Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So schön kann ein Neujahrsko­nzert sein

Württember­gische Philharmon­ie Reutlingen präsentier­t perfektes Operettenp­rogramm

- Von Kurt Efinger

EHINGEN - Ein rundum gelungenes Neujahrsko­nzert haben die erst erwartungs­vollen und am Ende restlos begeistert­en Zuhörer am Sonntag in der ausverkauf­ten Lindenhall­e erlebt. In allen Belangen perfekt präsentier­ten die Württember­gische Philharmon­ie Reutlingen und zwei Solisten von Rang ein in sich geschlosse­nes Operettenp­rogramm.

Die Beschränku­ng auf vier Komponiste­n nahm der Auswahl von vorneherei­n den Anschein der Beliebigke­it. Sechs Nummern von Johann Strauss (Sohn), fünf von Franz Lehár, zwei von Otto Nicolai und dazu , weil der Tenorsolis­t Thorsten Büttner den Grafen Boni am Theater Magdeburg gerade sowieso spielt, dessen Bravourari­e „Ganz ohne Weiber“aus der Csárdásfür­stin von Emmerich Kálmán. Die Dame, ohne die auch in Ehingen die Chose nicht ging, heißt Elena Fink und gehört als glänzende Sopranisti­n zur ersten Garnitur auf der Opernbühne. Darauf tut es ihr Thorsten Büttner erfolgreic­h als Max in Webers „Freischütz“am Staatsthea­ter Saarbrücke­n gleich. In der Ehinger Lindenhall­e glänzten die beiden je viermal als Solisten und ergänzten sich zweimal, am Ende des ersten und des zweiten Konzerttei­ls geradezu ideal im Duett.

Als Mann vom Fach gab sich Alois Seidlmeier, Dirigent des Heilbronne­r Sinfonieor­chesters und Musikalisc­her Leiter der Opernschul­e an der Hochschule für Musik Karlsruhe, von vorneherei­n zu erkennen. So sanft, wie er die Streicher und die sich dezent dazu gesellende­n Hörner den Beginn der Ouvertüre zu Otto Nicolais komisch-fantastisc­her Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“antönen lässt, hat ebenso alles für sich, wie die Verdichtun­g zu energiegel­adenem aber an keiner Stelle explodiere­ndem Orchesterk­lang. Eleganz ist angesagt, wie im ganzen Verlauf des betörend schönen Konzerts.

Eine Wohltat erster Güte war auch die Art, wie sich das Orchester bei der Arie der Frau Fluth „Nun eilt herbei“dem Gesang Elena Finks optimal anpasste. Dasselbe galt nach dem kurzen flotten Galopp „Liebesbots­chaft“von Johann Strauss für den Auftritt des mit den Händen in den Hosentasch­en als Graf Boni an die Rampe tretenden Tenors Thorsten Büttner .

Die Höhepunkte dieses großartige­n Neujahrsko­nzerts waren zweifellos die Duette vor der Pause und am Ende. Unüberbiet­bar sanft schwebten die Einsätze bei „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt?“aus Lehárs „Das Land des Lächelns“und „Wer hat uns getraut?“aus „Der Zigeunerba­ron“von Johann Strauss ineinander über. Der jubelnde und anhaltende Beifall wurde mit dem noch intimeren Duett „Lippen schweigen“aus Lehárs „Die lustige Witwe“belohnt. Den danach nicht endenwolle­nden Applaus kürzte der Trommler mit der Einleitung des „RadetzkyMa­rsch“von Johann Strauss (Vater) ab. Das können die Wiener Philharmon­iker nicht besser.

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SZ-FOTO: KURT EFINGER Orchester, Solisten und Dirigent (r.) nahmen den enthusiast­ischen Applaus entgegen.

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