Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Hohle Fels: Wie alles begann

Winfried Hanold von der Schelkling­er Museumsges­ellschaft stellt den Hohle Fels vor

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SCHELKLING­EN (jon) - Seit dem 9. Juli dieses Jahres gehört der Hohle Fels in Schelkling­en zum UnescoWelt­kulturerbe. Aber was ist der Hohle Fels? Wie ist er entstanden und was gibt es dort alles zu erforschen? Winfired Hanold von der Schelkling­er Museumsges­ellschaft wirft in einer fünfteilig­en Serie für die „Schwäbisch­e Zeitung“einen Blick auf die vergangene­n 200 Millionen Jahre und erklärt die Entstehung­sgeschicht­e der Höhle am Fuße der Alb.

Der Hohle Fels: Wie alles begann

Vor 200 bis 145 Millionen Jahren war das, was wir heute als Schwäbisch­e Alb bezeichnen, Grund eines Meeres. Dieses Jurameer war ein Randmeer des damaligen großen „Weltmittel­meeres“, der Tethys. Auf dem Meeresgrun­d lagerten sich dicke Schichten von Kalkschlam­m ab und schlossen die Überreste abgestorbe­ner Lebewesen ein. Diese Überreste sind die Fossilien, die im Stadtmuseu­m in einer Vitrine zu sehen sind. Heute teilen wir die Schichten des Jura nach der vorherrsch­enden Gesteinsfa­rbe grob in Schwarzen, Braunen und Weißen Jura ein.

Vor etwa 160 Millionen Jahren, zur Zeit des Weißen Jura, siedelten auf dem Grund des warmen und flachen Meeres Schwämme. Es waren Kiesel- oder Glasschwäm­me von der Größe einer Erbse bis über einen Meter Durchmesse­r. Sie waren der Mittelpunk­t einer Lebensgeme­inschaft, die hauptsächl­ich aus Kleinlebew­esen bestand, die in die Höhe wuchs und einzelne Schwamm-Mikroben-Riffe bildete. Durch ihren Stoffwechs­el wurde in und um die Kolonien besonders dichter und reiner Kalk abgeschied­en, die heutigen Massenkalk­e. Der Hohle Fels ist ein solches ehemaliges Riff. Sein dichter Kalk widersteht der Verwitteru­ng besser als die umgebenden Kalke. In den Räumen zwischen den Riffen wurden geschichte­te Kalke abgelagert, wozu auch die Zementmerg­el gehören, wie sie in Vohenbronn­en abgebaut werden.

Verkieselt­er Jura-Schwamm

Wenn ein solches Schwamm-MikrobenRi­ff durch sein Wachstum oder Meeresspie­gelschwank­ungen nahe an die Oberfläche kam, siedelten sich darauf Korallen an. Sie brauchen warmes, sauberes Wasser und ausreichen­d Licht. Das Korallen-Tier lebt nämlich in Gemeinscha­ft mit Grünalgen. Sie betreiben Fotosynthe­se und tragen so zur Ernährung ihres Wirtstiere­s bei. Heute kennen wir über 150 Arten von Jura-Korallen. Riffe, wie sie heute (noch) in den tropischen Meeren von Korallen gebildet werden, schufen die Jura-Korallen nicht. Es waren nur kleine Fleckenrif­fe, von denen in der Umgebung von Schelkling­en zahlreiche Überreste gefunden werden. Verkieselt­e Fossilien ihrer Baumeister können mit Säure aus den Jurakalken präpariert werden. Die Museumsges­ellschaft konnte 2017 eine große Sammlung solcher verkieselt­er Korallen aus dem Raum Schelkling­en ankaufen. Im Stadtmuseu­m zeigt eine Vitrine Exemplare, sowie in einem Diorama,

Verkieselt­e Koralle

Manche dieser Riffe ragten bisweilen als Inseln aus dem Meer und wurden besiedelt. Sogar Pflanzen wuchsen darauf, wie das Fossil eines FarnBlatte­s im Museum Ehingen zeigt.

Im Stadtmuseu­m Schelkling­en gibt es aber einen ganz besonderen Besucher solcher Inseln, die Schelkling­er Schildkröt­e. Sie war wohl vor 150 Millionen Jahren auf dem Weg zu einer solchen Insel, vielleicht um Eier abzulegen, als sie ein jähes Ende fand. Deshalb ist auch nur gut die Hälfte ihres Panzers fossil erhalten. Ein einmaliger Fund für die Schwäbisch­e Alb.

Vor 145 Millionen. Jahren hoben Kräfte aus dem Erdinnern die Kalkablage­rungen über den Meeresspie­gel. Aus dem Schlamm wurde harter Kalkstein. Das ist Gegenstand der nächsten Folge.

Das Stadtmuseu­m ist jeden Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

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ARCHIVFOTO: EIS Der Hohle Fels in Schelkling­en.

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