Mit Hits wie „Ella, elle l’a“zum Ruhm
Trauer um France Gall – Französischer Chanson-Star mit 70 gestorben
Paris (AFP/dpa/sz) - Trauer um eine französische Chanson-Größe: Hits wie „Ella, elle l’a“oder dem GrandPrix-Hit „Poupée de cire, poupée de son“machten France Gall weltbekannt. Jetzt ist die Sängerin einer Krebserkrankung erlegen. Sie wurde 70 Jahre alt.
Nach dem Tod von Johnny Hallyday vor einem Monat trauert Frankreich erneut um einen Star. France Gall hinterlasse „Lieder, die alle Franzosen kennen“, schrieb Staatspräsident Emmanuel Macron ehrfurchtsvoll. Kulturministerin Françoise Nyssen nannte sie „eine der begabtesten Sängerinnen ihrer Generation“. Gall war Mitte Dezember in ein Krankenhaus eingeliefert worden, offiziell wegen einer Entzündung.
Gall wurde am 9. Oktober 1947 mit dem bürgerlichen Vornamen Isabelle in Paris geboren. Sie stammte aus einer musikbegeisterten Familie. Ihr Vater, der Sänger Robert Gall, hatte unter anderem Lieder für Édith Piaf geschrieben. Er komponierte auch frühe Stücke für seine Tochter.
Mit 16 Jahren feierte Gall ihren ersten Erfolg mit dem Titel „Ne sois pas si bête“. Ihr künstlerischer Leiter Denis Bourgeois änderte ihren Vornamen in „France“, um sie von der bekannten Sängerin Isabelle Aubret zu unterscheiden. Bourgeois brachte sie mit dem Chansonnier Serge Gainsbourg in Kontakt.
Gainsbourg schrieb für die junge Sängerin im Jahr 1964 „N’écoute pas les idoles“und verhalf ihr ein Jahr später zum internationalen Durchbruch: Mit seinem Titel „Poupée de cire, poupée de son“gewann Gall für Luxemburg den Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute Eurovision Song Contest). Kurz darauf kam es jedoch zum Bruch mit Gainsbourg, für den sie eine Art Lolita darstellte. Gall hatte die unanständigen Anspielungen in dem Titel „Sucettes à l’anis“(1966) nicht verstanden, das Lied sorgte für einen Skandal.
Platz eins in Deutschland
Zwischen 1966 und 1972 sang Gall auch auf Deutsch. „Ich liebe dich, so wie du bist“, „Kilimandscharo“, „Zwei Apfelsinen im Haar“und „Ein bisschen Goethe, ein bisschen Bonaparte“zählen zu ihren bekanntesten Songs.
Nach den Erfolgen Mitte der 1960er-Jahre geriet Galls Karriere vorübergehend ins Stocken. Das änderte sich wieder, als sie 1973 Michel Berger kennenlernte. 1976 heiratete das Paar. Zusammen hatten sie zwei Kinder: 1978 kam Tochter Pauline zur Welt, 1981 Sohn Raphaël. Mit Berger habe sie als Sängerin „das Glück in diesem Beruf“gefunden, sagte Gall. Ihrem Mann verdankte sie mehrere Hits, darunter „Résiste“(1981) und „Ella, elle l’a“(1987). Mit Letzterem landete sie auch in Deutschland einen Nummer-1-Hit. Vier Wochen lang hielt sich das Lied hierzulande auf Platz eins. Doch das Leben brachte France Gall nicht nur Berühmtheit, sondern auch Schicksalsschläge. 1992 starb Berger mit 44 Jahren an einem Herzinfarkt. Ein Jahr später erkrankte Gall an Brustkrebs.
Erfolg mit Musical
Als ihre Tochter Pauline 1997 an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose starb, zog sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Zu einem der seltenen Auftritte France Galls danach zählt ihr Duo mit Hallyday im Jahr 2000. Gall kehrte 2015 noch einmal ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zurück. Der Erfolg des Musicals „Résiste“ließ die Sängerin wieder an die Zukunft glauben. „Résiste“erzählte die Geschichte einer Discothek und ihrer Betreiber. Gall sang darin nicht, sondern trat als Erzählerin auf, die die Geschichte Revue passieren lässt. Die rund 30 Hits wurden von Sängern interpretiert, die damals, als France Galls Songs um die halbe Welt gingen, noch gar nicht geboren waren.