Sozialminister Lucha fordert gründliche Aufklärung in Missbrauchsfall
STUTTGART (tja/lsw) Baden-Württembergs Sozialminister Manfred
Lucha (Grüne) hat sich tief betroffen über den Missbrauchsfall im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald gezeigt. „Das Geschehen muss transparent und gründlich aufgearbeitet werden. Wir werden dort, wo es nötig und möglich ist, die zuständigen Behörden bei der Aufklärung bestmöglich unterstützen“, sagte Lucha der „Schwäbischen Zeitung“am Sonntag. „Erst vor wenigen Wochen haben wir mit den Kommunen ein Kinderschutzkonzept auf den Weg gebracht, um die Jugendämter vor Ort dabei zu unterstützen, ihre Verfahren und Standards weiterzuentwickeln. Wir dürfen nicht locker lassen, wenn es darum geht, die Rechte der Kinder noch besser zu schützen.“
In dem Fall geraten die Behörden unter Druck. Obwohl Polizei, Justiz und Jugendamt wussten, dass ein vorbestrafter Sexualstraftäter verbotenerweise mit einem Jungen zusammenwohnte, konnte das Kind nicht dauerhaft aus der Familie genommen werden. Etwa zwei Jahre lang wurde der heute Neunjährige nach Ermittlerangaben von seiner Mutter im Internet für Sex vermietet – gegen Tausende Euro an Männer aus dem In- und Ausland. Im vergangenen September konnte der Junge befreit werden.
Offen ist die Frage, warum sein Martyrium nicht früher beendet werden konnte. Das Jugendamt hatte die Familie seit längerer Zeit im Blick. Nach Hinweisen der Polizei auf eine sexuelle Gefährdung des Schülers konnte er im März 2017 zeitweise aus seiner Familie geholt werden. Das Familiengericht schickte ihn nach Darstellung des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald aber wieder nach Hause. Das von der Behörde eingeschaltete Oberlandesgericht habe diese Entscheidung bestätigt.
Das Jugendamt Breisgau-Hochschwarzwald stand zuletzt in der Kritik. 2015 war der drei Jahre alte Alessio im Schwarzwald von seinem Stiefvater zu Tode geprügelt worden. Die Behörde soll das Kind nicht ausreichend geschützt haben. Daraufhin hatte das Land Handlungsempfehlungen für Jugendämter erarbeitet. Es hat aber keinen Durchgriff und kann keine verbindlichen Anweisungen erteilen.