Nur noch eine Party im Monat im „Poco Loco“
Biberacher Bürger klagen wegen Lärmbelästigung – Inhaber Aleksandar Ristic ist enttäuscht und sauer
●
BIBERACH - Jedes Wochenende Party im „El Poco Loco“in der Biberacher Viehmarktstraße? Diese Zeiten sind vorerst vorbei. Das Verwaltungsgericht Sigmaringen hat entschieden, dass Inhaber Aleksandar Ristic nur noch einmal im Monat eine große Party veranstalten darf – und das auch nur maximal zehn Mal im Jahr. Der Grund: Mehrere Bürger haben die Stadt Biberach verklagt und Widerspruch gegen die Baugenehmigung und auch gegen die gaststättenrechtliche Konzession des „Poco Loco“eingelegt.
Der Streit läuft seit rund einem Jahr, fast genauso lange, wie das „Poco Loco“geöffnet hat. Der Vorwurf: Es ist nachts auf der Straße zu laut. Inhaber Aleksandar Ristic habe alles versucht, die Nachbarn zu beruhigen. „Ich wollte auf sie zugehen, mit ihnen sprechen, ich habe für mehrere Tausend Euro ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen, bei dem festgestellt wurde, dass die Musik nicht zu laut ist, sondern die Menschen auf der Straße. Ich hatte mit der Stadt Kontakt, mit dem Ordnungsamt, aber es hat alles nichts gebracht“, sagt Aleksandar Ristic. „Jetzt will ich einfach nur meine Ruhe haben und meine Energie meinen Gästen widmen.“
Auch die Stadt Biberach hätte sich den Ausgang der Verhandlung anders gewünscht: „Es ist wirklich schade für die Stadt. Wir haben das Projekt von Anfang an unterstützt, um die Innenstadt zu beleben“, sagt Baubürgermeister Christian Kuhlmann. Jetzt seien der Stadt allerdings die Hände gebunden. „Das Verwaltungsgericht hat nach dem Gebot der gegenseitigen Rücksichtnahme entschieden“, so Kuhlmann. „Im Kerngebiet ist der Clubbetrieb aber dennoch zulässig, jetzt eben mit eingeschränktem Nutzungsrecht.“
Der ganze Ärger hat Aleksandar Ristic und seine Familie mitgenommen: „Wir wollten hier einfach was Cooles für Biberach und vor allem für die Jugend machen“, sagt der Geschäftsmann, dessen mexikanisches Restaurant es seit mehr als 20 Jahren in Biberach gibt. „Die Leute wollen zwar, dass es in Biberach was gibt, aber bitte nicht vor ihrer Haustür.“Und er geht noch weiter: „Jetzt hat es mich getroffen. Aber es kann genauso gut jeden anderen Gastronomen treffen. Wenn die Menschen so weit gehen, dann ist auch das Schützenfest gefährdet“, sagt Ristic. Er ist sich bewusst, dass es Lärm auf der Straße gab, allerdings auch verursacht von den Gästen des benachbarten Imbissladens. „Ich habe viele Securitys eingestellt, ich habe die Gäste gebe- ten, leise zu sein – mehr kann ich nicht machen“, sagt Ristic. „Es sind auch nicht immer nur meine Gäste, die laut sind, es sind einfach Leute, die durch die Straßen ziehen. Was soll ich da machen?“Seit der Imbiss um Mitternacht schließe, sei die Lärmbelästigung laut Ristic nicht mehr so hoch.
Enttäuscht ist er dennoch von der Stadt. „Die Stadt Biberach sollte ihre Gastronomen beschützen, vor allem vor angeblichen Anwohnern, die dann auch noch klagen“, sagt Ristic. Denn drei der Kläger würden nicht einmal in unmittelbarer Nähe des „Poco Loco“wohnen. „Es ist der Neid, der mich in Biberach stört, wenn’s bei anderen gut läuft“, äußert Ristic seine Vermutungen, warum es zur Klage kam.
Von der Stadt hätte er mehr Rückendeckung erwartet. Es habe viele Gespräche mit dem Ordnungsamt gegeben: „Ich war kompromissbereit. Ich habe das Ordnungsamt gebeten, bis drei Uhr morgens zu kontrollieren. Jetzt habe ich keine Lust mehr.“Seine Konzession für den Disko-Betrieb hat er nicht verloren: „Ich könnte der Stadt ein neues Betriebskonzept vorstellen, aber das werde ich wohl im Moment nicht machen.“Zu tief sitze die Enttäuschung.
Vor knapp eineinhalb Jahren eröffnete Aleksandar Ristic mit seiner Frau Rosalie das neue Restaurant, die Bar, den Club „Poco Loco“. Die Familie hat dafür viel Geld investiert und jetzt dürfen Partys nur noch ein Mal pro Monat stattfinden, maximal zehn im Jahr. „Wir haben uns damit abgefunden, wir machen weiter unsere Ü30-Partys, aber die Jungen bleiben halt leider wieder einmal auf der Strecke“, sagt er. „Da frage ich mich langsam, wie soll unsere Stadt in Zukunft aussehen? Eigentlich ist es hier so schön, aber ich wundere mich nicht, wenn die jungen Leute keine Lust mehr haben, hier zu leben.“Genau solche Einschränkungen seien ein großer Rückschritt für eine Stadt wie Biberach.