Gemälde zum Thema Barmherzigkeit
Malerin Judith Wettemann-Ebert zeigt ihre Arbeiten im Bildungsforum Untermarchtal
● UNTERMARCHTAL - Eine lehrreiche Ausstellung ist bis Anfang April im Foyer des Bildungsforums im Kloster Untermarchtal zu sehen. Malerin Judith Wettemann-Ebert stellt 14 Gemälde aus. Die Leiterin des Bildungsforums, Schwester Marzella, sprach am Sonntag in Anwesenheit von Generaloberin, Schwester Elisabeth, über das 2016 von Papst Franziskus ausgerufene heilige Jahr der Barmherzigkeit. Wettemann-Eberts Gemälde drehen sich um die sogenannten geistlichen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit, also Handlungsweisen, die in der Bibel für einen mitmenschlichen Umgang miteinander genannt sind, allerdings inzwischen in den jüngeren Generationen nicht mehr wirklich allgemein bekannt sind. Vielleicht dachte man sich im
20. Jahrhundert, diese Handlungen könnte durch die Europäische Menschenrechtskonvention gänzlich kompensiert werden.
Die geistlichen Werke der Barmherzigkeit nennen sich Unwissende lehren, Zweifelnde beraten, Trauernde trösten, Sünder zurechtweisen, Beleidigern gerne verzeihen, Lästige geduldig ertragen und für Lebende und Verstorbene beten. Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit sind: Hungrige speisen, Obdachlose beherbergen, Nackte kleiden, Kranke besuchen, Almosen geben, Tote begraben und nicht zuletzt Gefangene besuchen.
Die Künstlerin wohnt in Ellwangen, wo sie als Tochter eines Kunsthandwerkers aufwuchs, der Madonnen und ähnliches herstellte, und wo Sieger Köder als der Übervater der religiösen Kunst gilt. „Doch so langsam trauen wir uns aus seinem Schatten heraus“, sagte Judith WettemannEbert. Weil die Einkünfte ihres Vaters weniger wurden für die große Familie, konnte Judith Wettemann-Ebert nicht studieren, sondern lernte den Beruf der Erzieherin, weil auch ihr der Berufsberater den damals üblichen Satz sagte, „da können sie dann auch schön ‚bäschdla‘“. Ihr Mann brachte einen Bauernhof und damit Platz für ein Atelier mit in die Ehe. „Zwischen melken und melken“, sagte sie am Sonntag bei der Vernissage, könne sie ihrer Kunst nachgehen. Ein Universitätsprofessor habe sie in ihrer Kunst bestärkt. Der Auftrag vom Pfarrer habe regelrecht auf sie gewartet, etwas zum heiligen Jahr der Barmherzigkeit zu machen.
Kunst sei mehr als das reine Handwerk, etwas akkurat nachzeichnen zu können, sondern Kunst sei, Gefühle zu spüren und in Farben auszudrücken, betonte Wettemann-Ebert. Die Malerin schilderte, welche emotionalen Auseinandersetzungen sie mit sich zum Beispiel über die Lehrsätze „die Lästigen geduldig ertragen“, „Obdach geben“und „Gefangene besuchen“hatte. „Ich komme als freier Mensch zu einem Menschen, der nicht frei ist“, sagte sie und nahm mit dieser Tatsache ihr Publikum ein, das zahlenmäßig sehr klein ausfiel. Wo waren die zivilen Untermarchtaler an dem Nachmittag?
Wettemann-Ebert sagt, man sollte in seiner Barmherzigkeit Grenzen erkennen und respektieren. Obdachlose sind dankbar für eine Übernachtungsgelegenheit, aber könnten ihr Leben auch als Freiheit empfinden, weil sie sich nicht mehr in einen getakteten Alltag pressen wollen oder dies einfach auch nur verlernt haben. Eine kleine Zumutung fast sei die Aufgabe, Lästige zu ertragen und das dann auch noch geduldig. Wer sich aber fragt, warum ein anderer so lästig ist und warum er so einen Tick hat, der öffne sich und trage die Last dieses anderen ein bisschen mit, zeigte die Künstlerin einen interessanten Gedankengang auf. Die Künstlerin räumte ein, dass sie das Wort Barmherzigkeit als schwierig und altmodisch empfindet. Während ihres Kunstauftrages kam sie auf die Alternativen „Liebende Hinwendung“und „Wohlwollende Zugewandtheit“. Die Ausstellung trägt den passenden Namen „Wie er mir, so ich dir“. Wer die Bilder anschaut, sollte die Werke der Barmherzigkeit im Hinterkopf haben, weil die Gemälde am Sonntag jedenfalls nicht entsprechend beschriftet waren, was ein Manko darstellen kann.