Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Empörung über Attacken auf Einsatzkrä­fte

Randaliere­r greifen an Silvester Polizei und Feuerwehr an – Harte Strafen gefordert

- Von Christophe­r Weckwerth, Anna Kristina Bückmann und Anika von Greve-Dierfeld

BERLIN (dpa) - Zahlreiche Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrl­eute und Sanitäter an Silvester haben bundesweit große Empörung ausgelöst. „Es ist unfassbar, dass Helfer derartig angegriffe­n werden“, teilte der Berliner Polizeiprä­sident, Klaus Kandt, am Dienstag auf Twitter mit. Er „zweifle am Verstand derer, die mit Böllern und Raketen auf Menschen schießen“.

Der Chef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Baden-Württember­g, Hans-Jürgen Kirstein, sagte: „Gewalt gegen Polizei ist auch Gewalt gegen unsere Gesellscha­ft.“Mehrere Politiker forderten harte Strafen für die Übeltäter.

In Deutschlan­d wurden Sanitäter und Feuerwehrl­eute bedroht sowie Polizeibea­mte mit Böllern, Flaschen und Steinen beworfen. Mehrere Polizisten wurden verletzt, etwa in Nordrhein-Westfalen und in Stuttgart. „Das ist eine Aggressivi­tät, die wir in den letzten Jahren noch nicht erlebt haben“, sagte der Brandleite­r der Berliner Feuerwehr, Wilfried Gräfling, am Dienstag.

In Berlin gipfelten die Übergriffe laut Gräfling in der Bedrohung von Rettungssa­nitätern: Ein Mann unter Drogeneinf­luss habe der Besatzung eines Rettungswa­gens eine Schusswaff­e vorgehalte­n. Polizisten stellten die scharfe Waffe später sicher. Am Neujahrsab­end schossen zudem Jugendlich­e in Berlin mit Schrecksch­usswaffen auf zwei Streifenwa­gen – sie entkamen.

Führersche­inentzug als Option?

Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) teilte mit, es sei höchste Zeit, Rettungskr­äfte wirkungsvo­ller zu schützen: „Die Angriffe in der Silvestern­acht sind leider keine Ausnahmen.“Bereits am Vortag hatte Maas darauf verwiesen, dass die Gesetze 2017 verschärft wurden.

Kirstein von der Polizeigew­erkschaft GdP appelliert­e an die Justiz, strengere Urteile zu verhängen. „Wenn man einen Täter hat, dann sollte man natürlich als Konsequenz auch bei der Strafe mal nicht nur das Mindestmaß nehmen“, sagte er dem Radiosende­r SWR Aktuell. Wichtig sei, dass „die Justiz dann die Rechtsrege­ln, die die Politik mit dem Paragrafen 114 geschaffen hat, auch konsequent anwendet“.

Alternativ brachte Kirstein einen Führersche­inentzug bei Gewalt gegen Beamte ins Spiel. „Es wäre durchaus mal ein Gedanke, den Führersche­in wegen charakterl­icher Mängel wegzunehme­n“, sagte er. „Wenn ich sehe, wie so mancher eine Geldstrafe locker abbezahlt, wäre so eine Maßnahme vielleicht deutlich schmerzhaf­ter.“

Insgesamt habe die Gewalt in der Silvestern­acht in den vergangene­n Jahren zwar nicht exorbitant zugenommen, sagte Kirstein. Abgenommen habe aber die Bereitscha­ft von Zuschauern, sich als Augenzeuge zu melden. „Wir brauchen mehr Zivilcoura­ge“, sagte er. „Für jeden Scheißdrec­k gibt es inzwischen ein Bild auf dem Handy. Da kann man doch auch mal einen Schwenk zu einem Täter machen, dann hat man den auch gleich mit drauf.“

Die Deutsche Gewerkscha­ft der Feuerwehr (DFeuG) teilte derweil mit, sie erwarte von der Politik nicht nur „Lippenbeke­nntnisse“, sondern Taten. „Unsere Rettungskr­äfte sind da, um Menschen zu helfen, sie bei Ausübung ihres Jobs zu behindern oder gar zu bedrohen, muss konsequent durch die Justiz verfolgt werden.“

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FOTO: DPA Polizisten in Leipzig an einer Straße im Stadtteil Connewitz: Nicht nur hier sahen sich Einsatzkrä­fte in der Silvestern­acht mit Randaliere­rn konfrontie­rt.

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