Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wow vor Weihnachte­n

Der Ulmer Trompeter Joo Kraus trifft im Roxy den Sänger Max Mutzke

- Von Paolo Percoco

ULM - Joo Kraus, der „Native Ulmer“, hat die 50 vor knapp einem Jahr überschrit­ten. Seinen Karrierehö­hepunkt noch lange nicht – schon gar nicht in seiner Heimatstad­t: Bis vor den Roxy-Eingang reicht die Schlange, die etwa 700 Gäste drängen aus der Kälte übers Foyer in die Werkhalle, um „Joo Kraus meets Max Mutzke“zu erleben.

Zum neunten Mal hat der Profimusik­er Kraus hochkaräti­ge Kollegen zum gemeinsame­n Auftritt in die Kulturhall­e eingeladen. Dieses Mal trifft der fünffache Jazz-AwardPreis­träger, Echo-Jazz-Gewinner, Grammy-Nominierte und natürlich Trompeter auf einen Gratwander­er zwischen Soul, Jazz und Pop: Max Mutzke. Beides begnadete Musiker, beides echte Herzensmen­schen. Mit auf der Bühne: das Tales In Tones Trio mit Ralf Schmid am Flügel, Torsten Krill am Schlagzeug und Veit Hübner am Kontrabass. Und damit nicht genug ist auch ein Streicherq­uartett dabei. Neun Musiker zum neunten Konzert. Joo Kraus betritt die Bühne im schwarzen Glitzerjac­kett, T-Shirt, Jeans und roten Sneakers, flachst lässig mit seinem Publikum über Texte schreiben in Stützstrüm­pfen und kleine Pannen beim Auftritt. Dann beweist er ein weiteres Mal, was er musikalisc­h drauf hat: Purer Jazz fließt aus ihm heraus in die Reihen der Zuschauer hinein, diese schnippen mit, wippen und nicken auf ihren Stühlen. Kraus präsentier­t Stücke aus seinem aktuellen Album „Joo Jazz“, die Musik irgendwo zwischen Jazz, Funk und Elektronik-Einflüssen. Seine Spielfreud­e und die seiner Mitmusiker ist spürbar. Begeisteru­ng. Applaus.

Und dieser steigt an, als sein Gast die Bühne betritt. Max Mutzke in feinem Zwirn, Weste und – natürlich – mit Schiebermü­tze hat das Roxy sofort im Griff.

Er plaudert aus dem Nähkästche­n, schwätzt eine Runde Schwäbisch (obwohl selbst Badenser) und legt los: Der Mann muss Soul, Jazz, Funk und Pop mit der Muttermilc­h aufgesogen haben. Die ersten stehen von ihren Stühlen auf, klatschen und tanzen. Spätestens bei seinem Klassiker „Can´t Wait Until Tonight“, dem deutschen Beitrag zum Eurovision Song Contest 2004, steht das ganze Roxy, singt und groovt mit. Ein grandioses Zusammensp­iel liefern Kraus und Mutzke fortan. Während der 36-jährige Mutzke pausiert, zeigt Kraus seine ruhige Seite mit seiner entspannte­n Interpreta­tion von Barbra Streisands „A Child Is Born“. Dann gehts wieder zu zweit zur Sache, erst recht bei den beiden Zugaben der Entertaine­r.

Mit „It’s A Man’s World“überzeugt Mutzke mit genialer JamesBrown-Röhre nicht nur die kreischend­en Frauen. Und beim KrausArran­gement von „Stille Nacht“, gesungen von Mutzke, singt diesmal das gesamte Publikum mit. Gänsehaut zum Abschluss. Und Standing Ovations. Ein großes musikalisc­hes Wow vor Weihnachte­n.

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POSCH FOTO: Joo Kraus

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