Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr rechtsextr­eme Verdachtsf­älle bei der Bundeswehr

Wehrbeauft­ragter Bartels spricht von mehr als doppelt so vielen Meldungen wie 2016 – Auch Militärgeh­eimdienst zählt mehr Untersuchu­ngen

- Von Christian Schellenbe­rger

RAVENSBURG - Die Zahl der gemeldeten rechtsextr­emistische­n Verdachtsf­älle in der Bundeswehr hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Das sagte der Wehrbeauft­ragte des Bundestage­s, HansPeter Bartels (SPD), auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Im Vorjahr lag die Zahl der Verdachtsf­älle, die dem Wehrbeauft­ragten von der Bundeswehr gemeldet worden waren, demnach bei 63. In diesem Jahr liegt die Zahl der Fälle bereits jetzt deutlich über 120. Zudem seien im laufenden Jahr bislang fünf Bundeswehr­angehörige wegen rechtsextr­emer Vorfälle entlassen worden. Die endgültige­n Zahlen wird der Wehrbeauft­ragte Anfang kommenden Jahres in seinem Bericht dem Bundestag vorlegen.

Die Zunahme der Verdachtsf­älle führt Bartels auf eine gestiegene Sensibilit­ät in der Truppe zurück. Bereits im Mai, kurz nach Bekanntwer­den der Anschlagsp­läne des mutmaßlich rechtsextr­emistische­n Bundeswehr­soldaten Franco A. hatte der Wehrbeauft­ragte gesagt: „Es wird jetzt neben Größerem auch jede Kleinigkei­t gemeldet.“Dies schlage sich in den Verdachtsz­ahlen nieder.

Anfang Dezember hatte die „Schwäbisch­e Zeitung“neue Vorwürfe gegen Soldaten aus der Pfullendor­fer Kaserne öffentlich gemacht. Die Hechinger Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen zwei Mitglieder der Ausbildung­skompanie 209, weil sie unter anderem eine Fotomontag­e per E-Mail verschickt haben sollen, die das Eingangsto­r des ehemaligen Konzentrat­ionslagers Auschwitz und ankommende Flüchtling­e zeigt. Die Überschrif­t: „Hier ist für jeden von euch ein Platz.“

„Die Bundeswehr bildet einen Querschnit­t der Bevölkerun­g ab, da lässt es sich nicht mit Garantie verhindern, dass auch Extremiste­n unter den Soldaten sind. Aber man muss jedem einzelnen Verdachtsf­all seriös nachgehen“, so Bartels. Zumal das hierarchis­che Wesen der Truppe, Uniformen und Waffen auch anziehend auf Menschen mit extremisti­scher Gesinnung wirkten.

Bereits zum 1. Juli hatte der Bundestag das Soldatenge­setz verschärft. Seitdem werden Bewerber vom Militärisc­hen Abschirmdi­enst (MAD) einer Sicherheit­süberprüfu­ng unterzogen. Auch dieser registrier­t eine steigende Zahl rechtsextr­emer Verdachtsf­älle. Waren im vergangen Jahr noch 120 Untersuchu­ngen neu aufgenomme­n worden, liegt die Zahl in diesem Jahr bereits bei mehr als 280.

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FOTO: DPA Der SPD-Politiker Hans-Peter Bartels ist Wehrbeauft­ragter des Bundestags.

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