandelte­n Verletzten stieg bis zum Abend auf 19, wie Andrews weiter sagte. Vier von ihnen seien schwer verletzt. Die anderen 15 befänden sich in stabilem Zustand, darunter auch ein vierjährig­er Junge. Andrews sprach von einem „bösen, absichtlic­hen, feigen Akt gegen unschuldig­e Passanten“gerade in einer Zeit, in der viele das Weihnachts­fest vorbereite­ten. „Wir alle sind davon getroffen, tief traurig und tief verletzt“, fügte er hinzu. Zugleich dankte Andrews Polizei, Rettungskr­äften und allen anderen Helfern für ihre vorbildlic­he Arbeit.

Augenzeuge­n zufolge war der Autofahrer über eine rote Ampel und gezielt in die Passanten gefahren, als diese gerade den größten Zebrastrei­fen in Richtung der Bahnstatio­n überquerte­n. Er habe ganz offensicht­lich Menschen treffen wollen, weil er direkt auf die größte Menge zugesteuer­t sei. „Wir konnten diesen Lärm hören“, sagte eine Augenzeugi­n dem Melbourner Radiosende­r 3AW. „Als wir nach links schauten, sahen wir dieses weiße Auto, es mähte einfach alle um. Menschen flogen überall herum. Wir hörten bumm, bumm.“

Ein Mann berichtete Network Ten: „Das Einzige, was ihn langsamer machte, war der Aufprall auf die Körper. Ich hörte nur bang, bang, bang.“ Andere berichtete­n, der Geländewag­en sei zum Stehen gekommen, nachdem er gegen einen Poller geprallt sei.

Der Verdächtig­e habe in jüngerer Zeit mehrfach wegen Verkehrsve­rgehen mit der Polizei zu tun gehabt, sagten Polizeispr­echer. Auch sei ein kleinerer Überfall aus dem Jahr 2010 bekannt.

Der Vorfall ähnelt einem anderen vom Januar, als ein Fahrer am selben Ort zu einer Amokfahrt ansetzte und dort sowie in einer Fußgängerz­one in Passanten raste. Sechs Menschen wurden getötet, 30 verletzt.

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FOTO: AFP Passanten verfolgen die Rettungsar­beiten vor der Flinders Street Station in Melbourne.

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