Gemeinsam für das Gute
30 Jahre ehrenamtliche Kulturveranstaltungen im Ulmer Charivari
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ULM - Die Begegnungsstätte Charivari ist für viele aus dem Kulturleben der Region nicht wegzudenken. In diesem Monat feiert die Institution gebührend ihr 30-jähriges Bestehen: Am 18. Januar gestaltet das bekannte Weltmusik-Quartett Quadro Nuevo das Jubiläumskonzert im Charivari – in einem restlos ausverkauften Haus.
In den 30 Jahren, in denen das Charivari in der Festungsanlage an der Prittwitzstraße residiert, hat sich die Begegnungsstätte weit über Ulm hinaus einen Namen auch als Musikklub gemacht. Über das ganze Jahr gibt es Weltmusik auf hohem Niveau. Das Sahnehäubchen auf dem jährlichen Angebot sind die Bluestage im Frühjahr und im Herbst, die häufig das Fassungsvermögen der Räumlichkeiten sprengen, so groß ist der Andrang zu den Stars der europäischen und amerikanischen Bluesszene.
„Wir wollen Kultur und keinen Kommerz“, war das Credo im Charivari von Anfang an. Seit der Eröffnung der Begegnungsstätte am 23. Januar 1988 sind laut Frank Schreiber, dem amtierenden Leiter der städtischen Einrichtung, Tausende von Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene über die Bühne gegangen. Über die Kooperation mit Einzelpersonen, Vereinen, Initiativen und Schulen hat sich, so Schreiber, ein breit gefächertes soziokulturelles Angebot bis hin zu einem Ferienprogramm für Kinder entwickelt.
Als Rolf Weber das Projekt als städtischer Bediensteter aus der Taufe hob, konnte er noch auf 3,5 Planstellen bauen, von denen heute nach mehreren städtischen Sparrunden nur noch 1,6 übrig geblieben sind. Jetzt betreiben nur noch Frank Schreiber, Dario Mittenhuber und Sidrat Ullah das Charivari hauptamtlich. Sie wären aufgeschmissen, wenn nicht zwei Dutzend Ehrenamtliche mitarbeiten würden. Einer von ihnen ist auch Weber, der alle Konzerte der 30 Jahre besucht hat. 2009 hat er den Führungsstab an Frank Schreiber weitergegeben. Seit seiner Pensionierung gestaltet er das Programmheft, macht die Öffentlichkeitsarbeit und organisiert mit dem „Bluescircle“die Bluestage. Einen festen Platz hat seit 18 Jahren auch der Ulmer Märchenkreis. Das Erfolgsrezept: In unterschiedlichen Besetzungen werden Märchen frei erzählt - meist mit musikalischer oder tänzerischer Untermalung.
Das Charivari, das maximal 150 Zuhörer Platz bietet, hat sich bei internationalen und nationalen Künstlern einen besonderen Ruf erarbeitet. Das liegt an den zuverlässigen Mitarbeitern und der besonderen Atmosphäre in dem Sandstein-Gewölbe. Und viele Musiker schwärmen von Mitarbeiterin Angelika Burmeister, die seit 20 Jahren für die Auftretenden Sahnegeschnetzeltes mit schwäbischen Spätzle frisch zubereitet.
Viele Geschichten kann Rolf Weber über die Bluesabende in den letzten drei Jahrzehnten erzählen. Unvergessen: Der schwarze Bluesmusiker Eddie Clearwater, der im zweiten Set seines Auftritts mit vollem IndianerFeder-Schmuck auftrat. Oder der Abend, an dem die Charivari-Mitarbeiter das Publikum zweieinhalb Stunden musikalisch bei Laune hielten, bis der Kalifornier James Harman mit seiner Band verspätet eintraf.
Es gab aber auch eine kleine Panne, als ein Sänger aus Louisiana in der Konzertpause zu tief in die WhiskeyFlasche geschaut hatte und im zweiten Set auf der Bühne nur noch lachte, lallte und nuschelte. Was seinerzeit freilich einen Kritiker jedoch derart begeisterte, dass er in seinem Artikel das besondere „Bluesfeeling“lobte.