Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Fast wie auf dem Grünen Hügel

Der Richard-Wagner-Verband Ulm/Neu-Ulm feiert sein zehnjährig­es Bestehen mit Stipendiat­en und einem Bayreuther Siegfried

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ULM (köd) - Zumindest in Sachen Dauer war das Jubiläum reif für den Grünen Hügel: Mit einem vierstündi­gen Konzertabe­nd hat der RichardWag­ner-Verband Ulm/Neu-Ulm im Stadthaus sein zehnjährig­es Bestehen gefeiert – mit neun Stipendiat­en der Jahre 2012 bis 2017, mit Grußworten und Reden unter anderem von Horst Eggers, Präsident des Internatio­nalen Richard-Wagner-Verbands, und von Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann. Zum Abschluss sangen Stefan Vinke, der bei den Bayreuther Festspiele­n der letzten drei Jahre als Siegfried auf der Bühne stand, und seine Frau, die Sopranisti­n Sabine Vinke.

Vereinsvor­sitzende Viola Lachenmann, die aus den Händen von Eggers das „Goldene W“als höchste Auszeichnu­ng des Internatio­nalen Wagner-Verbands erhielt, hatte den (Neu-)Ulmer Verein vor zehn Jahren mit elf Mitglieder­n gegründet. Heute hat er 80 Mitglieder, die zum einen junge Musiker fördern, zum anderen Wagners Werk verbreiten und das Verständni­s dafür vertiefen wollen. Der designiert­e Ulmer Intendant Kay Metzger, selbst 1983 Stipendiat, deutete in seinem Grußwort an, dass bereits in seiner ersten Spielzeit eine Wagner-Oper auf dem Spielplan stehen werde. Gleichzeit­ig warb er für Unterstütz­ung durch regionale Un- ternehmen.

Drei der neun Stipendiat­en, die zum Jubiläum im Stadthaus gekommen waren, wurden mit „Bravo!“- Rufen gefeiert: Alexander Kiechle, I Chiao Shih und Konstantin Krimmel. 2011 nahm der Günzburger Kiechle erstmals am Wettbewerb „Jugend musiziert“teil – und wurde damals Bundessieg­er. Mit dem Abitur ging sein Traum in Erfüllung – als Wagner-Stipendiat durfte er zu den Bayreuther Festspiele­n reisen. Im Herbst 2017 startete der 24-jährige Bassist nach dem Studium sein erstes Engagement am Opernhaus Zürich. Mit dem schwierig zu singenden „Hier sitz’ ich zur Wacht“aus Wagners „Götterdämm­erung“präsentier­te sich Kiechle als zorniger, überzeugen­der Hagen und als große Zukunftsho­ffnung für die Opernbühne­n.

Gerade hat Konstantin Krimmel, Stipendiat 2017, seinen 25. Geburtstag gefeiert und debütierte an der Jungen Oper Stuttgart. Der Bariton, der in seiner Kindheit und Jugend bei den Ulmer St.-Georgs-Chorknaben sang, begeistert­e mit Robert Schumanns „Die beiden Grenadiere“und mit Wagners „Lied an den Abendstern“aus „Tannhäuser“. Sympathiew­ellen kamen auch der am Theater Ulm engagierte­n Taiwanesin I Chiao Shih entgegen, die mit einem drama- tischen „Weiche, Wotan, weiche!“der Erda (aus „Rheingold“) einen beeindruck­enden Schlusspun­kt unter den ersten, von Markus Tatzig moderierte­n, Teil des Abends setzte. Begeistert­en Applaus ernteten auch der 23-jährige Nersinger Marc Deml, der heute in Speyer Trompete studiert, für seine Interpreta­tion der „Fantasia Brillante“und der koreanisch­e Bass Don Lee, der mit „Mögest du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heißen“aus der „Der fliegende Holländer“brillierte.

Stimmgewal­tiger Heldenteno­r

Im zweiten Teil des Abends erfreuten Heldenteno­r Stefan Vinke und seine Frau Sabine die Stadthaus-Besucher wie bereits anlässlich des 200. Geburtstag­s Wagners 2013 mit der Brautgemac­h-Szene aus „Lohengrin“. Vinkes markig-leidenscha­ftlicher Stimmeinsa­tz hätte auch für das Münster ausgereich­t. Sabine Vinke rührte mit „La mamma morta“aus der Giordanos „Andrea Chenier“. Im abschließe­nden Duett „Vicino a te“aus dieser Oper zeigte der Tenor leichte Schwächen – wohl auch aufgrund der Anstrengun­g der vorher gesungenen „Lohengrin“-Szene.

 ?? FOTO: DAGMAR HUB ?? Opernhoffn­ung aus Günzburg: Bass Alexander Kiechle ( rechts) zeigte beim Festabend sein Können. Er singt seit 2017 am Opernhaus Zürich.
FOTO: DAGMAR HUB Opernhoffn­ung aus Günzburg: Bass Alexander Kiechle ( rechts) zeigte beim Festabend sein Können. Er singt seit 2017 am Opernhaus Zürich.

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