Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Mann fürs Magische

Trauer um Flötist Ray Thomas von den Moody Blues

- Von Jochen Schlosser

D● er Mann, dessen Querflöten­Solo dem Welthit „Nights in White Satin“der englischen Band The Moody Blues jene ungewöhnli­che Note verlieh, ist tot. Ray Thomas war sein Name – und selbst vielen Rock-Freunden dürfte nicht viel mehr als dieser eine musikalisc­he Moment aus dem Musikerleb­en des Flötisten aus Birmingham bekannt sein. Denn die Moody Blues, deren Mitbegründ­er Thomas war, waren vor allem in den Vereinigte­n Staaten eine große Nummer.

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere flogen die Moodies im Privatjet um die Welt und galten in Übersee als eine Art Grateful Dead für Träumer: von den Kritikern oftmals als kitschig abgetan, wurden sie erst spät als Pioniere des Softrock rehabiliti­ert. Das Album „Days of Future Passed“aus dem Jahr 1967 gilt heute als wegweisend in Sachen symphonisc­hem Rock. Auf dieser Platte findet sich auch „Nights in White Satin“.

Ungewöhnli­ch war bei der Band, dass von jeher alle Mitglieder Songs schrieben und sangen. Vor allem standen und stehen bis heute Sänger Justin Hayward und Gitarrist John Lodge im Fokus, die Anhänger liebten aber auch die Werke von Schlagzeug­er Graeme Edge, Mellotron-Spieler Mike Pinder – und jene von Thomas. Dessen beste Stücke sind Klassiker des Live-Repertoire­s: „Legend of AMind“(über Drogen-Guru Timothy Leary), „Nice To Be Here“, „Veteran Cosmic Rocker“oder auch „Dear Diary“. Sein Flötenspie­l und seine tiefe Stimme waren unverkennb­ar. Er war der Mann für die ruhigen, besinnlich­en und psychedeli­schen Momente, fürs Magische.

Während Hayward, Lodge und Edge bis heute gemeinsam touren, zogen sich Pinder und Thomas zurück. Seit 2002 spielte die Flöte jemand anderes. Im April wäre Ray Thomas mit den Kameraden jedoch noch einmal aufgetrete­n. Dann werden die Moodies in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenomme­n. Am Montag wurde bekannt, dass Ray Thomas vergangene­n Donnerstag im Alter von 76 Jahren einem Krebsleide­n erlegen ist. „Ray und ich waren zusammen auf dieser magischen Reise, seit wir 14 Jahre alt waren“, sagte John Lodge. „Zwei Jugendlich­e aus Birmingham, die nach den Sternen gegriffen haben – und wir haben sie gemeinsam erreicht.“

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FOTO: DPA Der britische Musiker Ray Thomas ist 76-jährig gestorben.

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