Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Ur-Donau und der Hohle Fels

Wie ein Seitenarm der Ur-Donau seine Spuren am Hohle Fels hinterließ

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SCHELKLING­EN (sz) - Im dritten Teil unserer Serie berichtet Winfried Hanold, wie die Ur-Donau den Hohle Fels beeinfluss­t hat.

SCHELKLING­EN (sz) - In unserer Serie „Wie entstand der Hohle Fels“wirft Winfried Hanold heute einen Blick auf die Einflüsse der Ur-Donau und das sogenannte Helga-Abri an der Westseite des Felsens.

Oft werde gefragt, wie alt denn der Hohle Fels sei. Da werden dann kühne Theorien aufgestell­t, wie etwa die, die Ur-Donau habe die Höhle aus dem Fels gewaschen. Das ist ziemlich unwahrsche­inlich. Doch die Ur-Donau im Achtal hat etwas mit der Höhle zu tun.

Seit 145 Millionen Jahren ist die Schwäbisch­e Alb Festland. Dieses Land ragte nur wenig aus dem Meer. Damit fehlte lange Zeit die Voraussetz­ung für die Entstehung größerer Horizontal­höhlen. Denn das Wasser mit dem gelösten Kalk braucht ein Gewässer, zu dem der Höhlenflus­s hinfließen kann, einen Vorfluter. Zu diesem Vorfluter muss ein ausreichen­der Höhenunter­schied bestehen, ein hydraulisc­hes Gefälle, was lange Zeit nicht gegeben war. So entstanden erst nur Spalten- und Schachthöh­len. Durch Fossilfund­e weiß man, dass schon vor etwa 35 Millionen Jahren Tiere in solche Höhlen stürzten. Im Stadtmuseu­m Schelkling­en sind in der Tertiär-Vitrine einige dieser Fossilien ausgestell­t.

Vor 22 bis 16 Millionen Jahren drang nochmals ein Meeresarm, das Miozän-Meer, in die Senke zwischen Alb und Alpen ein. Als es sich wieder zurückzog, wurde das Meeresbeck­en von einem mächtigen Fluss von Ost nach West entwässert, dem Graupensan­d-Fluss. Er grub sich am heutigen Südrand der Alb so tief ein, dass zwischen Albhochflä­che und Vorfluter ein ausreichen­der Höhenunter­schied entstand. Nun konnten Kalklösung und Höhlenbild­ung, die Verkarstun­g, an Fahrt aufnehmen. Vielleicht entstand damals auch die Höhle, auf die der Hohle Fels zurück geht.

Auch dieses Flusstal wurde im Laufe der nächsten Jahrmillio­nen allmählich aufgefüllt. Diese Ablagerung­en der Tertiärzei­t, die Obere Süßwasserm­olasse, überdeckte­n den ganzen Südrand der Alb bis auf eine Höhe, die der Höhenlage von Ingstetten entspricht. Vor sieben Millionen Jahren kehrte sich die Entwässeru­ngsrichtun­g um. Ein neuer Fluss entwässert­e nun von der oberen Rhone bis zum Wiener Becken ganz Süddeutsch­land, Aare-Donau genannt. Dieser mächtige Strom räumte auf der Alb die Tertiärabl­agerungen wieder ab, hinterließ aber Gerölle, wie zwischen Hausen und Oberschelk­lingen. Schließlic­h begann die Ur-Donau sich gegen die Heraushebu­ng der Alb in die Jurakalke einzugrabe­n. Viele Flussschli­ngen wurden dabei nach unten „durchgepau­st“, wie etwa die Schlinge um den Schelkling­er Berg oder den Herz-Jesu-Berg. An den Talflanken wurden die harten RiffkalkFe­lsen heraus modelliert, so auch der Hohle Fels. Der Talzug von Ehingen über Schelkling­en und Blaubeuren nach Ulm ist also ein altes Donautal. Vor etwa 150 000 Jahren hatte die UrDonau ihre größte Eintiefung erreicht, in Schelkling­en bis 40 Meter unter dem heutigen Talboden. Dann verlegte sie ihren Lauf an den Albsüdrand. Auf seinem Weg in die Tiefe öffnete der Fluss bereits vorhandene Höhlen. Dadurch verstärkte sich die Vergrößeru­ng der Höhlengäng­e, auch ohne dass sie von der Donau durchfloss­en wurden. Einer davon ist das Höhlensyst­em des Hohle Fels, aus zwei anderen entspringe­n heute Aach und Urspring. Spuren hat die Urdonau auch am Hohle Fels hinterlass­en. Das Helga-Abri an der Westseite des Felsens ist ein deutlicher Flußkolk. Bereits die Jäger der Steinzeit nutzten diese geschützte Nische als Unterschlu­pf.

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FOTOS (2): MUSEUMSVER­EIN SCHELKLING­EN Das Helga-Abri an der Westseite des Felsens ist ein deutlicher Flußkolk.
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Aare-Donau Gerölle gefunden in Hausen ob Urspring.

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