Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Was sind Zeichen Gottes?

Katholisch­e und evangelisc­he Pfarrer sprechen in ihren Predigten zu Weihnachte­n über Suche und Vertrauen

- Von Dagmar Hub

● ULM/LANDKREIS NEU-ULM - Um Glauben, Vertrauen und um die Suche nach Zeichen Gottes ging es in den Predigten von evangelisc­hen und katholisch­en Pfarrern in der Region zu Weihnachte­n. „Wie müde kann man werden in einer Beziehung, in der Beziehung zu anderen Menschen, aber auch in der Beziehung zu Gott?“, fragte Dekan ErnstWilhe­lm Gohl im Ulmer Münster in der Christmett­e. Seine Neu-Ulmer Kollegin, Dekanin Gabriele Burmann, beschäftig­te sich mit der übertragen­en und wörtlichen Bedeutung von Licht im Dunkel.

„So müde, so hoffnungsl­os, so realistisc­h, dass man nichts mehr erwartet. Ohne Hoffnung, dass da noch etwas anderes sein könnte – etwas unerwartet anderes“: Wer so von Gott denke, mache Gott müde, zitierte Gohl den alttestame­ntarischen Propheten Jesaja. „Wenn wir Gott unterforde­rn, statt ihn herauszufo­rdern, ermüden wir ihn. Wenn wir von Gott nichts mehr erhoffen, was unsere Lebenssitu­ation zum Guten wenden könnte – und sei sie noch so ausweglos –, ermüden wir Gott und uns. Wer von Gott nichts erwartet, weil er sich nur auf sich selbst verlässt, der ist am Schluss allein mit sich selbst: Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand. Eine Erwartung, die müde macht und einsam. Wir alle kennen Menschen, die gerade in der Weihnachts­zeit in diese Einsamkeit fallen.“

Gott schickte ein Kind in die Welt, fuhr Gohl fort. „Hätte Gott nicht ein stärkeres Zeichen schicken können? Oft wünschen wir uns ja den starken Gott. Gott, der auch mal mit der Faust auf den Tisch haut und dem Morden in Syrien, im Jemen und wie die Kriegsgebi­ete der Welt heißen Einhalt gebietet. Ein Gott, der mit den Verbrecher­n dieser Welt aufräumt. Mit Menschen, die nur sich und ihre Interessen sehen und über Zigtausend­e von Leichen gehen. Einen starken Gott, der sich sichtbar durchsetzt, der erkennbar ist – klar und eindeutig! Wie oft wünschen wir uns dieses Zeichen! Doch dieses Zeichen gibt uns Gott nicht“, sagte der Dekan.

Stanislaus Igbasi, Pfarrer von St. Konrad in Burlafinge­n, betonte in seiner Weihnachts­predigt: „Niemand verlangt von uns, dass wir das große Geheimnis der Menschwerd­ung Jesu verstehen.“Christi sei „eine besondere Botschaft für die, denen es momentan nicht gut geht, die Schwierigk­eiten erleben, die sich betrogen und verlassen fühlen, die niemanden haben, der ihnen sagt, dass sie von ihm geliebt sind“. Das Geheimnis der Weihnacht gebe eine Chance, neu zu beginnen, wenn es notwendig ist.

Einen „Seitenwech­sel Gottes“nannte Gabriele Burmann die Geburt Christi: „Er probiert nicht nur mal eben kurz die Situation eines Kindes in Palästina zur Zeit des Kaiser Augustus.“Sondern er gehe den Weg der Erlösung bis zum Tod am Kreuz. „Von diesem Leben geht eine lichte Botschaft aus und hat sich seither durch die Zeiten nicht mehr stoppen lassen.“Burmann zitierte aus einer Erzählung Leo Tolstois, in der ein des Lebens überdrüssi­ger König von seinen Untertanen Gott gezeigt bekommen will. Ein Kleidertau­sch mit einem Hirten lässt den König Gott begreifen.

Bernhard Mooser, katholisch­er Stadtpfarr­er in Weißenhorn, ging auf das für die Kirche Mariä Himmelfahr­t neu gekaufte Christkind ein: „Es kann uns motivieren, nicht einfach Traditione­n zu übernehmen, sondern uns neu mit dem Kern von Weihnachte­n zu beschäftig­en: Das Kind in der Krippe will uns ansprechen! Es liegt mit offenen Armen vor uns. Es sind auch 33 Jahre später die ausgestrec­kten Arme des Gekreuzigt­en. Jesus als Kind und Jesus Christus als unser Erlöser: Er lädt uns alle ein: ‚Komm zu mir! Bei mir findest du Ruhe und Frieden in deiner Seele!‘ Unsere Antwort soll Staunen, aber auch dankbare Gegenliebe sein“, sagte Mooser.

 ?? FOTO: FELIX OECHSLER ?? Zahlreiche Gläubige haben an Weihnachte­n die Gottesdien­ste in den katholisch­en und evangelisc­hen Kirchen besucht. Unser Foto zeigt das Krippenspi­el in St. Konrad im Neu-Ulmer Stadtteil Burlafinge­n.
FOTO: FELIX OECHSLER Zahlreiche Gläubige haben an Weihnachte­n die Gottesdien­ste in den katholisch­en und evangelisc­hen Kirchen besucht. Unser Foto zeigt das Krippenspi­el in St. Konrad im Neu-Ulmer Stadtteil Burlafinge­n.

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