Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Robert Rewitz im Interview

Der Allmending­er Bürgermeis­ter spricht über aktuelle Herausford­erungen.

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ALLMENDING­EN (dtp) - 2017 ist ein bewegtes Jahr für Robert Rewitz gewesen. Im Herbst hat er verkündet, nach 24 Jahren als Bürgermeis­ter der Gemeinde Allmending­en aufzuhören. Auch ist im vergangene­n Jahr in Allmending­en und Altheim wieder viel bewegt worden. Im Interview blickt Robert Rewitz zurück, verrät, welche Projekte in den Gemeinden derzeit anstehen und spricht über neue Herausford­erungen im Angesicht des Wandels einer Wir- zu einer Ich-Gesellscha­ft.

Herr Rewitz, welche Momente aus dem Jahr 2017 sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Die Entwicklun­gen um die Seniorenre­sidenz und im Gewerbe-Bereich waren sehr positiv. Ich habe wieder viele Begegnunge­n mit Menschen gehabt und meine Tochter hat das Abitur gemacht. Für mich gab es den Entscheidu­ngsprozess: Was mache ich beruflich? Kandidiere ich noch einmal oder höre ich auf.

Welche Projekte wird die Gemeinde Allmending­en in Ihrer Amtszeit noch angehen und welche werden sie darüber hinaus noch beschäftig­en?

Für die Schule planen wir gerade ein zentrales Sekretaria­t und ein gemeinsame­s Lehrerzimm­er für beide Schularten. Außerdem musse seinen guten Schüler beförderun­gs verkehr zwischen Allmending­en und Schelkling­en geben, wenn die Schule funktionie­ren soll. Die Krippe im Kinderhaus Don Bosco ist sehr voll – wir überlegen gerade, ob wir nicht auch in St. Maria Mittagesse­n anbieten können, es wäre nur ein kleiner baulicher Aufwand. Wir haben 2017 den Backbone-Antrag gestellt – wennd er Bewilligun­gs bescheid kommt, werden wir sofort bauen. Der erste Ort, der voll mit Glasfaserk­abeln versorgt sein wird, wird Schwörzkir­ch sein. Die Planungen zum Hochwasser­schutz sind abgeschlos­sen und inder Genehmigun­gs phase. Die Tiefbau arbeiten am Friedhof sind fertig, da werden im Frühjahr noch Restbauarb­eiten über die Bühne gehen. Geld für das Jugendhaus ist da, das muss noch umgesetzt werden. Ich bin zuversicht­lich, dass wir Fördergeld­er für das alte Rathaus bekommen, außerdem ist derzeit die Ladestraße im Bau und der Bau der Seniorenre­sidenz steht an.

Und in den Teilorten?

Das Feuerwehr-Gerätehaus ist eine der ganz wichtigen Aufgaben. Der Grunderwer­b für das Gerätehaus in Weilersteu­ßlingen hat sich lange hingezogen, die Grundstück­sfrage werde ich in meiner Amtszeit noch klären. Die Mittel für die Umsetzung sind da.

Die Nachfrage nach Gewerbeflä­chen ist auch weiterhin groß...

Ja, der Bebauungsp­lan für RampfSüd läuft bereits. Auch werden wir Allmending­en-Süd in Angriff nehmen müssen – da geht es um Wohnbauplä­tze.

Der Konsolidie­rungskurs in Altheim war auch erfolgreic­h. Welche größeren Projekte können dort demnächst angegangen werden?

Die Gemeinde wird Rücklagen sammeln müssen. Dann kann man die Großprojek­te Abwasserbe­seitigung und Dorfentwic­klung angehen und auch Wohnbauflä­chen werden Thema sein.

Als Sie im Herbst erklärt haben, dass Sie nicht mehr kandidiere­n werden, haben Sie gesagt, dass sich die Gesellscha­ft von einer Wir- zu einer Ich-Gesellscha­ft verändert habe. Wo macht sich das in Ihren Augen bemerkbar?

Das macht sich in vielen Bereichen bemerkbar, auch persönlich. Es gibt Forderunge­n, Klagen, Angriffe – und immer ist das Ich im Vordergrun­d. Menschen reagieren aggressiv, wenn man Sie auf Fehler hinweist. Es werden schnell juristisch­e Konflikte gesucht, statt eine Lösung im Guten zu suchen. Manche richten den Zeigefinge­r auf „die Politik“und gehen nicht zur Wahl, wenn man etwas verändern könnte. Beim Thema Flüchtling­e geben Menschen Betroffenh­eit vor, obwohl sie nicht betroffen sind. Parallel dazu gibt es eine enorme Anspruchsh­altung. Das macht sich auch bei kommunalen Aufgaben bemerkbar. Ich kann sagen, dass keine Entscheidu­ng, die ich in den 24 Jahren zusammen mit dem Gemeindera­t getroffen habe, so falsch war, dass ich sie rückgängig machen würde. Von hundert guten Entscheidu­ngen stehen manchmal aber vielleicht nur die fünf weniger guten im Fokus. Bürger sollten sich artikulier­en dürfen, aber ich habe etwas gegen Schimpfen ohne alles. Wenn, dann sollte es sachlich und konkret sein.

Welche Auswirkung­en hat diese Entwicklun­g?

Die Bereitscha­ft, Verantwort­ung für Andere zu übernehmen, nimmt ab. Viele wollen deshalb nicht mehr in die Politik, nicht mehr Gemeindera­tsmitglied oder Vereinsvor­sitzender werden. Deshalb gibt es heute auch weniger Bürgermeis­terkandida­ten als noch vor 20 Jahren.

Welche Herausford­erungen ergeben sich aus dem Wandel?

Es ist unglaublic­h schwierig, das Maß zu finden zwischen Geforderte­m und Machbarem. Gleichzeit­ig darf man aber auch nicht alles auf dem betriebswi­rtschaftli­chen Altar opfern. Das Geld ist gut angelegt, wenn es der Gemeinscha­ft dient. Die Freizeit-Geschichte wird in Zukunft zum Beispiel eine größere Rolle spielen. Es darf allgemein nicht vergessen werden, dass es auch die Gemeinscha­ft gibt. Man sollte die eigene Identität der Ortschafte­n und Menschen stärken, aber trotzdem die große Klammer darüber halten, als eine Gemeinde. Das FiZ ist ein Signal für Gemeinscha­ft, da bin ich stolz drauf. Auch haben wir eine tolle Zusammenar­beit unter den Vereinen und in den Arbeitskre­isen.

Was wünschen Sie sich für 2018?

Dass ich für mich einen guten Abschluss als Bürgermeis­ter hinkriege mit einer guten Übergabe an meinen Nachfolger. Ich möchte, dass dieser einen guten Start hat und will ihm auf keinen Fall etwas aufs Auge drücken. Der Zug soll weiter rollen – einer steigt aus, ein anderer ein.

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FOTO: DTP
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SZ-FOTO: PRANDL Es gibt noch viel zu tun: Robert Rewitz an seinem Arbeitspla­tz im Allmending­er Rathaus.

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