Annette Roser-Koepf besucht Gefangene
Gefängnispfarrerin spricht über die Justizvollzugsanstalt als Ort des Glaubens
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RISSTISSEN - Annette Roser-Koepf ist Pfarrerin und Gefängnisseelsorgerin in der Justizvollzugsanstalt Ulm. Am Sonntag berichtete sie in Rißtissen im Rahmen der Reihe „Christsein bewegt“über ihre Tätigkeit im Auftrag der Landeskirche.
Nicht nur aus Gottesdienst im Sinn des liturgischen Rituals besteht die Arbeit eines Gefängnisseelsorgers. Sein Dienst stützt sich auf das im Neuen Testament überlieferte Wort Jesu: „Ich bin gefangen gewesen und ihr habt mich besucht“(Matthäus 25, 36). Ein gefangener Mensch verliere nicht die ihm von Gott geschenkte Würde, stellt die Pfarrerin klar. Fotografieren darf sie im Gefängnis keine Personen, wohl aber einen davor abgestellten Kinderwagen. Einen solchen hat sie vor dem Ulmer Untersuchungsgefängnis gesehen und wusste: Eine Familie ist zu Besuch gekommen. Zu Besuch kommt auch die frühere Gemeindeund Klinikpfarrerin, seit sie 2013 vom Oberkirchenrat zur Gefängnisseelsorgerin bestellt wurde. Ihre Aufgabe ist vielfältig und bezieht außer eingesperrten Personen auch das Dienstpersonal mit ein. Die Untersuchungshaft bezeichnet sie als die strengste Form staatlich angeordneten Freiheitsentzugs. Der Briefverkehr werde vom Richter kontrolliert, Telefongespräche müssten genehmigt werden. Die nach Anzahl und Zeit sehr spärlichen Besuche würden überwacht. Für alles müsse ein Antrag gestellt werden.
Pfarrerin Roser-Koepf führt Einzelgespräche unter dem Schutz des jeden ordinierten Pfarrer verpflichtenden Beichtgeheimnisses und feiert mit Gefangenen, die das wünschen, Gottesdienste in unterschiedlichen Formen. Viele Gefangene sind offen für religiöse Fragen, auch wenn sie vorher keine Erfahrungen mit der Kirche gemacht haben.
Ein auch für andere Gemeinschaftsveranstaltungen genutzter Gottesdienstraum befindet sich im Untergeschoss der Vollzugsanstalt. Für Einzelgespräche steht dort ein mit der Drogenberatung geteilter Besprechungsraum zur Verfügung. Die Hafträume der Gefangenen betritt die Gefängnispfarrerin nach Möglichkeit nicht. Bei Bedarf führt sie auch Gespräche mit Angehörigen und mit dem Dienstpersonal. Ihr Anliegen ist es, dem Gefängnis ein menschliches Gesicht zu geben. Im Rahmen eines Malprojekts bringt sie Schüler und Gefangene zusammen.