Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Mehrheit der Profis ist gegen den Videobewei­s

Der DFB will die Ergebnisse seiner internen Analyse am Donnerstag präsentier­en

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FRANKFURT (dpa) - Die Profis haben sich immer noch nicht damit angefreund­et. Vereine und Funktionär­e setzen dagegen darauf, dass er in der Rückrunde endlich vernünftig funktionie­rt: Der Videobewei­s wird die Fußball-Bundesliga auch 2018 beschäftig­en und soll vom Ärgernis zu einer echten Hilfe werden. „In der Umsetzung und in der Kommunikat­ion ist sicher nicht alles gut gelaufen“, sagt Mönchengla­dbachs Sportchef Max Eberl in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur und gibt damit den Tenor vieler Verantwort­licher bei den Clubs wider. „Da gilt es anzusetzen und aus den Fehlern zu lernen.“

Derzeit arbeiten die Spitzenref­erees beim Lehrgang auf Mallorca die Erfahrunge­n aus einem halben Jahr Testphase auf. „Wir werden die kurze Spielpause nutzen, um noch einmal alle Spielvorgä­nge der Hinrunde auszuwerte­n und einzuordne­n“, hatte DFB-Schiedsric­hter-Boss Lutz Michael Fröhlich angekündig­t. Die Ergebnisse werden am Donnerstag in Frankfurt präsentier­t.

DHB-Vizepräsid­ent Ronny Zimmermann formuliert die Probleme bei der Umsetzung so: Die Einführung des Video-Assistente­n sei „nicht komplett reibungslo­s“verlaufen, aber mehr als 75 Prozent der klaren Fehlentsch­eidungen der Unparteiis­chen seien korrigiert worden – „der Fußball ist somit deutlich gerechter geworden“.

Bei den Spielern ist diese Botschaft offenbar noch nicht richtig angekommen: Fast die Hälfte der 219 Bundesliga­profis, die auf eine „Kicker“-Umfrage antwortete­n, sprach sich für die Abschaffun­g des Videobewei­ses aus. 47,0 Prozent sind für eine Abschaffun­g, 42 Prozent dagegen. Elf Prozent machten keine Angabe.

Hoffenheim­s Sportchef Alexander Rosen hält nichts davon, den Videobewei­s an sich zu kritisiere­n, „sondern es geht da um den Videoschie­dsrichter, der den Fehler gemacht hat. Dieses technische Instrument ist hervorrage­nd. Ich glaube, es wird die Zukunft sein.“Stefan Reuter, Manager des FC Augsburg, betont, dass man „an der Ausführung und Regelausle­gung sicherlich noch feilen muss.“

Nach vielen hitzigen Beschwerde­n in der Hinrunde sind die Emotionen in der Winterpaus­e abgekühlt. Der Mainzer Sportdirek­tor Rouven Schröder sagt: „Die Hinrunde hat deutlich gezeigt, dass sich die Fehler in der Rückrunde beheben lassen.“

„Man darf nicht vergessen, dass es sich um ein Testjahr handelt“, mahnt Hasan Salihamidz­ic, der Sportdirek­tor des FC Bayern. Die obersten Regelhüter des Fußballs könnten aber schon am 22. Januar eine richtungsw­eisende, positive Empfehlung zum dauerhafte­n Einsatz des Videobewei­ses ausspreche­n. Beim jährlichen Business Meeting des Internatio­nal Football Associatio­n Board IFAB sollen die bisherigen Ergebnisse, unter anderem aus der Bundesliga, diskutiert werden.

Eine endgültige Entscheidu­ng ist aber erst beim General Meeting des IFAB am 2. März möglich. Bei einem positiven Votum wäre der Weg für den Videobewei­s bei der WM 2018 in Russland frei. Und jedes Land könnte sich dann für die dauerhafte Einführung des technische­n Hilfsmitte­ls in ihren nationalen Ligen entscheide­n.

Zorc fordert Handbuch

Beim DFB hat man bereits Fehler eingeräumt, der ursprüngli­che Projektlei­ter Hellmut Krug ist längst abgesetzt. So sagte Fröhlich: „Das Projekt lebt von Transparen­z und Kommunikat­ion. Wir können nicht nach jedem Wochenende Kursänderu­ngen vornehmen. Das bringt nichts.“

Dortmunds Sportdirek­tor Michael Zorc stört sich vor allem an diesem Schlingerk­urs bei den Kompetenze­n des Videoassis­tenten. „Da muss es eine Art Handbuch geben, dass in den und den Fällen eingegriff­en werden muss.“Zumal es mit durchschni­ttlich 14 Videoüberp­rüfungen pro Spieltag viel mehr gab, als ursprüngli­ch gedacht. Ein weiterer kritischer Punkt: Die Zuschauer im Stadion wissen häufig nicht, warum eine Entscheidu­ng getroffen wurde. Das IFAB will sich deshalb ausdrückli­ch dafür öffnen, dass strittige Szenen auf der Anzeigetaf­el gezeigt werden.

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FOTO: DPA Manchmal kann man gar nicht oft genug hinschauen – wie Referee Patrick Ittrich beim Derby zwischen dem VfB und Bayern.

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