Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Weihnachts­krippen vom „Ur-Erbacher“

Anton Graf hat viele Hobbys, darunter ist auch ein sehr weihnachtl­iches, er baut Krippen

- Von David Drenovak

ERBACH - Selbst in diesen modernen Tagen ist für die meisten Menschen im Ländle das Bescherung­szimmer zu Weihnachte­n ohne einen Christbaum und eine Krippe nicht vollständi­g. Trotz der Hektik, die sich oft kurz vor den Feiertagen einstellt, nehmen sie sich die Zeit, das häufig aus Holz geschnitzt­e Kleinod aus einem Karton vom Kleidersch­rank zu holen, um dann die Figuren mit viel Liebe zum Detail auf einem samtigen Tuch am Fuße des Christbaum­es zu arrangiere­n. Oft sind die Krippen Familiener­bstücke, die seit Generation­en weitergege­ben werden. Anton Graf aus Erbach ist einer der Männer, die sie in vielen Stunden in Handarbeit fertigen.

Anton Graf ist gebürtiger Erbacher, ja sogar ein „Ur-Erbacher“, wie er selbst sagt. Mittlerwei­le 83 Jahre alt, hat er lange Jahre als SportSchre­iner beim örtlichen Ski-Produzente­n gearbeitet. 20 Jahre hat er sich mit viel Freude als Stadionwar­t um den Donauwinke­l gekümmert und 15 Jahre lang war er Feuerwehrk­ommandant – ein echtes Erbacher Original eben. Wie er dann zum Krippenbau­er wurde, sei schnell erzählt. Nachdem er in Rente gegangen ist, habe er ja schließlic­h „ebbes doa müssa“. Er habe schon immer gerne geschnitzt, anfangs waren es Spazierstö­cke und Figuren aus Baumwurzel­n. Als seine älteste Tochter, die wohl das handwerkli­che Geschick vom Vater geerbt hat, anfing, Weihnachts­wichtel zu basteln und diese auf Märkten zu verkaufen, sei eins zum andern gekommen.

„Ich mache alle Arten von Krippen: schwäbisch­e, alpenländi­sche, orientalis­che und auch moderne“, sagt Anton Graf, dem zusammen mit seiner Frau aber die klassische­n immer noch am besten gefallen. Meist benutzt er für die kleinen Kunstwerke Linden- oder Tannenholz, schmückt die Gebäude zusätzlich mit kleinen Ästen, die er am Wegesrand bei einem seiner vielen Spaziergän­ge findet. Die Dächer sind meist kunstvoll mit handgearbe­iteten Schindeln gedeckt. Selbst das Inventar wie Krippe, Futtertrög­e, Lampen oder Holzstapel fertigt Graf selbst. Für alles gibt es Schablonen und Vorlagen in seiner Werkstatt im Keller. Was er sehr gerne macht, sind kleine Lichter, die er in die Lampen einarbeite­t oder die der Feuerstell­e das gewisse Etwas verleihen. Die Begeisteru­ng für die Arbeit mit Holz,

„Holz ist gegenüber anderen Materialie­n immer lieb und warm – nicht so wie Metall.“Anton Graf Krippenbau­er

spürt man sofort, wenn Graf von seinem Hobby erzählt. „Holz ist gegenüber anderen Materialie­n immer lieb und warm – nicht so wie Metall.“Seinen Enthusiasm­us erhält er sich auch dadurch, dass er nur an den Krippen arbeitet, wenn er Spaß daran hat. „Wenn ich mal keine Lust habe oder etwas trocknen muss, dann gehe ich in meinen Garten, da gibt es auch viel zu tun“, sagt Anton Graf und lacht.

Früher hat der Hobby-Krippenbau­er sogar die Tiere, wie Esel und Schafe, für seine Krippen selbst geschnitzt, heute besorgt seine Tochter die Figuren. Des Geldes wegen baut Anton Graf keine Krippen. „Wenn ich die Arbeitszei­t rechnen würde, dann würde ich wohl draufzahle­n“, erklärt Graf, deswegen rechne er auch nicht und könne auch nicht sagen, wie viel Zeit er in sein Hobby steckt. Seine Tochter nimmt die fertigen Krippen dann mit auf Märkte in der ganzen Region und da- rüber hinaus. In Tübingen, Metzingen, ja sogar auf der Burg Hohenzolle­rn waren die Graf-Krippen aus Erbach schon zu sehen. Wer nicht so weit reisen möchte, kann jedes Jahr ein Exemplar im Schaufenst­er der Stadtbüche­rei bewundern.

Damit ihm die Ideen nicht ausgehen und er auch sehen kann, wie andere Krippenbau­er arbeiten, besucht Anton Graf zusammen mit seiner Frau, die auch für die einen oder anderen Kleinarbei­ten eingespann­t wird, einmal im Jahr das Krippenmus­eum in Oberstadio­n. Graf sagt: „Das sind ganz tolle Ausstellun­gen, da sehe ich, wie Andere arbeiten und kann immer Anregungen für meine eigenen Krippen mitnehmen.“Dass die Ideen ihm nicht ausgehen, zeigt sich an den sechs verschiede­nen Krippen, die gerade im Wohnzimmer der Grafs stehen. Zudem ist die kleine Werkstatt im Keller noch mit genügend Material für viele weitere Weihnachts­krippen des Erbacher Originals gefüllt.

Neben seinen Krippen hat Anton Graf weit über hundert schwäbisch­e Gedichte geschriebe­n. Eines hat er uns zur Verfügung gestellt.

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SZ-FOTOS: DKD Anton Graf mit einer seiner klassische­n Weihnachts-Krippen.
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In der kleinen Werkstatt sind schon sehr viele Krippen entstanden.

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