Meine Hose, deine Hose – Klamotten leihen und teilen?
Kleidung leihen? Aber klar, ich leihe mir ja auch Ski oder ein Auto. Warum kein Abendkleid oder Fasnetshäs? Dass andere das schon getragen haben, stört mich nicht. Ich schlafe schließlich auch im Hotel in Bettwäsche, in der schon jemand lag. Und die wohlge- merkt gewaschen ist. Im Endeffekt ist Leihmode nichts anderes als SecondHand, nur dass ich die Sachen wieder loswerde. Gekauftes darf ich dagegen behalten. Wie meinen coolen Wintermantel. Er gehörte früher mal meiner Freundin und davor einer Bekannten von ihr. „Mir ist er zu lang“, sagte sie, „und ihr war er zu eng – probier du mal“. Und weil die Bekannte der Freundin eine ähnliche Figur hat wie ich und modisch immer auf dem Laufenden ist, gibt es bei ihr viel auszumisten. Ich freue mich schon auf ihren Anruf „Ich habe wieder was“. Seit damals kaufe ich nur noch selten neue Klamotten. SecondHand-Läden ziehen mich magisch an, manches (durchaus gewagte) Teil habe ich auf Basaren und Flohmärkten erstanden. Längst nicht alles, was schon andere hatten und jetzt mir gehört, bleibt mir lang. Von preiswert Erworbenem trennt man sich leicht. Außerdem wurden viele Second-Hand-Teile kaum oder nie getragen. Ganz edle Marken sind dabei. Vermutlich, weil die Taille wuchs oder ein klassischer Fehlgriff vorlag. Soll vorkommen. Mich freut’s.
Der Baby-Schneeanzug mit den Bärenohren steckt wahrscheinlich im hinteren Keller, in einer der zerbeulten Kisten ganz unten links. Ich vermute zusammen mit dem blau-weiß gestreiften original
Sylter Friesenhemdchen. So auf die Schnelle bin ich da gerade nicht drangekommen. Doch kann ich versichern: Als meine Söhne den Sachen entwachsen waren, vor gut einem Vierteljahrhundert, sahen sie noch aus fast wie neu. Mein Problem: Ich brachte es nicht übers Herz, die erinnerungsträchtigen Stücke schnöde zu verscherbeln. Immerhin habe ich es mit anderen Sachen ehrlich versucht. Kinderkleiderbasare und Tauschbörsen gibt es ja nicht erst seit gestern. Allerdings glaube ich mich erinnern zu können, dass die Buben gar nicht unglücklich waren, als wir einmal mit unserem verschmähten Zeugs im ebenfalls nicht verkauften Kinderwagen von so einer Veranstaltung in der örtlichen Turnhalle wieder nach Hause stapften. Später haben sie das Ganze einer bedürftigen argentinischen Familie geschenkt.
Leider bin ich selber unheilbar „fies vor den ollen Klamotten“, wie meine westfälische Verwandtschaft es auszudrücken pflegt, weshalb ich für das nachhaltige Tauschgeschäft verloren bin. Aber meine eigenen Kleider gebe ich stets gern her – garantiert ohne Zwischenlagerung im Keller.