Bei Vorsätzen lautet die Devise: Durchhalten
Viele Menschen fassen sich Vorsätze für das neue Jahr - Riedlinger Hochschulprofessor Helmrich gibt dazu Tipps
RIEDLINGEN ( sz) - Schnell sind gute Vorsätze für das bevorstehende Jahr gefasst, und häufig noch schneller wieder vergessen. Welche Vorsätze sich realisieren lassen und was man sich besser nicht vornimmt – dazu gibt es Tipps von Prof. Christian Helmrich, Professor für Psychologie an der SHR Fernhochschule mit Sitz in Riedlingen.
Bei einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts „YouGov“gaben 37 Prozent der Befragten an, sich für das neue Jahr etwas vorgenommen zu haben. „In anderen Befragungen heißt es, dass bis zu 75 Prozent eine Änderung ihres Verhaltens für das neue Jahr planen“, weiß der Psychologe Christian Helmrich. Neben dem Vorhaben, mehr Sport zu treiben, welches die Top-Ten-Liste der Vorsätze sowohl für 2016 als auch für 2017 anführte, stehen seit Jahren dieselben Neujahrsvorhaben hoch im Kurs: gesündere Ernährung, mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen, abnehmen, Freiräume für sich selbst schaffen, mehr reisen, auf der Karriereleiter die nächste Stufe erreichen. „Aber auch der Abbau von gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen wie Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum sind beliebte Vorsätze.
Doch was motiviert so viele Menschen jedes Jahr aufs Neue sich fürs neue Jahr etwas vorzunehmen? „Häufig fasst man Vorsätze, wenn man einen änderungswürdigen Zustand bei sich selbst feststellt oder von anderen Personen attestiert bekommt“, erklärt Helmrich. Dass der Wunsch, etwas am eigenen Leben ändern zu wollen, ausgerechnet zum Jahreswechsel wächst, führt Helmrich auf den rituellen Charakter des Jahreswechsels. „Es lässt sich vergleichen mit einer neuen, 365 Tage lang dauernden Spielrunde, die nun beginnt. Diese Spielrunde, das Jahr 2018, ist noch nicht durch die kleinen Laster kontaminiert und es lässt sich wieder von Null beginnen.“
90 Prozent scheitern
Doch die wenigsten Vorsätze werden tatsächlich erfolgreich umgesetzt. Etwa 90 Prozent der Personen stellen ihre Vorhaben in den ersten Monaten des Jahres bereits wieder ein. Meist sind die Vorsätze viel zu allgemein gehalten und zu hoch gegriffen. Doch Helmrich sieht weitere Gründe für die hohe Abbruchquote: Auch die eigene Selbstwirksamkeit könne eine Rolle spielen, wenn diese als zu gering erlebt wird oder aber der Aufwand bei der Umsetzung im Vergleich zum bisherigen Nutzen oder Schaden nicht attraktiv genug ist. „Ein weiteres Hindernis stellt die Status-quo-Neigung des Menschen dar: Es soll sich möglichst nichts verändern und alles so bleiben, wie es ist. Dieses Phänomen kennen wir in der Gesundheitspsychologie sehr gut.“
Wichtige Rahmenbedingungen
Um also eine erneute Enttäuschung durch gebrochene Vorsätze zu vermeiden, gibt Helmrich ein paar Tipps: Empfehlenswert sei es, sich nicht zu hohe oder unrealistische Ziele zu setzen. Außerdem müssen die Vorsätze konkret formuliert werden, indem große Ziele in erreichbare Teilziele zerlegt werden, am besten mit exakten Angaben – das heißt: Statt gänzlich auf Süßigkeiten zu verzichten, den Konsum reduzieren auf ein paar Rippchen Schokolade einmal in der Woche.
Neue Verhaltensweisen zu etablieren, benötigt eine längere Zeit, bis sich diese als fester Bestandteil in den Alltag einfügen. „Eine Phase, die überwunden werden muss“, so der Therapeut. Kurzum: Durchhalten lautet die Devise und nicht gleich wegen eines Misserfolges das gute Vorhaben komplett über Bord werfen.
Unterstützung durch Familie
„Neben der eigenen Einstellung erhöht auch die soziale Unterstützung die Erfolgschancen“, ergänzt der Psychologe. Partnerin oder Partner sollten dem guten Vorsatz wohlwollend gegenüber stehen und im besten Falle aktiv unterstützen. Fehlt die Unterstützung durch das eigene Umfeld oder neigt man dazu, gegen den eigenen Schweinehund oft den Kürzeren zu ziehen, dann bieten sich Möglichkeiten einer externen Unterstützung.