Obermarchtaler Narren starten in die Fasnet
Pfarrer Gianfranco Loi hält erste Narrenmesse – Ehestetter Narren stellen Narrenbaum auf
● OBERMARCHTAL - Viel vorgenommen hatte sich die Obermarchtaler Narrenzunft am Samstag. Wie immer war das närrische Programm zur Fasnetseröffnung eng getaktet, denn nur fünf Stunden blieben den Narren, um ihre traditionellen Bräuche über die Bühne zu bringen.
Los ging’s am Nachmittag mit der „Messe von Narren und für Narren“im Münster, die heuer zum ersten Mal von Pfarrer Gianfranco Loi zelebriert wurde. Der schnallte sich zu seiner Narrenpredigt die Gitarre um und hatte den Schlager-Ohrwurm „Eine neu Liebe“umgedichtet: „Jesus schenkt uns ein neues Leben“, sangen Pfarrer und Narren gemeinsam. „Jesus an guata Ma sei lassa, bringt koin Seaga“, sagte der Pfarrer in seiner schwäbischen Predigt und betonte, dass Jesus den ersten Narrensprung gemacht habe. Sein göttlicher Sprung in die menschliche Welt zeige, dass Gott an den Menschen „an Narra g’fressa hot“, so Loi.
Die Tradition des Narrenchors, in dem seit einigen Jahren Obermarchtaler Narren singen, wurde bei der Messe fortgesetzt. Und wieder sang unter der Leitung von Barbara Tress der Obermarchtaler Ehrenzunftmeister und VFON-Präsident Reinhard Siegle mit. Wie gewohnt wollten sich die Obermarchtaler Narren beim anschließenden Narrenbaumsetzen die Finger nicht schmutzig machen und hatten die Zunft der Ehestetter Hecka-Schmecker dafür engagiert. Als Zunftmeister Florian Siegle und seine Obernarren vom Münster zum Marktplatz kamen, wartete dort eine Überraschung. Ungeachtet des närrischen Protokolls, hatten die Ehestetter den Baum, ganz ohne närrisches Brimborium bereits in die Senkrechte gebracht und saßen im Wirtshaus.
So blieb Bürgermeister Anton Buck nur noch die Aufgabe mit VFON-Brauchtumsmeister Elmar Herter zu prüfen, ob der Baum „im Lot“steht. „Der stoht bolzgrad“, urteilte Herter, bevor die Narren-Karawane unter den Klängen der Musikkapelle zum Kindergarten zog, um den Kinder-Narrenbaum zu setzen. „A bissle krumm“, lautete hier das Urteil des Brauchtumers. Während sich das „normale Narrenvolk“zur Henkersmahlzeit in der Festhalle traf, unterzogen sich die Obernarren der närrischen Strapaze des Zunftmeisterempfangs im Dorfgemeinschaftshaus.
„Nutzet die kurze Fasnetszeit intensiv“, sagte Bürgermeister Buck zu den Narren. Da der Schultes in diesem Jahr in den Ruhestand geht, überlegten sich die Obermarchtaler Fasnachter, ob es sich überhaupt lohne ihn nach der Fasnet wieder ins Rathaus zu lassen. Zudem wurde angekündigt, dass „dr Schlossgoischt“bei der anstehenden Bürgermeisterwahl kandidiere. Dazu der Bürgermeister: „In seinem hohen Alter und im 96sten Jahr der Narrenzunft, ist der Schlossgeist gar nicht mehr wählbar“.
Kaum hatten die Obernarren ihre Reden geschwungen, ordentlich gevespert und intensiv über den Schlossgeist diskutiert, galt es im nächsten Akt der Fasnetseröffnung den Obermarchtaler Obernarren zu suchen. Im Schein ihrer Fackeln entdeckten die Zunfträte den Schlossgeist in den Klostermauern und brachten ihn sofort zum Rathaus, um dort von Schultes Buck den Rathausschlüssel zu fordern, die „närrische Macht über Marchtl“zu übernehmen und „zum Umzug zu blasen“. Den führten traditionell die Musikkapelle, die Narrenräte mit dem eben eroberten Rathausschlüssel und der Schlossgeist mit seinem Gefolge aus Turmfratzen, Fledermäusen, Klosterklemmern und Hexen vom Schtoi an.