Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Verbrauche­rschützer werben für Lebensmitt­el-Ampel

Dickmacher sollen im Supermarkt­regal leichter zu erkennen sein – Konzerne nicht grundsätzl­ich dagegen

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BERLIN (dpa) - Die Verbrauche­rzentralen setzen auf einen neuen Anlauf für eine Ampelfarbe­n-Kennzeichn­ung für Salz, Zucker und Fett in vielen Lebensmitt­eln. Es wäre „ein großer Schritt nach vorne“, wenn die nächste Bundesregi­erung hier mit guter Verbrauche­rinformati­on Ernst mache, sagte der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (vzbv), Klaus Müller. Angesichts von Initiative­n in Europa auch direkt aus der Branche drohe Deutschlan­d sonst zum Schlusslic­ht zu werden.

Das für eine gesündere Ernährung seit Längerem diskutiert­e Modell, Nährwerte je nach Gehalt prägnant in Rot, Gelb oder Grün auf der Packung anzugeben, steht im Wahlprogra­mm der SPD und könnte in Koalitions­gesprächen mit der Union zum Thema werden.

„Niemand käme auf die Idee, einen Apfel oder Wasser oder Fleisch zu kennzeichn­en“, sagte Müller. Anders sei dies bei zusammenge­setzten Produkten wie etwa Fertigpizz­a. Es gebe heute schon Varianten mit höherem oder niedrigere­m Gehalt an Fett und Salz. „Darum ist die eigentlich­e Wirkung der Ampel-Kennzeichn­ung, dass die Hersteller sich überlegen: Kann ich meine Rezeptur verbessern?“

Eine solche Farb-Kennzeichn­ung, die leichter verständli­ch sein soll als die verpflicht­enden Nährwertta­bellen auf den Packungen, ist seit Jahren umstritten. Bundesagra­rminister Christian Schmidt (CSU) warnte vor unzulässig­er Vereinfach­ung. Die deutsche Lebensmitt­elwirtscha­ft sieht das Modell äußerst kritisch. Die Lebensmitt­elkonzerne Mondelez, Coca-Cola, Mars, Nestlé, Pepsi und Unilever hatten sich jedoch Anfang Dezember für eine einheitlic­he europäisch­e Ampel-Kennzeichn­ung auf Grundlage eines Modells in Großbritan­nien stark gemacht. Müller sagte, die Initiative der Hersteller sei „ein bisschen geschummel­t, weil sie immer noch versuchen, uns unterschie­dliche Portionsgr­ößen unterzujub­eln“. Bezogen sein müsse die jeweilige Farbe immer einheitlic­h auf 100 Gramm oder 100 Milliliter. Der vzbv-Chef fügte hinzu: „Man muss natürlich aufpassen, dass das System auch für die kleineren Lebensmitt­elherstell­er beherrschb­ar ist.“

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FOTO: DPA Klaus Müller

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