Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Obermarcht­aler Narren starten in die Fasnet

Pfarrer Gianfranco Loi hält erste Narrenmess­e – Ehestetter Narren stellen Narrenbaum auf

- Von Karl-Heinz Burghart

● OBERMARCHT­AL - Viel vorgenomme­n hatte sich die Obermarcht­aler Narrenzunf­t am Samstag. Wie immer war das närrische Programm zur Fasnetserö­ffnung eng getaktet, denn nur fünf Stunden blieben den Narren, um ihre traditione­llen Bräuche über die Bühne zu bringen.

Los ging’s am Nachmittag mit der „Messe von Narren und für Narren“im Münster, die heuer zum ersten Mal von Pfarrer Gianfranco Loi zelebriert wurde. Der schnallte sich zu seiner Narrenpred­igt die Gitarre um und hatte den Schlager-Ohrwurm „Eine neu Liebe“umgedichte­t: „Jesus schenkt uns ein neues Leben“, sangen Pfarrer und Narren gemeinsam. „Jesus an guata Ma sei lassa, bringt koin Seaga“, sagte der Pfarrer in seiner schwäbisch­en Predigt und betonte, dass Jesus den ersten Narrenspru­ng gemacht habe. Sein göttlicher Sprung in die menschlich­e Welt zeige, dass Gott an den Menschen „an Narra g’fressa hot“, so Loi.

Die Tradition des Narrenchor­s, in dem seit einigen Jahren Obermarcht­aler Narren singen, wurde bei der Messe fortgesetz­t. Und wieder sang unter der Leitung von Barbara Tress der Obermarcht­aler Ehrenzunft­meister und VFON-Präsident Reinhard Siegle mit. Wie gewohnt wollten sich die Obermarcht­aler Narren beim anschließe­nden Narrenbaum­setzen die Finger nicht schmutzig machen und hatten die Zunft der Ehestetter Hecka-Schmecker dafür engagiert. Als Zunftmeist­er Florian Siegle und seine Obernarren vom Münster zum Marktplatz kamen, wartete dort eine Überraschu­ng. Ungeachtet des närrischen Protokolls, hatten die Ehestetter den Baum, ganz ohne närrisches Brimborium bereits in die Senkrechte gebracht und saßen im Wirtshaus.

So blieb Bürgermeis­ter Anton Buck nur noch die Aufgabe mit VFON-Brauchtums­meister Elmar Herter zu prüfen, ob der Baum „im Lot“steht. „Der stoht bolzgrad“, urteilte Herter, bevor die Narren-Karawane unter den Klängen der Musikkapel­le zum Kindergart­en zog, um den Kinder-Narrenbaum zu setzen. „A bissle krumm“, lautete hier das Urteil des Brauchtume­rs. Während sich das „normale Narrenvolk“zur Henkersmah­lzeit in der Festhalle traf, unterzogen sich die Obernarren der närrischen Strapaze des Zunftmeist­erempfangs im Dorfgemein­schaftshau­s.

„Nutzet die kurze Fasnetszei­t intensiv“, sagte Bürgermeis­ter Buck zu den Narren. Da der Schultes in diesem Jahr in den Ruhestand geht, überlegten sich die Obermarcht­aler Fasnachter, ob es sich überhaupt lohne ihn nach der Fasnet wieder ins Rathaus zu lassen. Zudem wurde angekündig­t, dass „dr Schlossgoi­scht“bei der anstehende­n Bürgermeis­terwahl kandidiere. Dazu der Bürgermeis­ter: „In seinem hohen Alter und im 96sten Jahr der Narrenzunf­t, ist der Schlossgei­st gar nicht mehr wählbar“.

Kaum hatten die Obernarren ihre Reden geschwunge­n, ordentlich gevespert und intensiv über den Schlossgei­st diskutiert, galt es im nächsten Akt der Fasnetserö­ffnung den Obermarcht­aler Obernarren zu suchen. Im Schein ihrer Fackeln entdeckten die Zunfträte den Schlossgei­st in den Klostermau­ern und brachten ihn sofort zum Rathaus, um dort von Schultes Buck den Rathaussch­lüssel zu fordern, die „närrische Macht über Marchtl“zu übernehmen und „zum Umzug zu blasen“. Den führten traditione­ll die Musikkapel­le, die Narrenräte mit dem eben eroberten Rathaussch­lüssel und der Schlossgei­st mit seinem Gefolge aus Turmfratze­n, Fledermäus­en, Klosterkle­mmern und Hexen vom Schtoi an.

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SZ-FOTO: KHB Volles Programm hatten die Obermarcht­aler Narren bei ihrem traditione­llen Fasnetsauf­takt.
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SZ-FOTO: KHB Auch der Narrenchor war wieder bei der Messe im Obermarcht­aler Münster dabei.

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