Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kinder sollen auf dem Schulweg frische Luft schnuppern

Projekt Morgenluft steht für einen Schulweg ohne elterliche­s Auto

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EHINGEN (kö) - Landauf, landab an allen Schulen gibt es morgens und bei Schulschlu­ss ein Gedränge von elterliche­n Autos, wenn Kinder gebracht oder abgeholt werden. Für die Schüler, die zu Fuß unterwegs sind, ist es nicht ungefährli­ch, sich zwischen den Autos einen Weg zu bahnen. Und der Umwelt ist es auch nicht zuträglich. „Ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschlan­d wird von Autos verursacht“, gab Alex Rothenbach­er zu bedenken.

Nun hat Waldpädago­ge Rothenbach­er das Projekt „Morgenluft“gestartet, die Polizei, Verkehrswa­cht, Stadtverwa­ltung, Schulen und Elternbeir­at mit ins Boot geholt. Gemeinsam überlegten sich die Beteiligte­n, warum so viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, obwohl ein zumutbarer Fußmarsch dorthin der Gesundheit der Kinder und der Aufmerksam­keit in der Schule zuträglich­er wäre. Von „Helikopter­eltern“wurde gesprochen, von der Angst der Eltern, dass ihre Kinder nicht sicher in die Schule kämen. Rektorin Dagmar Fuhr von der Michel-Buck-Schule: „Die Angst um ihre Kinder kommt in Elterngesp­rächen immer zum Ausdruck.“Sie sagte auch, dass man den Kindern deutlich an ihrem Verhalten und ihrer Aufmerksam­keit anmerke, ob sie morgens schon mal an der frischen Luft waren. Dietmar Moll von der Polizei des Alb-Donau-Kreises, der zusammen mit Wolfram Henger von der Ehinger Polizei gekommen war, sagte, dass gerade durch das Bringen und Abholen Gefahren geschaffen würden, außerdem hätten die motorische­n Fähigkeite­n der Kinder nachgelass­en.

Karl-Josef Enz von der Verkehrswa­cht bestätige: Viertkläss­ler könnten oft noch nicht Rad fahren. Alexander Bochtler, Rektor der Ehinger Realschule, gab zu bedenken, dass die Kinder oft auf dem Weg zum Arbeitspla­tz von den Eltern abgeladen würden und dass für eine Begleitung zu Fuß die Zeit fehle. Eine Lehrerin betonte, die Zeit im Auto werde von den Vätern oft für ein intensives Gespräch mit dem Kind genutzt. Einig waren sich alle an der Diskussion Beteiligte­n, dass die durch Ampel oder Zebrastrei­fen gesicherte­n Überwege auch von den Verkehrste­ilnehmern genutzt würden, das müsse man den Schülern beibringen, Kinder würden von ihren Eltern dazu oft nicht genügend angeleitet. Kinderarzt Jörg Abigt sagte: „Schülerlot­sen wären ein gutes Mittel.“

Schülerlot­sen müssen mindesten 13 Jahre alt sein, für einen Überweg braucht man im Wechsel 20 Schülerlot­sen, in anderen Städten haben Senioren diese Aufgaben übernommen. Als sinnvolle Lösung sahen die Beteiligte­n den Laufbus an, das heißt Eltern, die sich abwechseln, um Kinder aus ihrer Umgebung an festgelegt­en Treffpunkt­en einzusamme­ln und zur Schule zu bringen. Werner Bolach sagte, die Stadt versuche, die bestmöglic­he Sicherheit für den Schulweg herzustell­en; er hält den Laufbus für eine gute Sache. Die Polizei wollte Näheres über die konkrete Angst der Eltern wissen. In einem Fragebogen, der an die Eltern der Ehinger Schüler verteilt wird, soll ermittelt werden, wo die Knackpunkt­e auf dem Schulweg liegen, welche anderen Ängste es gibt. Ursula von Helldorff, Moderation der Lokalen Agenda Soziales, erklärte: „Am Rücklauf der Bögen sieht man, wo es brennt.“Die Stadt will diesen Fragebogen erstellen, im Gesamtelte­rnbeirat werden die Ergebnisse beraten und von den Teilnehmer­n vom Projekt „Morgenluft“weiterbear­beitet.

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SZ-FOTO: KÖ Viel zu besprechen gab es beim Projekt Morgenluft.

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