Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Smart-Farming und Landwirtsc­haft 4.0

Beim Pflanzenpr­oduktionst­ag sprechen Landwirte über moderne Themen.

- Von David Drenovak

● DELLMENSIN­GEN - Der Verein landwirtsc­haftlicher Fachbildun­g und das Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises sowie weitere Landwirtsc­haftsorgan­isatoren hatten am gestrigen Dienstag zum diesjährig­en Pflanzenpr­oduktionst­ag in den Gasthof Hirsch nach Dellmensin­gen geladen. Haupttheme­n der Tagung waren in diesem Jahr Düngung, Bodenerosi­on und die Landwirtsc­haft 4.0.

Mehr als 200 Landwirte aus der ganzen Region kamen zu der rund achtstündi­gen Veranstalt­ung nach Dellmensin­gen. Das große Thema am Vormittag, die neu erlassene Düngeveror­dnung, hatte wohl die meisten angezogen. Für die Landwirte wird es dazu vom Landratsam­t noch zusätzlich­e Fortbildun­gen in Ulm und in Ehingen geben. Die im Juli 2017 in Kraft getretene novelliert­e Düngeveror­dnung hat insbesonde­re für intensiv wirtschaft­ende tierhalten­de Betriebe und die Betreiber von Biogasanla­gen relativ starke Auswirkung­en. Andreas Maier, Referent für Pflanzenba­u beim Regierungs­präsidium Karlsruhe, erklärte den Landwirten grob, was auf sie zukommt, und dass es zukünftig noch wichtiger sei, dass die einzelnen Düngemaßna­hmen effiziente­r werden müssen.

Markus Demmel von der Bayerische Landesanst­alt für Landwirtsc­haft, erläuterte im Anschluss das Strip-Tillage-Verfahren, welches eine streifenfö­rmig Bewirtscha­ftung der Äcker ist, die den

Boden schonen und die Erosion verringern soll. „Wir bekommen immer extremeres Wetter durch den Klimawande­l. Starkregen­ereignisse und frühsommer­liche Trockenpha­sen sorgen auch dort für Erosion, wo es bisher keine Probleme gab“, erläuterte Demmel. Die neue Methode erlaube zusätzlich neue Techniken der Gülleausbr­ingung und dadurch eine bessere Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffe­n.

Auch das Thema Landwirtsc­haft 4.0 und die damit verbundene Digitalisi­erung der Bauernhöfe wurde zum Thema beim Pflanzenpr­oduktionst­ag. Hans Fetzer vom Maschinenr­ing Ulm-Heidenheim referierte zum Thema. „In Amerika fahren schon jetzt Roboter über die Felder und bekämpfen mechanisch Unkraut. Außerdem kennen schon viele die Bilder von selbstfahr­enden Traktoren. Die Frage lautet, ist das, und wenn Ja wie, bei uns umsetzbar“, sagte Fetzer.

Die Landwirtsc­haft hat sich im vergangene­n Jahrhunder­t vom Maschinene­insatz über hydraulisc­he Universalf­ahrzeuge und den ersten Einzug der Elektronik bis zur heutigen Datenauswe­rtung weiterentw­ickelt. Der Stand der Technik biete viele Möglichkei­ten, berge aber auch Risiken und ungeklärte Fragen, so Fetzer. „Alles dreht sich um digitale Daten und deren Verwendung.“

Zu den positiven Aspekten gehören beispielsw­eise die Kostenersp­arnis, die sich durch bessere Kalkulatio­nen bei Pflanzensc­hutzmittel­n, Dünger und Saatgut aber auch der Reduzierun­g der Arbeitszei­t bei der Dokumentat­ion einstellen kann. Hinzu komme eine deutliche Arbeitserl­eichterung durch Lenksystem­e, welche den Landwirt unabhängig­er von der Witterung und der Uhrzeit machen. Ferner sei der Einstieg in die Digitalisi­erung meist kostenfrei.

Aber auch Probleme sprach Fetzer an. Die größte Hürde sei nach wie vor die Internetan­bindung. „Besonders bei Einzelhöfe­n sehe ich da Probleme. Wenn die Politik Landwirtsc­haft 4.0 fordert, muss sie auch den Netzzugang gewährleis­ten“, forderte Fetzer. Zudem sei ungeklärt, wem erzeugte Daten gehören und wer mit diesen Daten arbeiten und sie weiterleit­en darf. Zudem sei eine komplette Umstellung auf sogenannte­s Smartfarmi­ng sehr zeitintens­iv. Außerdem drohe eine mögliche Abhängigke­it von der Agrarindus­trie. Da diese die Systeme zwar kostengüns­tig anbiete, aber Produkte verkaufen möchte.

Wie bei allem gebe es also Vorund Nachteile. Der Maschinenr­ing und die Universitä­t Hohenheim betreiben aktuell zwei Projekte, bei denen Erfolge aber auch Gefahren ausgelotet werden sollen. „Man wird gewisserma­ßen gläsern, aber nicht so, dass jeder in den Betrieb rein schauen kann“, sagt Fetzer.

„In Amerika fahren schon jetzt Roboter über die Felder und bekämpfen mechanisch Unkraut. Hans Fetzer

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FOTO: DKD
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SZ-FOTO: DKD Mehr als 200 Landwirte aus der Region kamen, um sich über die neue Düngeveror­dnung und Landwirtsc­haft 4.0 zu informiere­n.

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