Ist der Ball für den Orange Campus versenkt?
Offener Schlagabtausch - Während die Basketballer die Bankenzusage betonen, kritisiert Oberbürgermeister Gunter Czisch die Investoren
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ULM - Kaum hatten die Ulmer Basketballer die Bankenzusage für das Leistungszentrums am Neu-Ulmer Donauufer am Donauufer vermeldet, da kamen aus den Reihen des Gemeinderats erste Zweifel (wir berichteten). Nun stellt BBU ‘01-Vereinsvorsitzender Thomas Stoll auf Anfrage klar: „Die Bank trägt das Risiko.“OB Gunter Czisch sieht das allerdings anders, wie er am Freitag verbreitete.
Die Basketballer sind sich jedoch sicher, dass der Zusammenschluss der VR-Bank Langenau-Ulmer Alb, der Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal und der VR-Bank Neu-Ulm den Weg frei macht für den Orange Campus. „So läuft ein Kredit ab“, sagt ein hörbar genervter Stoll. Der Verein liefere mit der Zusage der Banken genau das, was gefordert worden sei.
Es ist kein Geheimnis, dass es atmosphärische Störungen zwischen den Basketballern von BBU ’01 und der Stadtspitze gibt. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Und so meldete sich Ulms OB Czisch nach einer „ersten Sichtung der jetzt vorliegenden Unterlagen“zu Wort. Die Banken hätten lediglich ihre Bereitschaft erklärt, den Orange Campus zu finanzieren. Allerdings sei noch keine unwiderrufliche Zusage erteilt worden. Czischs Vermutung: Die Banken setzen möglicherweise darauf, dass im Falle einer finanziellen Schieflage des Projekts und dem sogenannten Heimfall des Grundstücks die Städte die Darlehen zurückzahlen – und zwar auch für den geschäftlichen Teil. Eine solche Verpflichtung von Ulm und Neu-Ulm sieht der OB allerdings sehr kritisch. „Wir müssen die Risiken für den Steuerzahler begrenzen“, wird Czisch zitiert.
Klären könnten die Frage nur die Banken. Doch die geben sich bedeckt. „Wir bitten um Verständnis, dass wir hinsichtlich vertraglicher Inhalte mit Verweis auf das Bankgeheimnis keine Auskunft geben können“, heißt es im Namen der drei Banken in einer Erklärung durch den Konsortialführers, der VR-Bank Langenau-Ulmer Alb.
Czisch betont, dass im Falle eines wirtschaftlichen Scheiterns garantiert sein müsse, dass nicht die Steuerzahler für den kommerziellen Teil des Projekts aufkommen müssten. Es sei aber das Anliegen der Stadt, die Hallen und Einrichtungen für den Vereinssport – also den förderfähigen Teil des Projekts – zu ermöglichen. Gemeinderat und Verwaltung hätten in den vergangenen Monaten regelmäßig signalisiert, dass sie dem sportlichen Teil des Projekts Orange Campus „sehr positiv“gegenüberstehen. Und selbstverständlich die Idee der Nachwuchsförderung und Vereinsarbeit im Basketball unterstützen.
Große Sorgen bereite dem Stadtoberhaupt jedoch eine Vermischung zwischen dem sportlichen, förderfähigen Teil des Bauprojekts und den wirtschaftlichen Interessen der BBU ‘01 und deren Geschäftspartnern. Hinter den verschiedenen Gesellschaften, die im komplexen Modell der Orange Campus-Organisation enthalten sind, stünden im Wesentlichen lediglich eine Handvoll Personen als Geschäftspartner. Es sei nicht Aufgabe der Steuerzahler, deren Geschäfte zu fördern.
Czisch schlägt nun schriftlich ein eigenes Erbbaurecht für den geförderten Teil vor, den die Städte durch Zuschuss und Darlehen maßgeblich unterstützen, zu geben. Ein zweites Erbbaurecht könne für den gewerblichen Teil gelten, für dessen Finanzierung die Geschäftspartner zu sorgen haben.
Czisch hält öffentlichen Druck nicht für hilfreich
Mit Kritik am Vorgehen des Vereins hält Czisch dennoch nicht hinterm Berg: Einen Millionenzuschuss und ein städtisches Darlehen, das es in dieser Höhe noch nie gegeben habe, erhalte man nicht durch die vermeintliche Erzeugung öffentlichen Drucks. Dafür brauche es vielmehr verlässliche, transparente Zahlen und den respektvollen Umgang mit den Mandatsträgern, die Treuhänder der Steuergelder sind. „Das Projekt Orange Campus ist zu wichtig, um es durch taktische Winkelzüge leichtfertig aufs Spiel zu setzen“, so Czisch. Das Projekt werde die städtische Förderung erhalten, wenn der Gemeinderat überzeugt werden kann. Czisch: „Hierzu sind solide Zahlen und Planungen besser, als zu pokern.“
Die Basketballer fühlen sich unverstanden: „Wir möchten einfach behandelt werden wie jeder andere Verein“, sagt Stoll über die Kritik an einer angeblich mangelnden Trennung des kommerziellen und förderungswürdigen Teils des 20-Millionen-Euro-Projekts. Es gehe schlichtweg um eine Zuwendung der Stadt im Rahmen der städtischen Sportförderrichtlinien. Auch andere Vereine hätten einen kommerziellen Teil in ihrem Angebot um wiederum andere Segmente finanzieren zu können. So etwa der SSV Ulm mit dem Hans-Lorenser-Sportzentrum in der Nähe des Donaustadions.
Wie berichtet, umfasst der Orange Campus im Wesentlichen den Neubau von drei Sporthallen, davon eine mit Zuschauertribüne, Umkleiden und Funktionsräume, einen Fitness-Bereich mit Sauna, Büroflächen für den Verein als Geschäftsstelle sowie für externe Anmietungen, eine Mensa und ein Gesundheitszentrum.