Anschläge vor Papst-Besuch
Kirchen in Chile beschädigt – Drohung gegen Franziskus
SANTIAGO DE CHILE (dpa) - Kurz vor dem heute beginnenden Besuch von Papst Franziskus in Chile ist erneut ein Brandanschlag auf eine Kirche in dem südamerikanischen Land verübt worden. Bei dem Anschlag am Sonntag auf die Kirche San Agustín in Melipilla 70 Kilometer östlich von der Hauptstadt Santiago de Chile entstand nur geringer Sachschaden. Am Samstag waren bereits vier Brandanschläge auf Kirchen in der Hauptstadt verübt worden. In zwei weiteren Fällen hätten die Zünder der Brandsätze versagt.
Bei den Anschlägen gab es Hinweise auf die Ureinwohner der Mapuche, die sich gegen Landvertreibungen im Süden Chiles wehren. Die Täter hinterließen bei zwei der beschädigten Kirchen Flugblätter, die sich auf den Besuch von Franziskus bezogen. „Papst Franziskus, die nächsten Bomben gehen gegen deine Soutane“, hieß es auf dem Pamphlet ohne Unterschrift.
●
Selten zuvor hat eine Lateinamerika-Reise von Papst Franziskus schon im Vorfeld für so viel Aufsehen gesorgt wie der Besuch in Chile und Peru. Zum einen lässt der argentinische Jesuit Jorge Bergoglio auch bei diesem sechsten Trip in die Region seine argentinische Heimat im wahrsten Sinne links liegen. Ein Vertrauter des Papstes vermutet, Franziskus wolle sich weder von dem rechten Präsidenten Mauricio Macri noch von seiner Vorgängerin Cristina Kirchner einvernehmen lassen, die sich einen Polit-Krieg liefern. Verstehen kann man diese Entscheidung schon. Die argentinischen Gläubigen nehmen es sportlich und pilgern zu Zehntausenden einfach über die Anden, um den Papst in Chile zu sehen – das lässt sich ja wunderbar mit Sommerurlaub am Strand verbinden.
Aber auch der politische Gehalt der Reise ist schon schwierig genug. Gerade im sonst so ruhigen Chile könnte es brenzlig werden für das Oberhaupt der katholischen Kirche. Er wagt sich an ein explosives Thema: den Konflikt zwischen Mapuche-Ureinwohnern und der chilenischen Regierung. Eigentlich kann er dabei nur verlieren. Umso wichtiger ist es, dass Franziskus bei seinem Kurzbesuch in der Region klare Worte findet, das Unrecht anerkennt, das den Ureinwohnern widerfahren ist, und die Rolle der Kirche dabei benennt.