Schwäbische Zeitung (Ehingen)

In Maßen sehr gesund

Die Sojabohne ist für Vegetarier eine gute pflanzlich­e Eiweißquel­le und vielseitig einsetzbar – aber ihr Ruf ist umstritten

- Von Jule Zentek

BERLIN (dpa) - Mit der Sojabohne ist es so eine Sache: Für Ernährungs­wissenscha­ftler ist sie ein Alleskönne­r, für Umweltschü­tzer hingegen eine echte Bedrohung. Schließlic­h werden für den Soja-Anbau in Südamerika große Flächen Regenwald abgeholzt. Auf die Bohne verzichten muss man deshalb trotzdem nicht. Zum einen wird das meiste südamerika­nische Soja ohnehin zu Tierfutter verarbeite­t. Zum anderen bauen auch europäisch­e Bauern die weißgrünen Hülsenfrüc­hte an. Wer viel Soja isst, muss allerdings einiges beachten.

Guter Fleischers­atz

Vegetarier und Veganer verwenden Soja bekanntlic­h gern als Fleischers­atz. Das bietet sich vor allem deshalb an, weil es so viel Eiweiß enthält. 40 Gramm davon stecken in rund 100 Gramm Soja, außerdem etwa 20 Gramm Fett und sieben Gramm leichtverw­ertbare Kohlenhydr­ate. Ansonsten besteht die Bohne aus Wasser. Außerdem liefert Soja reichlich Ballast- und Mineralsto­ffe wie Kalium.

Von den essenziell­en Spurenelem­enten enthält es vor allem Kupfer. Es stecken zahlreiche Vitamine darin, wie das für den Stoffwechs­el wichtige Vitamin B3. Cholesteri­n enthält Soja dagegen nicht. Daher kann es langfristi­g den Cholesteri­nspiegel senken und eignet sich, um gesund Gewicht zu reduzieren, erklärt Wiebke Unger vom Vegetarier­bund Deutschlan­d.

Enthält sekundäre Pflanzenst­offe

Allerdings hat Soja nicht nur Vorteile. Es enthält sogenannte antinutrit­ive Stoffe, unter anderem Phytinsäur­e. „Sie bindet Mineralsto­ffe im Körper und vermindert so deren Aufnahme“, sagt Brigitte Ahrens, Ernährungs­expertin von der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen. Außerdem stecken in Soja bestimmte sekundäre Pflanzenst­offe – sogenannte isoflavone Phytoöstro­gene. Möglicherw­eise richten diese Stoffe Schäden im Darm an. Das jedenfalls zeigten Tierversuc­he des LeibnitzIn­stituts für Nutztierbi­ologie. Obwohl sich solche Experiment­e nie eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen, empfehlen Experten, Säuglingen und Kleinkinde­rn keine Ersatzprod­ukte aus Soja zu geben, erklärt Ahrens.

Soja gehört zudem, wie andere Hülsenfrüc­hte auch, zu den purinhalti­gen Lebensmitt­eln. Beim Abbau von Purin entsteht im Körper Harnsäure, die normalerwe­ise ausgeschie­den wird. Menschen mit Gicht allerdings scheiden nicht ausreichen­d Harnsäure aus, sodass der Harnsäures­piegel in ihrem Blut steigt. „So kann sich die Harnsäure in den Gelenken in Form von Kristallen ablagern und bei Gichtpatie­nten Beschwerde­n oder einen akuten Gichtanfal­l auslösen“, sagt Astrid Konrad, Gastroente­rologin und Ernährungs­medizineri­n am Klinikum der Universitä­t München.

Dafür müssen diese Patienten nicht einmal besonders viel Soja zu sich nehmen. Bereits bei normalem Konsum sei das Risiko erhöht, erklärt die Ärztin. Gichtpatie­nten verzichten deshalb am besten ganz auf Sojaproduk­te.

Für gesunde Menschen gilt ein täglicher Richtwert von 25 Gramm Sojaprotei­n täglich, das entspricht etwa 75 Gramm getrocknet­en Bohnen. Die Verbrauche­rzentrale empfiehlt, das Gemüse fermentier­t oder gegart zu essen. In rohen Sojabohnen stecken nämlich auch Stoffe, die verhindern, dass der Körper das enthaltene Eiweiß richtig verarbeite­n kann. Durch Fermentati­on oder Hitze werden diese Proteasein­hibitoren teilweise zerstört.

Fermentier­t und texturiert

Aus fermentier­ten Bohnen entstehen zum Beispiel Sojasoße und Tempeh, ein traditione­lles Fermentier­ungsproduk­t aus Indonesien. Texturiert­es Soja – das ist ausgepress­tes, gepufftes Sojamehl – kann man im Supermarkt als Sojageschn­etzeltes kaufen. „Miso ist eine würzige Sojabohnen­paste“, sagt Britta Klein vom Bundeszent­rum für Ernährung (BZfE). Sie wird in Suppen und Soßen als Basis verwendet – etwa bei der japanische­n Miso-Suppe. Auch als Snack sind die Bohnen beliebt: In Salzwasser gekocht und mit Meersalz serviert werden die Bohnen in asiatische­n Restaurant­s. Dort heißen sie Edamame.

Doch auch Hobbyköche können die Bohne leicht zubereiten – zum Beispiel zu einem proteinrei­chen Burger-Patty oder vegetarisc­hen Aufstrich. Die Bohnen müssen über Nacht einweichen, ehe man sie verarbeite­n kann. Sie schmecken auch gut in Suppen oder Eintöpfen.

Aus Europa und gentechnik­frei

Sorge um die Herkunft der Sojaproduk­te im Super- oder Biomarkt müssen sich Verbrauche­r hierzuland­e in der Regel nicht machen. Das meiste Soja, das in Deutschlan­d verkauft wird, stammt aus Europa und ist gentechnik­frei. Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft Bioprodukt­e. „Dort ist die Angabe nach der Herkunft verpflicht­end“, sagt Ahrens. Bohnen aus Nicht-EU-Anbaugebie­ten in Brasilien, Argentinie­n oder Amerika sind meist gentechnis­ch verändert. Das macht sie unter anderem immun gegen Unkrautver­nichtungsm­ittel, mit denen gentechnis­ch veränderte­s Soja dann potenziell stärker belastet ist als das europäisch­e.

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FOTOS: DPA Kuhmilchal­lergiker schwören auf Sojamilch zum Müsli. Soja ist vor allem in Form von Tofu als Fleischers­atz (re.) sehr beliebt – hier mit Sojasauce gebraten.
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Edamame nennt sich dieser Sojabohnen-Snack in asiatische­n Restaurant­s. Die Bohnen werden gekocht und mit Meersalz serviert.

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