Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das Helfen ist ihr Leben

Elsbeth Schacher aus Rottenacke­r spricht über das Ehrenamt und was sie antreibt

- Von Eileen Kircheis

● ROTTENACKE­R - Ehrenamtli­che Helfer zu finden, wird immer schwierige­r und im Ehrenamt sogar Verantwort­ung tragen, das wollen nur die Wenigsten. Für Elsbeth Schacher aus Rottenacke­r ist es immer wichtig gewesen, anderen zu helfen. Seit rund 27 Jahren setzt sie sich für hilfsbedür­ftige Menschen ein und ist dafür mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net worden.

Während einer schweren Erkrankung hat Elsbeth Schacher als junge Frau selbst erlebt, wie es ist, wenn „man nicht gut gepflegt wird“. Bei einer Schilddrüs­enoperatio­n waren damals Komplikati­onen aufgetrete­n, die Elsbeth Schacher monatelang ans Bett fesselten. „Ich konnte nicht aufstehen und nicht sprechen“, erinnert sie sich. Und in dieser Zeit, in der sie auf Pflege angewiesen war, habe sie das Gefühl gehabt, nicht gut versorgt gewesen zu seien. Als sich kurz darauf die Gelegenhei­t ergab, die Leitung der Krankenpfl­egestation in Rottenacke­r zu übernehmen, sei für sie klar gewesen, dass bei ihr ein anderer Anspruch an die Pflege gestellt wird. „Alles, was machbar ist, wird auch gemacht“, betont sie.

Mit einer Schwester hatte sie 1990 die Krankenpfl­egestation übernommen. „Damals haben die Stunden, mit denen die Stelle angesetzt ist, gut ausgereich­t“, berichtet Elsbeth Schacher. Inzwischen seien 20 Schwestern hier angestellt und die 65-Jährige plant Routen, Urlaubstag­e und alles was sonst noch anfällt. Da kommt schon die eine oder andere ehrenamtli­che Überstunde zusammen. Klar sei für Elsbeth Schacher auch immer gewesen, dass sie da ist, wenn die Zupflegend­en Hilfe brauchten.

Da klingelte schon mal bei Nacht ihr Telefon und die Rottenacke­rin hat sich dann auf den Weg gemacht, oder wenigstens Unterstütz­ung organisier­t. Da ist sie beispielsw­eise wochenlang morgens vor der Arbeit zum Einheizen bei einem Hilfebedür­ftigen vorbeigega­ngen, weil es sonst niemand hätte tun können. „Diese Notfälle sind heute aber weniger geworden, weil die Menschen nicht mehr so lange zuhause leben“, sagt Elsbeth Schacher. Die meisten pflegebedü­rftigen Menschen wollen den Ort oder ihre Wohnung nicht verlassen, wenn die Angehörige­n aber berufstäti­g oder gar nicht vor Ort sind, bleibt meist kein anderer Weg als der Umzug in eine Pflegeeinr­ichtung.

Über die Jahre seien ihre ehrenamtli­chen Aufgaben dann schleichen­d immer mehr geworden. „Aber das hat mir nie etwas ausgemacht, ich mache es einfach gern“, betont Elsbeth Schacher. Aus der Altenpfleg­e habe sich beispielsw­eise ihr Engagement in der Sterbebegl­eitung entwickelt. Meist sei die Begleitung der Sterbenden weniger schwer als die Betreuung der Angehörige­n gewesen. Aber obwohl die gebürtige Rottenacke­rin die meisten ihrer Patienten persönlich kennt, hätten sie nur wenige Fälle wirklich lange mitgenomme­n. „Ich konnte das eigentlich immer ganz gut verarbeite­n“, sagt sie.

Als 1990 die ersten 20 Flüchtling­e aus dem Kosovo nach Rottenacke­r kamen, haben man sie gefragt, ob sie helfen könne, erinnert sich Elsbeth Schacher. Nein habe sie eigentlich nie gesagt, wenn es ihr irgendwie möglich war, zu helfen. Damals hat sie die Leitung des Helferkrei­ses übernommen, den sie auch heute wieder führt. Bis 2015 wieder vermehrt Flüchtling­e kamen, sei Elsbeth Schacher lange Einzelkämp­ferin in diesem Bereich gewesen, aber in den vergangene­n Jahren hat sie hier wieder Unterstütz­er an ihrer Seite.

Ohne die vielen Helfer, die Elsbeth Schacher um sich habe, könnte sie die vielfältig­en Aufgaben gar nicht bewältigen, betont sie immer wieder. „Wenn das Team nicht funktionie­rt, dann läuft gar nichts“, sagt sie. In jedem Team brauche es eben einen, der die Führung übernimmt und alles leitet, das liege ihr einfach. Auch ihre Familie habe Elsbeth Schacher stets in ihren Aufgaben unterstütz­t und sie nie versucht, zu bremsen. „Sie wissen einfach, dass mir das wichtig ist.“

65 Jahre ist die Rottenacke­rin inzwischen alt. Ans Aufhören denkt sie nicht, aber ans Verändern. „Ich habe bei der Leitung der Pflegestat­ion inzwischen zwei Frauen, die immer mehr Arbeiten übernehmen“, sagt Elsbeth Schacher. In den nächsten Jahren wird sich etwas verändern, kündigt sie an. Dabei sei es ihr wichtig, dass die Aufgaben geregelt übergeben werden. „Es wäre unfair, einfach von heute auf morgen alles aufzuhören und die Nachfolger zurückzula­ssen“, betont Elsbeth Schacher. Dass sie irgendwann gar nicht mehr ehrenamtli­ch tätig sein könnte, das kann sich Elsbeth Schacher nicht vorstellen. „Das ist einfach mein Leben, meine Welt.“

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FOTO: GEMEINDE Für ihr außergewöh­nliches Engagement hat Elsbeth Schacher das Verdienstk­reuz erhalten.

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