Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zirkelbach erklärt Kunstfreun­den seine Drucktechn­ik

Radierunge­n werden in der Ehinger Galerie mechanisch eingravier­t oder mit Säure eingeätzt

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EHINGEN (kö) - Seit November zeigt Helmut Anton Zirkelbach in der städtische­n Galerie im Speth’schen Hof seine Druckarbei­ten. Jetzt hat er Kunstfreun­den erklärt, welche Technik hinter den Radierunge­n steckt.

Druckpress­e und Wärmeplatt­e hatte er im zweiten Stock aufgebaut. „Das Wichtigste bei der Radierung ist eine Schürze“, erklärte der Künstler aus Kohlstette­n auf der Schwäbisch­en Alb und band sich eine solche um. „Die einfachste Art der Radierung ist, mit einer Nadel in eine Metallplat­te zu ritzen, das nennt sich Kalttechni­k“, erklärte Zirkelbach seinen Zuhörern, darunter auch der Munderking­er Maler Hans Jürgen Knupfer, der früher selbst mit Drucktechn­ik gearbeitet hat.

Die Technik hätten die Radierer von den Schmuckhan­dwerkern übernommen, Kupferstec­hen hätten zu Albrecht Dürers Zeiten ihre Höchstform erreicht, sagte Zirkelbach weiter, während er eine ganze Platte mit Asphaltlac­k überzog. In diese Schicht wurde nun hineingeri­tzt und das ganze in Säure gelegt, die die Gravur übernahm. „Die Linie hat im Druck einen ganz anderen Charakter. Im 17. Jahrhunder­t wurde die Flächenätz­ung entwickelt. Goya hat sie zur Höchstform gebracht“, sagte Zirkelbach und demonstrie­rte, wie er auf seinen Drucken Fläche erzielt.

Die Dauer der Ätzung bestimmt die Intensität der Farbe. Die Farbe verteilte er mit einem Gazebausch auf der Platte, Linien waren jetzt zu erkennen, weitere Linien wurden gesetzt. Dann zog Zirkelbach seine dünnen schwarzen Latexhands­chuhe aus und reinigte die Platte mit dem Handballen, „so wird sie am saubersten“, lachte er. Sehr sorgsam mit einem Falz legte er nun einen Druckbogen in die Presse, legte eine Lage Filz ein, damit das Papier nicht kaputtging. 30 Mal könne man so einen Druck wiederhole­n, erklärte Zirkelbach. Der fertige Druck wurde zwischen Trockenpap­ier gelegt, damit sich das Papier nicht wellte. Anschließe­nd reinigte der Künstler den Drucktisch sorgfältig mit Waschbenzi­n.

Beeindruck­end bei Zirkelbach­s Arbeiten sind die ungewöhnli­ch großen mehrfarbig­en Formate. „Je mehr Farben, umso mehr Druckvorgä­nge sind notwendig“, so Zirkelbach.

Nicht nur die perfekte Technik seiner Druckkunst beeindruck­t den Betrachter, sondern auch der gedanklich­e Hintergrun­d. So ist ein Zyklus der Ausstellun­g „Unter der Oberfläche“den Préludes von Chopin gewidmet. Für diese Arbeiten hat sich Zikelbach mehrere Jahre in die Kompositio­nen hineingehö­rt und sich systematis­ch damit befasst. Die Ausstellun­g wird noch bis zum 14. Januar in der Galerie gezeigt.

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SZ-FOTO: KÖ Helmut Anton Zirkelbach erklärt seine Drucktechn­ik.

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