Smart-Farming und Landwirtschaft 4.0
Beim Pflanzenproduktionstag sprechen Landwirte über moderne Themen.
● DELLMENSINGEN - Der Verein landwirtschaftlicher Fachbildung und das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises sowie weitere Landwirtschaftsorganisatoren hatten am gestrigen Dienstag zum diesjährigen Pflanzenproduktionstag in den Gasthof Hirsch nach Dellmensingen geladen. Hauptthemen der Tagung waren in diesem Jahr Düngung, Bodenerosion und die Landwirtschaft 4.0.
Mehr als 200 Landwirte aus der ganzen Region kamen zu der rund achtstündigen Veranstaltung nach Dellmensingen. Das große Thema am Vormittag, die neu erlassene Düngeverordnung, hatte wohl die meisten angezogen. Für die Landwirte wird es dazu vom Landratsamt noch zusätzliche Fortbildungen in Ulm und in Ehingen geben. Die im Juli 2017 in Kraft getretene novellierte Düngeverordnung hat insbesondere für intensiv wirtschaftende tierhaltende Betriebe und die Betreiber von Biogasanlagen relativ starke Auswirkungen. Andreas Maier, Referent für Pflanzenbau beim Regierungspräsidium Karlsruhe, erklärte den Landwirten grob, was auf sie zukommt, und dass es zukünftig noch wichtiger sei, dass die einzelnen Düngemaßnahmen effizienter werden müssen.
Markus Demmel von der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, erläuterte im Anschluss das Strip-Tillage-Verfahren, welches eine streifenförmig Bewirtschaftung der Äcker ist, die den
Boden schonen und die Erosion verringern soll. „Wir bekommen immer extremeres Wetter durch den Klimawandel. Starkregenereignisse und frühsommerliche Trockenphasen sorgen auch dort für Erosion, wo es bisher keine Probleme gab“, erläuterte Demmel. Die neue Methode erlaube zusätzlich neue Techniken der Gülleausbringung und dadurch eine bessere Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen.
Auch das Thema Landwirtschaft 4.0 und die damit verbundene Digitalisierung der Bauernhöfe wurde zum Thema beim Pflanzenproduktionstag. Hans Fetzer vom Maschinenring Ulm-Heidenheim referierte zum Thema. „In Amerika fahren schon jetzt Roboter über die Felder und bekämpfen mechanisch Unkraut. Außerdem kennen schon viele die Bilder von selbstfahrenden Traktoren. Die Frage lautet, ist das, und wenn Ja wie, bei uns umsetzbar“, sagte Fetzer.
Die Landwirtschaft hat sich im vergangenen Jahrhundert vom Maschineneinsatz über hydraulische Universalfahrzeuge und den ersten Einzug der Elektronik bis zur heutigen Datenauswertung weiterentwickelt. Der Stand der Technik biete viele Möglichkeiten, berge aber auch Risiken und ungeklärte Fragen, so Fetzer. „Alles dreht sich um digitale Daten und deren Verwendung.“
Zu den positiven Aspekten gehören beispielsweise die Kostenersparnis, die sich durch bessere Kalkulationen bei Pflanzenschutzmitteln, Dünger und Saatgut aber auch der Reduzierung der Arbeitszeit bei der Dokumentation einstellen kann. Hinzu komme eine deutliche Arbeitserleichterung durch Lenksysteme, welche den Landwirt unabhängiger von der Witterung und der Uhrzeit machen. Ferner sei der Einstieg in die Digitalisierung meist kostenfrei.
Aber auch Probleme sprach Fetzer an. Die größte Hürde sei nach wie vor die Internetanbindung. „Besonders bei Einzelhöfen sehe ich da Probleme. Wenn die Politik Landwirtschaft 4.0 fordert, muss sie auch den Netzzugang gewährleisten“, forderte Fetzer. Zudem sei ungeklärt, wem erzeugte Daten gehören und wer mit diesen Daten arbeiten und sie weiterleiten darf. Zudem sei eine komplette Umstellung auf sogenanntes Smartfarming sehr zeitintensiv. Außerdem drohe eine mögliche Abhängigkeit von der Agrarindustrie. Da diese die Systeme zwar kostengünstig anbiete, aber Produkte verkaufen möchte.
Wie bei allem gebe es also Vorund Nachteile. Der Maschinenring und die Universität Hohenheim betreiben aktuell zwei Projekte, bei denen Erfolge aber auch Gefahren ausgelotet werden sollen. „Man wird gewissermaßen gläsern, aber nicht so, dass jeder in den Betrieb rein schauen kann“, sagt Fetzer.
„In Amerika fahren schon jetzt Roboter über die Felder und bekämpfen mechanisch Unkraut. Hans Fetzer