Wow vor Weihnachten
Der Ulmer Trompeter Joo Kraus trifft im Roxy den Sänger Max Mutzke
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ULM - Joo Kraus, der „Native Ulmer“, hat die 50 vor knapp einem Jahr überschritten. Seinen Karrierehöhepunkt noch lange nicht – schon gar nicht in seiner Heimatstadt: Bis vor den Roxy-Eingang reicht die Schlange, die etwa 700 Gäste drängen aus der Kälte übers Foyer in die Werkhalle, um „Joo Kraus meets Max Mutzke“zu erleben.
Zum neunten Mal hat der Profimusiker Kraus hochkarätige Kollegen zum gemeinsamen Auftritt in die Kulturhalle eingeladen. Dieses Mal trifft der fünffache Jazz-AwardPreisträger, Echo-Jazz-Gewinner, Grammy-Nominierte und natürlich Trompeter auf einen Gratwanderer zwischen Soul, Jazz und Pop: Max Mutzke. Beides begnadete Musiker, beides echte Herzensmenschen. Mit auf der Bühne: das Tales In Tones Trio mit Ralf Schmid am Flügel, Torsten Krill am Schlagzeug und Veit Hübner am Kontrabass. Und damit nicht genug ist auch ein Streicherquartett dabei. Neun Musiker zum neunten Konzert. Joo Kraus betritt die Bühne im schwarzen Glitzerjackett, T-Shirt, Jeans und roten Sneakers, flachst lässig mit seinem Publikum über Texte schreiben in Stützstrümpfen und kleine Pannen beim Auftritt. Dann beweist er ein weiteres Mal, was er musikalisch drauf hat: Purer Jazz fließt aus ihm heraus in die Reihen der Zuschauer hinein, diese schnippen mit, wippen und nicken auf ihren Stühlen. Kraus präsentiert Stücke aus seinem aktuellen Album „Joo Jazz“, die Musik irgendwo zwischen Jazz, Funk und Elektronik-Einflüssen. Seine Spielfreude und die seiner Mitmusiker ist spürbar. Begeisterung. Applaus.
Und dieser steigt an, als sein Gast die Bühne betritt. Max Mutzke in feinem Zwirn, Weste und – natürlich – mit Schiebermütze hat das Roxy sofort im Griff.
Er plaudert aus dem Nähkästchen, schwätzt eine Runde Schwäbisch (obwohl selbst Badenser) und legt los: Der Mann muss Soul, Jazz, Funk und Pop mit der Muttermilch aufgesogen haben. Die ersten stehen von ihren Stühlen auf, klatschen und tanzen. Spätestens bei seinem Klassiker „Can´t Wait Until Tonight“, dem deutschen Beitrag zum Eurovision Song Contest 2004, steht das ganze Roxy, singt und groovt mit. Ein grandioses Zusammenspiel liefern Kraus und Mutzke fortan. Während der 36-jährige Mutzke pausiert, zeigt Kraus seine ruhige Seite mit seiner entspannten Interpretation von Barbra Streisands „A Child Is Born“. Dann gehts wieder zu zweit zur Sache, erst recht bei den beiden Zugaben der Entertainer.
Mit „It’s A Man’s World“überzeugt Mutzke mit genialer JamesBrown-Röhre nicht nur die kreischenden Frauen. Und beim KrausArrangement von „Stille Nacht“, gesungen von Mutzke, singt diesmal das gesamte Publikum mit. Gänsehaut zum Abschluss. Und Standing Ovations. Ein großes musikalisches Wow vor Weihnachten.