Weihnachtskrippen vom „Ur-Erbacher“
Anton Graf hat viele Hobbys, darunter ist auch ein sehr weihnachtliches, er baut Krippen
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ERBACH - Selbst in diesen modernen Tagen ist für die meisten Menschen im Ländle das Bescherungszimmer zu Weihnachten ohne einen Christbaum und eine Krippe nicht vollständig. Trotz der Hektik, die sich oft kurz vor den Feiertagen einstellt, nehmen sie sich die Zeit, das häufig aus Holz geschnitzte Kleinod aus einem Karton vom Kleiderschrank zu holen, um dann die Figuren mit viel Liebe zum Detail auf einem samtigen Tuch am Fuße des Christbaumes zu arrangieren. Oft sind die Krippen Familienerbstücke, die seit Generationen weitergegeben werden. Anton Graf aus Erbach ist einer der Männer, die sie in vielen Stunden in Handarbeit fertigen.
Anton Graf ist gebürtiger Erbacher, ja sogar ein „Ur-Erbacher“, wie er selbst sagt. Mittlerweile 83 Jahre alt, hat er lange Jahre als SportSchreiner beim örtlichen Ski-Produzenten gearbeitet. 20 Jahre hat er sich mit viel Freude als Stadionwart um den Donauwinkel gekümmert und 15 Jahre lang war er Feuerwehrkommandant – ein echtes Erbacher Original eben. Wie er dann zum Krippenbauer wurde, sei schnell erzählt. Nachdem er in Rente gegangen ist, habe er ja schließlich „ebbes doa müssa“. Er habe schon immer gerne geschnitzt, anfangs waren es Spazierstöcke und Figuren aus Baumwurzeln. Als seine älteste Tochter, die wohl das handwerkliche Geschick vom Vater geerbt hat, anfing, Weihnachtswichtel zu basteln und diese auf Märkten zu verkaufen, sei eins zum andern gekommen.
„Ich mache alle Arten von Krippen: schwäbische, alpenländische, orientalische und auch moderne“, sagt Anton Graf, dem zusammen mit seiner Frau aber die klassischen immer noch am besten gefallen. Meist benutzt er für die kleinen Kunstwerke Linden- oder Tannenholz, schmückt die Gebäude zusätzlich mit kleinen Ästen, die er am Wegesrand bei einem seiner vielen Spaziergänge findet. Die Dächer sind meist kunstvoll mit handgearbeiteten Schindeln gedeckt. Selbst das Inventar wie Krippe, Futtertröge, Lampen oder Holzstapel fertigt Graf selbst. Für alles gibt es Schablonen und Vorlagen in seiner Werkstatt im Keller. Was er sehr gerne macht, sind kleine Lichter, die er in die Lampen einarbeitet oder die der Feuerstelle das gewisse Etwas verleihen. Die Begeisterung für die Arbeit mit Holz,
„Holz ist gegenüber anderen Materialien immer lieb und warm – nicht so wie Metall.“Anton Graf Krippenbauer
spürt man sofort, wenn Graf von seinem Hobby erzählt. „Holz ist gegenüber anderen Materialien immer lieb und warm – nicht so wie Metall.“Seinen Enthusiasmus erhält er sich auch dadurch, dass er nur an den Krippen arbeitet, wenn er Spaß daran hat. „Wenn ich mal keine Lust habe oder etwas trocknen muss, dann gehe ich in meinen Garten, da gibt es auch viel zu tun“, sagt Anton Graf und lacht.
Früher hat der Hobby-Krippenbauer sogar die Tiere, wie Esel und Schafe, für seine Krippen selbst geschnitzt, heute besorgt seine Tochter die Figuren. Des Geldes wegen baut Anton Graf keine Krippen. „Wenn ich die Arbeitszeit rechnen würde, dann würde ich wohl draufzahlen“, erklärt Graf, deswegen rechne er auch nicht und könne auch nicht sagen, wie viel Zeit er in sein Hobby steckt. Seine Tochter nimmt die fertigen Krippen dann mit auf Märkte in der ganzen Region und da- rüber hinaus. In Tübingen, Metzingen, ja sogar auf der Burg Hohenzollern waren die Graf-Krippen aus Erbach schon zu sehen. Wer nicht so weit reisen möchte, kann jedes Jahr ein Exemplar im Schaufenster der Stadtbücherei bewundern.
Damit ihm die Ideen nicht ausgehen und er auch sehen kann, wie andere Krippenbauer arbeiten, besucht Anton Graf zusammen mit seiner Frau, die auch für die einen oder anderen Kleinarbeiten eingespannt wird, einmal im Jahr das Krippenmuseum in Oberstadion. Graf sagt: „Das sind ganz tolle Ausstellungen, da sehe ich, wie Andere arbeiten und kann immer Anregungen für meine eigenen Krippen mitnehmen.“Dass die Ideen ihm nicht ausgehen, zeigt sich an den sechs verschiedenen Krippen, die gerade im Wohnzimmer der Grafs stehen. Zudem ist die kleine Werkstatt im Keller noch mit genügend Material für viele weitere Weihnachtskrippen des Erbacher Originals gefüllt.
Neben seinen Krippen hat Anton Graf weit über hundert schwäbische Gedichte geschrieben. Eines hat er uns zur Verfügung gestellt.