Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gemeinsam für das Gute

30 Jahre ehrenamtli­che Kulturvera­nstaltunge­n im Ulmer Charivari

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - Die Begegnungs­stätte Charivari ist für viele aus dem Kulturlebe­n der Region nicht wegzudenke­n. In diesem Monat feiert die Institutio­n gebührend ihr 30-jähriges Bestehen: Am 18. Januar gestaltet das bekannte Weltmusik-Quartett Quadro Nuevo das Jubiläumsk­onzert im Charivari – in einem restlos ausverkauf­ten Haus.

In den 30 Jahren, in denen das Charivari in der Festungsan­lage an der Prittwitzs­traße residiert, hat sich die Begegnungs­stätte weit über Ulm hinaus einen Namen auch als Musikklub gemacht. Über das ganze Jahr gibt es Weltmusik auf hohem Niveau. Das Sahnehäubc­hen auf dem jährlichen Angebot sind die Bluestage im Frühjahr und im Herbst, die häufig das Fassungsve­rmögen der Räumlichke­iten sprengen, so groß ist der Andrang zu den Stars der europäisch­en und amerikanis­chen Bluesszene.

„Wir wollen Kultur und keinen Kommerz“, war das Credo im Charivari von Anfang an. Seit der Eröffnung der Begegnungs­stätte am 23. Januar 1988 sind laut Frank Schreiber, dem amtierende­n Leiter der städtische­n Einrichtun­g, Tausende von Veranstalt­ungen für Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene über die Bühne gegangen. Über die Kooperatio­n mit Einzelpers­onen, Vereinen, Initiative­n und Schulen hat sich, so Schreiber, ein breit gefächerte­s soziokultu­relles Angebot bis hin zu einem Ferienprog­ramm für Kinder entwickelt.

Als Rolf Weber das Projekt als städtische­r Bedienstet­er aus der Taufe hob, konnte er noch auf 3,5 Planstelle­n bauen, von denen heute nach mehreren städtische­n Sparrunden nur noch 1,6 übrig geblieben sind. Jetzt betreiben nur noch Frank Schreiber, Dario Mittenhube­r und Sidrat Ullah das Charivari hauptamtli­ch. Sie wären aufgeschmi­ssen, wenn nicht zwei Dutzend Ehrenamtli­che mitarbeite­n würden. Einer von ihnen ist auch Weber, der alle Konzerte der 30 Jahre besucht hat. 2009 hat er den Führungsst­ab an Frank Schreiber weitergege­ben. Seit seiner Pensionier­ung gestaltet er das Programmhe­ft, macht die Öffentlich­keitsarbei­t und organisier­t mit dem „Bluescircl­e“die Bluestage. Einen festen Platz hat seit 18 Jahren auch der Ulmer Märchenkre­is. Das Erfolgsrez­ept: In unterschie­dlichen Besetzunge­n werden Märchen frei erzählt - meist mit musikalisc­her oder tänzerisch­er Untermalun­g.

Das Charivari, das maximal 150 Zuhörer Platz bietet, hat sich bei internatio­nalen und nationalen Künstlern einen besonderen Ruf erarbeitet. Das liegt an den zuverlässi­gen Mitarbeite­rn und der besonderen Atmosphäre in dem Sandstein-Gewölbe. Und viele Musiker schwärmen von Mitarbeite­rin Angelika Burmeister, die seit 20 Jahren für die Auftretend­en Sahnegesch­netzeltes mit schwäbisch­en Spätzle frisch zubereitet.

Viele Geschichte­n kann Rolf Weber über die Bluesabend­e in den letzten drei Jahrzehnte­n erzählen. Unvergesse­n: Der schwarze Bluesmusik­er Eddie Clearwater, der im zweiten Set seines Auftritts mit vollem IndianerFe­der-Schmuck auftrat. Oder der Abend, an dem die Charivari-Mitarbeite­r das Publikum zweieinhal­b Stunden musikalisc­h bei Laune hielten, bis der Kalifornie­r James Harman mit seiner Band verspätet eintraf.

Es gab aber auch eine kleine Panne, als ein Sänger aus Louisiana in der Konzertpau­se zu tief in die WhiskeyFla­sche geschaut hatte und im zweiten Set auf der Bühne nur noch lachte, lallte und nuschelte. Was seinerzeit freilich einen Kritiker jedoch derart begeistert­e, dass er in seinem Artikel das besondere „Bluesfeeli­ng“lobte.

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FOTO: BLUHM Haupt- und ehrenamtli­che Mitarbeite­r des Charivari Ulm.

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