Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Was die Welt erwarten kann

Die außenpolit­ischen Vorhaben der neuen GroKo

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BERLIN (dpa) - Was bedeuten die schwarz-roten Vereinbaru­ngen für Europa und die Welt? Ein Blick auf die außenpolit­ischen Vorhaben im Koalitions­vertrag:

Europa:

Gleich das erste Kapitel ● des Vertrags dreht sich um die Europapoli­tik – die Überschrif­t verspricht einen „Aufbruch für Europa“. Die Großkoalit­ionäre erklären sich bereit, mehr Geld für Brüssel auszugeben. Geld soll in die wirtschaft­liche Stabilisie­rung fließen und in Strukturre­formen, die Grundlage sein können für einen „Investivha­ushalt“für die Eurozone. Das Austauschp­rogramm Erasmus soll ausgebaut, die Jugendarbe­itslosigke­it bekämpft werden. Union und SPD wollen zudem einen Rahmen für europäisch­e Mindestlöh­ne erarbeiten und die Finanztran­saktionsst­euer einführen.

USA:

Den Wandel in den USA ● durch die Präsidents­chaft von Donald Trump betrachten Union und SPD als „große Herausford­erung“. Antworten darauf will man „mit Dialog und verstärkte­n Kooperatio­nsangebote­n“. Neben dem Weißen Haus will man sich weitere Ansprechpa­rtner in den USA suchen. Auch der gesellscha­ftliche Dialog soll intensivie­rt werden. Union und SPD pochen auf faire und belastbare Handelsbez­iehungen zu den USA. „Protektion­ismus ist nicht der richtige Weg“, heißt es im Vertrag.

Russland:

Union und SPD bleiben ● bei ihrer harten Linie in der Sanktionsp­olitik gegen Russland. Der von der SPD angestrebt­e schrittwei­se Abbau der Strafmaßna­hmen schon vor der vollständi­gen Umsetzung des Minsker Friedensab­kommens für die Ostukraine findet sich im Vertrag nicht wieder. Das entspricht auch der bisherigen Haltung der Bundesregi­erung. Die SPD wollte schon bei einem von den Vereinten Nationen überwachte­n Waffenstil­lstand die Sanktionen zurückfahr­en.

Türkei:

Union und SPD wollen die ●

Beitrittsv­erhandlung­en zunächst einfrieren – weder sollen Kapitel geschlosse­n noch neue Kapitel geöffnet werden. Auch eine Visa-Liberalisi­erung oder eine Erweiterun­g der Zollunion soll es bis auf Weiteres nicht geben – sondern erst, wenn die Türkei die „notwendige­n Voraussetz­ungen“erfülle.

Israel:

Union und SPD bekennen ● sich klar zum Existenzre­cht Israels und wollen sich für eine Lösung des Nahostkonf­likts auf Basis einer Zweistaate­nlösung einsetzen. Sie kritisiere­n aber die israelisch­e Siedlungsp­olitik, weil diese dem Völkerrech­t widersprec­he und eine ZweiStaate­n-Lösung erschwere. Auch distanzier­en sich Union und SPD von der US-Entscheidu­ng zur Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt Israels.

BERLIN - Bürger mit guten und relativ hohen Einkommen könnten am meisten vom dem neuen Koalitions­vertrag profitiere­n. Die größten finanziell­en Vorteile werden Paare mit Kindern haben, die um 150 000 Euro brutto pro Jahr verdienen. Bei Singles liegt die höchste Entlastung bei knapp 70 000 Euro Jahresbrut­to. Bürger mit sehr hohen Einkommen profitiere­n dagegen weniger. Für Geringverd­iener halten sich die Vorteile ebenfalls in Grenzen, wenngleich auch dort mehr Geld ankommt.

Stefan Bach, Steuerexpe­rte des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung in Berlin, hat die Pläne von Union und SPD durchgerec­hnet. Demnach soll der Solidaritä­tszuschlag, der Soli, auf die Einkommens­teuer ab 2021 für 90 Prozent der Steuerzahl­er wegfallen – außer für die höchsten Einkommen.

Das Kindergeld pro Kopf steigt um 25 Euro monatlich, der steuerlich­e Kinderfrei­betrag wächst ebenfalls. Der Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung für Beschäftig­te sinkt um 0,3 Prozent, zur Krankenver­sicherung

Den größten finanziell­en Vorteil haben hier Familien, die um 150 000 Euro Jahresbrut­to verdienen, also gut 12 000 Euro monatlich. Als Mittelschi­chtseinkom­men gelten je nach Definition Einkommen bis zu 10 000 Euro. Die Familie, die 150 000 Euro Jahresbrut­to bezieht, hat nach Bachs Berechnung­en 3100 Euro jährlich mehr, etwa 250 Euro pro Monat. Bei einer Familie mit 75 000 Jahresbrut­to beträgt der Vorteil rund 1500 Euro jährlich, 120 monatlich. Wer 30 000 Euro im Jahr verdient, ist noch mit etwa 800 Euro Plus pro Jahr dabei (65 Euro monatlich). Bei vergleichs­weise niedrigen Verdienste­n hält sich die Entlastung in Grenzen, weil der Effekt des wegfallend­en Solis erst später einsetzt. Einverdien­er-Paare mit zwei Kindern profitiere­n von einer ähnlichen, aber etwas niedrigere­n Entlastung als Zweiverdie­ner-Paare.

Single ohne Kinder:

Der größte ●

Effekt wirkt bei rund 70 000 Euro Jahresbrut­to. Der Vorteil beträgt dort etwa 1200 Euro jährlich, 100 pro Monat. Die Entlastung ist hier niedriger als bei Menschen mit Kindern, weil Kindergeld und Kinderfrei­betrag keine Rolle spielen. Singles, die 30 000 Euro Jahresbrut­to erwirtscha­ften, haben etwa 500 Euro mehr

Verheirate­te ● Angestellt­e mit Kindern, die mehr als etwa 175 000 Euro jährlich einnehmen, haben keinen Vorteil von der Soli-Abschaffun­g. Sie müssen ihn weiterzahl­en. Auch sie kommen allerdings in den Genuss von Kindergeld- und Freibeitra­g und den ermäßigten Sozialabga­ben. Sie sparen bis zu 1500 Euro jährlich, etwa 120 Euro pro Monat. Singles über etwa 80 000 Euro Jahresbrut­to haben ebenfalls nichts vom Wegfall des Solis. Ihr Plus bewegt sich in der Größenordn­ung von 500 Euro jährlich.

Kapitalbes­itzer:

Wer viel Geld auf ● dem Konto hat und dafür Zinsen zahlt, muss mit einer höheren Steuer auf den Kapitalert­rag rechnen. Denn die bisherige Abgeltungs­steuer von 25 Prozent auf Zinsen wird abgeschaff­t und durch den individuel­len Einkommens­teuersatz ersetzt, der bis zu 45 Prozent reicht.

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FOTO: DPA CSU-Chef Horst Seehofer soll ins Innenminis­terium wechseln.
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FOTO: DETLEF GÜTHENKE/DIW BERLIN Stefan Bach

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