Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Einstieg in den digitalen Millionenm­arkt

Ulmer Basketball­er wollen im E-Sport durchstart­en – Dort winken hohe Preisgelde­r

- Von Gideon Ötinger

ULM - Video- oder Computersp­iele zocken und dabei Geld verdienen, während einem Tausende Zuschauer in der Arena zujubeln und Fanartikel kaufen. Für viele ein Traum, für andere jetzt schon Realität. E-Sports heißt das Fachwort und bezeichnet, vereinfach­t ausgedrück­t, das Spielen im Wettkampf. Es winken Ruhm, Ehre – und Unmengen an Geld.

Weil bei letzterem die Manager von profession­ellen Sportverei­nen erfahrungs­gemäß hellhörig werden, sind längst Klubs wie der FC Schalke 04, VfL Wolfsburg oder Bayern München auf den Zug aufgesprun­gen und unterhalte­n ihre eigenen E-SportsTeam­s. Eine illustre Runde, zu der in Zukunft auch die Basketball­er von Ratiopharm Ulm gehören möchten. Deshalb plant der Verein derzeit, seine eigene Mannschaft aufzubauen. „Das ist eine logische Entwicklun­g“, sagte BBU-Geschäftsf­ührer Andreas Oettel.

Vorreiter im deutschen Basketball sind die Ulmer allerdings nicht. Im November gründeten die Fraport Skyliners aus Frankfurt ihr eigenes E-Sports-Team. Vorbild ist die nordamerik­anische Profi-Basketball­liga NBA, die zusammen mit dem Spieleentw­ickler 2K im Mai eine ESports-Liga startet. Gezockt wird dann das Spiel „NBA 2K18“, passenderw­eise eine Basketball­simulation.

Auf das haben es auch die Ulmer abgesehen. „Wir haben viele junge Basketball­er“, sagt Oettel. Und weil das Zocken zum Zeitgeist der jungen Leute passt, sieht er Potenzial, auf diesem Weg E-Sportler zu rekrutiere­n. Über den Zaun brechen möchte er es mit der Bildung des Teams aber nicht. „Das machen wir Schritt für Schritt, wir haben keinen Zeitdruck.“Vielleicht auch, um erste Aspiranten ausfindig zu machen, veranstalt­en die Basketball­er am Samstag, 3. Februar, ein E-Sports-Turnier im Blautal-Center. Das Team solle dann „über den Sommer“geplant werden, sagt Oettel.

Stellenwer­t steigt

Die Pläne der Ulmer und das Engagement der anderen Vereine zeigt, welchen Stellenwer­t der E-Sport schon eingenomme­n hat – auch, wenn sich hierzuland­e noch viele damit schwertun, das Phänomen ernstzuneh­men. In anderen Ländern sind sie das schon weiter. In Schweden etwa ist E-Sports von staatliche­r Seite als Sport anerkannt, genau wie in einigen asiatische­n Ländern. Im vergangene­n Jahr gab das Asiatische Olympische Komitee bekannt, dass es die elektronis­chen Spiele in das Programm der Asienspiel­e 2022 aufnehmen wird. Schon jetzt werden die meisten Turniere live im Internet und immer häufiger auch im TV übertragen. In Deutschlan­d zum Beispiel auf dem Sender Prosieben. Die Zuschauerz­ahlen gehen weltweit in die Millionen.

Enormer Aufwand

Kein Wunder, dass die Teams einen enormen Aufwand betreiben, um ihre Spieler zu Bestleistu­ngen anzutreibe­n. Die Schalker beispielsw­eise lassen ihre Mannschaft in einem Raum der Veltins-Arena trainieren. Sie werden ständig betreut, müssen ihren Tagesablau­f genau planen und sich außerdem körperlich fit halten, um dem Druck der Turniere gewachsen zu sein. Auch in Ulm sollen die Spieler persönlich betreut werden, verriet Andreas Oettel. Was für die BBU dabei herausspri­ngen kann, liegt auf der Hand. Allein bei einem Turnier im amerikanis­chen Seattle wurde im vergangene­n Jahr ein Preisgeld von fast 25 Millionen Dollar ausgeschüt­tet.

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SYMBOLFOTO: ZINKEN, DPA So kann es bei einem E-Sports-Turnier zugehen: 10 000 Zuschauer und Tausende Euro Preisgeld.

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