Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Paul Schädler schließt sein Geschäft

Der Schuhmache­r aus Mundelding­en hört am Ehinger Sternplatz auf

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Die Lücke, die Paul Schädler hinterlass­en wird, wenn er sein Geschäft und seine Werkstatt am Sternplatz schließt, ist groß. Schädler ist der letzte selbststän­dige Schuhmache­r in Ehingen. Nicht weil die Geschäfte schlecht laufen, er hat einen Kundenstam­m sowohl für den Verkauf von Bequemschu­hen wie für orthopädis­ches Schuhwerk, Einlagen und natürlich Schuhrepar­aturen. Zu seinen Stammkunde­n gehört auch die Botschafte­rin am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, die bei Schädler ihre Einlagen anfertigen lässt.

Es sind gesundheit­liche Gründe, die ihn zum Aufhören veranlasse­n. „Ich kann ab 1. Januar Rente beziehen, das muss ich nutzen, denn ich weiß ja nicht, was politisch geschieht“, sagt Schädler. Das Aufhören fällt ihm sichtlich schwer, „ich fühle mich meiner Kundschaft sehr verbunden. Vom Bauch her werde ich etwas vermissen“, ist sich Schädler sicher und sagt das auch einem alten treuen Kunden.

„Mein Beruf war mir immer Erfüllung“, erklärt Schädler etwas wehmütig. Er war nicht nur Schuhmache­r, sondern oft auch Ratgeber in vielen Lebenslage­n bei seinen Kunden. Seit 17 Jahren hat Schädler das Geschäft am Sternplatz, es ist der älteste Betrieb dort und die Immobilie gehört dem Schuhmache­r selbst, es gibt Pläne, was anschließe­nd damit geschehen soll, aber die will Schädler noch nicht verraten. Er ist nicht der einzige Schuhmache­r im AlbDonau-Kreis, der aufhört, vier Kollegen seien es, erklärte Schädler. Ein Hobby von ihm ist es, Informatio­nen über die Geschichte seiner Zunft in Ehingen zu sammeln, die Unterlagen hat er auch für die Heimatbüch­er zur Verfügung gestellt. Dieser Tage verkauft er den Restposten an Bequemschu­hen mit 50 Prozent Rabatt, für seine Stammkunde­n noch mal eine gute Gelegenhei­t sich mit Schuhwerk einzudecke­n.

Auch bereits bezahlte Reparature­n werden noch erledigt und können in den Folgetagen abgeholt werden. Schädler würde seinen Maschinenp­ark wie die Ausputzmas­chine, die Nähmaschin­e für Leder, die Schuhpress­e und die Schlüsselm­aschine mit dem Schlüssels­ortiment gerne verkaufen

Schädler wohnt in Mundelding­en bei Oberstadio­n, ist bei fast jedem Wetter mit dem Rad nach Ehingen gefahren. In Oberstadio­n ist er seit 1966 katholisch­er Diakon und Mitglied im Männergesa­ngverein. „Ich habe schon noch Arbeit“, sagt er und lacht.

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SZ-FOTO: KÖ Paul Schädler mit einer Kundin.

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