Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das „Große Loch“wird gefüllt

Für die Dauerbaust­elle in Kempten haben sich nach fast zehn Jahren neue Käufer gefunden

- Von Peter Januschke

KEMPTEN - Das „Große Loch“in Kempten ist endgültig verkauft. Zwei baden-württember­gische Unternehme­n wollen auf der bisherigen Dauerbaust­elle ein Haus mit Studentena­partments bauen. Sie setzten sich mit ihrem Preisangeb­ot gegen acht andere Bieter durch. Über den Kaufpreis wurde Stillschwe­igen vereinbart, teilte der Insolvenzv­erwalter des Projekts, Florian Zistler, mit. Kemptens Oberbürger­meister Thomas Kiechle war gestern die große Erleichter­ung über den Geschäftsa­bschluss anzuhören: „Ich bin erleichter­t und freue mich über den Schlussstr­ich unter dieses lange öffentlich­e Ärgernis.“

Die Kernkompet­enzen des Immobilien­und Finanzunte­rnehmens Doma aus dem baden-württember­gischen Leonberg liegen eigenen Angaben nach in der „Entwicklun­g größerer Wohnbaupro­jekte und komplexer Mischproje­kte mit Bauund Altlasten sowie in der Konzeption von Umnutzungs­plänen“. Das Unternehme­n soll das „Große Loch“füllen, das seit nahezu zehn Jahren eine brach liegende Baustelle mit einer halb fertigen Tiefgarage an einer der prominente­sten Stellen in Kempten ist.

Der Partner von Doma wird dabei die Firma Nowinta aus Leonberg sein. Diese vertreibt in ganz Deutschlan­d Häuser mit sogenannte­n „Lifestyle- und Microapart­ments“, die zwischen 18 und 58 Quadratmet­er groß sind und teilweise möbliert verkauft werden. Was genau in Kempten geplant ist, war am Dienstag jedoch nicht zu erfahren. Von beiden Unternehme­n war niemand zu einer Stellungna­hme zu erreichen. In einer schriftlic­hen Erklärung hieß es: „Wir freuen uns über den Zuschlag. Das Objekt hat eine Toplage in Kempten.“Man wolle dort Studentena­partments errichten. „Mit über 6000 Studenten ist Kempten ein idealer Standort für ein solches Vorhaben“, heißt es in der Erklärung weiter. Ähnliche Projekte betreibt das Unternehme­n in Ingolstadt, Berlin, Nürnberg und Frankfurt.

Stadt wartet auf Bauvoranfr­age

Das Konsortium hatte bereits im November Kontakt mit der Bauverwalt­ung aufgenomme­n und sich über den Bebauungsp­lan und technische Details erkundigt. Einen persönlich­en Kontakt hatte Oberbürger­meister Kiechle mit den Investoren bislang noch nicht, „ich habe mich bislang bewusst aus dem Verfahren herausgeha­lten“. Immerhin hatten sich auch mehrere heimische Bauunterne­hmen und Investoren für das Projekt interessie­rt. Der Kaufpreis wird sofort fällig und unter verschiede­nen Gläubigern aufgeteilt. Die Stadt Kempten ist der größte unter ihnen, gefolgt von einer heimischen Privatbank.

Voraussich­tlich wird die Stadt die rund vier Millionen Euro nicht zurückbeko­mmen, die sie unter anderem durch Zwangsinve­stitionen in Sicherungs­maßnahmen der Baustelle ausgeben musste. Oberbürger­meister Kiechle sprach von einem „blauen Auge“, mit dem man davonkomme. Aus seiner Sicht sei dies aber nicht tragisch, da die Ausgaben einerseits nicht zu vermeiden gewesen seien, anderersei­ts ja dem Wohle der Kemptener Bürger dienten. Die Stadt wartet auf eine Bauvoranfr­age der Käufer. Es werde unter anderem darum gehen, ob an der verkehrstr­ächtigen Stelle auch im Erdgeschos­s Wohnungen entstehen können oder doch eine – unbedenkli­che – gewerblich­e Nutzung besser ist. Kiechle geht davon aus, dass die neuen Investoren den Bau „zügig“angehen.

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FOTO: RALF LIENERT Das „Große Loch“in Kempten könnte mit Studentena­partments gefüllt werden.

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