Das „Große Loch“wird gefüllt
Für die Dauerbaustelle in Kempten haben sich nach fast zehn Jahren neue Käufer gefunden
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KEMPTEN - Das „Große Loch“in Kempten ist endgültig verkauft. Zwei baden-württembergische Unternehmen wollen auf der bisherigen Dauerbaustelle ein Haus mit Studentenapartments bauen. Sie setzten sich mit ihrem Preisangebot gegen acht andere Bieter durch. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, teilte der Insolvenzverwalter des Projekts, Florian Zistler, mit. Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle war gestern die große Erleichterung über den Geschäftsabschluss anzuhören: „Ich bin erleichtert und freue mich über den Schlussstrich unter dieses lange öffentliche Ärgernis.“
Die Kernkompetenzen des Immobilienund Finanzunternehmens Doma aus dem baden-württembergischen Leonberg liegen eigenen Angaben nach in der „Entwicklung größerer Wohnbauprojekte und komplexer Mischprojekte mit Bauund Altlasten sowie in der Konzeption von Umnutzungsplänen“. Das Unternehmen soll das „Große Loch“füllen, das seit nahezu zehn Jahren eine brach liegende Baustelle mit einer halb fertigen Tiefgarage an einer der prominentesten Stellen in Kempten ist.
Der Partner von Doma wird dabei die Firma Nowinta aus Leonberg sein. Diese vertreibt in ganz Deutschland Häuser mit sogenannten „Lifestyle- und Microapartments“, die zwischen 18 und 58 Quadratmeter groß sind und teilweise möbliert verkauft werden. Was genau in Kempten geplant ist, war am Dienstag jedoch nicht zu erfahren. Von beiden Unternehmen war niemand zu einer Stellungnahme zu erreichen. In einer schriftlichen Erklärung hieß es: „Wir freuen uns über den Zuschlag. Das Objekt hat eine Toplage in Kempten.“Man wolle dort Studentenapartments errichten. „Mit über 6000 Studenten ist Kempten ein idealer Standort für ein solches Vorhaben“, heißt es in der Erklärung weiter. Ähnliche Projekte betreibt das Unternehmen in Ingolstadt, Berlin, Nürnberg und Frankfurt.
Stadt wartet auf Bauvoranfrage
Das Konsortium hatte bereits im November Kontakt mit der Bauverwaltung aufgenommen und sich über den Bebauungsplan und technische Details erkundigt. Einen persönlichen Kontakt hatte Oberbürgermeister Kiechle mit den Investoren bislang noch nicht, „ich habe mich bislang bewusst aus dem Verfahren herausgehalten“. Immerhin hatten sich auch mehrere heimische Bauunternehmen und Investoren für das Projekt interessiert. Der Kaufpreis wird sofort fällig und unter verschiedenen Gläubigern aufgeteilt. Die Stadt Kempten ist der größte unter ihnen, gefolgt von einer heimischen Privatbank.
Voraussichtlich wird die Stadt die rund vier Millionen Euro nicht zurückbekommen, die sie unter anderem durch Zwangsinvestitionen in Sicherungsmaßnahmen der Baustelle ausgeben musste. Oberbürgermeister Kiechle sprach von einem „blauen Auge“, mit dem man davonkomme. Aus seiner Sicht sei dies aber nicht tragisch, da die Ausgaben einerseits nicht zu vermeiden gewesen seien, andererseits ja dem Wohle der Kemptener Bürger dienten. Die Stadt wartet auf eine Bauvoranfrage der Käufer. Es werde unter anderem darum gehen, ob an der verkehrsträchtigen Stelle auch im Erdgeschoss Wohnungen entstehen können oder doch eine – unbedenkliche – gewerbliche Nutzung besser ist. Kiechle geht davon aus, dass die neuen Investoren den Bau „zügig“angehen.