Mattheis macht Stimmung gegen GroKo
Die SPD-Bundestagsabgeordntete lotet die Meinung an der Basis aus
●
EHINGEN - Während die Parteispitze in Berlin ihre Marschroute für die Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU für die Koalitionsverhandlungen festlegt, tourt die SPDBundestagsabgeordnete Hilde Mattheis in ihrem Wahlkreis von Ort zu Ort, um die Stimmung an der Basis für oder gegen diese Koalition auszuloten. Atemlos, aber wie sie mit Blick auf die Uhr selbst sagte „just in time“, kam sie zu ihren Parteifreunden nach Ehingen.
Hilde Mattheis ist seit jeher strikt gegen eine Regierungsbeteiligung ihrer Partei mit CDU/CSU und will in vielen Bürgergesprächen ihre Haltung erklären. „Viel Verantwortung lastet auf der SPD in Zeiten, in denen es stürmisch zugeht“, sagte die Bundestagsabgeordnete, die dem linken Flügel ihrer Partei zugeordnet wird.
In einer Minderheitsregierung könne die CDU/CSU mit Argumenten um Mehrheiten kämpfen, die Bevölkerung wisse, wo die Parteien stehen, das wäre eine Chance der Demokratie gegen Politikverdrossenheit. „Nach der Wahl am 24. September“, sagte Hilde Mattheis, „war ich sehr froh, als Martin Schulz erklärte, keine Große Koalition zu wollen“, sagte Mattheis.
Das Wahlergebnis von 20,9 Prozent fordere, so Mattheis, einen Erneuerungsprozess in der Partei. „Wir müssen klar unsere Positionen als SPD abstecken. Es ist unerträglich, dass die AfD als Oppositionsführer das erste Rederecht nach der Regierung hat. Das ist etwas, was wir nicht zulassen dürfen. Ich lass mich nicht bange machen vor Neuwahlen“, erklärte sie kämpferisch.
„Lasst uns unser Profil schärfen“, forderte sie ihre Genossen auf. Lutz Deckwitz erklärte, „der größte Teil des Ortsvereins ist gegen die GroKo. Eine Minderheitsregierung würde das Parlament stärken. In die Verhandlungen zu gehen, heißt nicht, die Kuh ist vom Eis. Als Parteimitglieder können wir noch nein sagen. Die CSU nimmt eine Stellung ein, die ihr nicht zusteht“, bemängelte er. „Die Wertschätzung für unsere Partei ist vergeigt“, sagte er später und schimpfte kräftig über Alexander Dobrindt. Auch Wolfgang Hänn ist gegen eine Große Koalition: „Es besteht die Gefahr, dass wir die Klatsche ausbaden, die andere bekommen haben, wir sollten die anderen machen lassen.“
Einer Besucherin fehlte die große Linie, an der man die SPD erkennt, „es ist schade, dass der SPD die Ideen geklaut werden“, fand sie. Max Leicht aus Berkach outete sich als CDU-Mitglied: „Man muss den Hut ziehen vor dem, was SPD und CDU in gemeinsamer Regierung erreicht haben. Die beiden Parteien haben gute Arbeit geleistet in Deutschland. Wir brauchen eine Regierung die 50 Prozent hat, sonst fahren die anderen mit uns Schlitten.“
Hilde Mattheis stellte fest, mit Blick auf ihre Parteigenossen, „ihr seid ziemlich aufgebracht. Mit der CDU haben wir keine große Deckungsmenge. Wir wollen kraftvoll diese SPD erneuern. Wir brauchen ein klares Politikangebot und das kriegen wir mit der CDU nicht hin“.