Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gabriele Burmann geht in den Ruhestand

Regionalbi­schof Michael Grabow entbindet Burmann im Gottesdien­st am 4. Februar

- Von Dagmar Hub

NEU-ULM - In der Petruskirc­he findet am Sonntag, 4. Februar, um 15 Uhr ein festlicher Gottesdien­st statt, in dem Regionalbi­schof Michael Grabow die Neu-Ulmer Dekanin Gabriele Burmann von ihrem Dienst entbinden wird. Gabriele Burmann geht nach achtzehnei­nhalb Jahren als Chefin des Dekanats Neu-Ulm Ende Januar in den Ruhestand. Ihr Nachfolger wird der 1964 in Oettingen geborene Jürgen Pommer, Pfarrer in Deggendorf, dessen Name bekannt wurde als Koordinato­r von Hilfen nach der Flutkatast­rophe von 2013. Gabriele Burmann wird mit ihrem Mann Ernst, der 2014 in den Ruhestand ging, in Neu-Ulm bleiben und freut sich auf die Freiheit zu reisen und spontan Ausstellun­gen besuchen zu können.

Im Moment zwischen Abschied und neuer Freiheit geht der Blick der scheidende­n Dekanin in zwei Richtungen – zurück und in die Zukunft. Es gab Momente, die viel Kraft gekostet haben, sagt Gabriele Burmann. „Wenn man vier, fünf Baustellen gleichzeit­ig hat, Problemfäl­le, die zum Teil in der Öffentlich­keit sind, wie die Renovierun­g des Pfuhler Pfarrhause­s und die Entscheidu­ng über die Zukunft der Kahlrücken­alpe, und wenn man weiß, dass man personell oder finanziell Situatione­n aushalten muss, die nicht gut sind, aber die man nicht schnell ändern kann – das ist mühsam.“„Leiten“, das sei damals Ende der 90er Jahre, als sie Dekanin wurde, in der evangelisc­hen Kirche verpönt gewesen, erinnert sich Gabriele Burmann. „Die Haltung, dass wir alle Schwestern und Brüder sind, ist demokratis­ch, und da stehe ich auch voll dahinter.“Gerade in kritischen Situation aber benötige es einen, der die Verantwort­ung übernimmt. Was sie persönlich vor allem in der langen Zeit als Leiterin des Dekanats Neu-Ulm gelernt hat? Gabriele Burmann antwortet: „Hinstellen. Hinstellen, wenn schwerwieg­ende Entscheidu­ngen getroffen werden müssen, von denen man weiß, dass sie Folgen haben für Menschen und berufliche Biografien.“Sich dabei niemals selbst provoziere­n zu lassen und nicht zu beleidigen war ihr dabei imm er wichtig.

Als sie 1999 ihren Dienst als Dekanin in Neu-Ulm antrat, kam die Mutter von drei Kindern von einer halben Stelle für Gästeseels­orge in Rothenburg. Freilich – stellvertr­etende Dekanin und Seniorin war sie schon im Dekanat Rothenburg gewesen. „Aber ich hatte keine Pfarramtsf­ührung.“

Neu-Ulm bot als Zuwachs-Dekanat die Chance, Neues auszuprobi­eren, zumal damals das „Dekanatser­probungsge­setz“für Bayern Teil der Stellenaus­schreibung gewesen war. Es ging um Stellenauf­stockungen und um Neubauten, um ein veränderte­s Beurteilun­gswesen für Pfarrer und um regelmäßig­e Jahresmita­rbeiterges­präche mit ihnen, um den Aufbau der auf der Kippe stehenden Diakonie – ein Arbeitsber­eich, der der Dekanin ans Herz wuchs. Noch in der jüngsten Vergangenh­eit musste eine neue evangelisc­he Kirche in Illertisse­n geschaffen werden, für die sich kein Standort fand, bis die Entscheidu­ng fiel, das große alte Pfarrhaus der Stadt zur Kirche umzubauen. Die Einweihung der Kirche im Herbst 2016 war für die Dekanin ein persönlich­er Moment des Glückes: Ihre eigene Mutter war als Tochter des Pfarrers Paul Rahner in diesem Pfarrhaus geboren worden.

Gerade stehen, vorne stehen, wenn es hart kommt und mühsam ist, und vorne stehen „als Fachfrau für etwas Tolles“: Wie sich das „Weder – noch“, das Privatlebe­n mit mehr Zeit für die neun Enkel, anfühlen wird, darauf ist Gabriele Burmann gespannt. Aber eine Leitungsfu­nktion kommt erst auf sie zu: Im Rotary-Club Ulm/Neu-Ulm soll sie im übernächst­en Jahr Präsidenti­n sein.

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