Eiskeller erinnert Künstler an Kathedrale
Hartmut Hahn zeigt noch bis Samstag einige seiner Gemälde in der Pflug-Brauerei
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BIBERACH - Wolken, Landschaften und Meer – all das sind Themen, die in den Bildern von Hartmut Hahn zu sehen sind. Der 46-Jährige stellt momentan einige seiner Werke im Eiskeller der ehemaligen Brauerei Pflug in Biberach aus. Noch bis Samstag sind die Gemälde unter dem Titel „The Cathedral II“zu sehen.
Der Name dieser Ausstellung kommt nicht von ungefähr. „Mich haben diese Räumlichkeiten hier unten an eine Kathedrale erinnert“, sagt Künstler Hartmut Hahn. Es gebe einen Vorraum, ein nördliches und ein südliches Kirchenschiff und ein Querschiff. Daher sei der Titel für ihn naheliegend gewesen. Bereits seine erste Ausstellung in dem alten Brauereikeller im Oktober 2016 trug diesen Namen.
Ausstellung dauert einen Tag
Das Besondere an dieser Ausstellung vor rund eineinhalb Jahren war neben den Räumen auch die Dauer. Nur für einen Tag konnten die Besucher die Gemälde damals bestaunen. Der Grund dafür ist die extrem hohe Luftfeuchtigkeit in dem Keller. „Wenn die zu hoch ist, verzieht es mir die Keilrahmen auf die die Leinwände aufgespannt sind“, erklärt Hahn. In diesem Jahr habe er sich für eine Ausstellungsdauer von rund eineinhalb Wochen entschieden, da es durch die Temperaturen im Februar in den Kellerräumen weniger feucht sein sollte. „Ich habe die letzten Wochen vor der Ausstellung immer gehofft, dass es kälter wird“, sagt der gebürtige Biberacher. Diese Hoffnung habe sich nun zum Glück noch erfüllt. An die Räume für seine Ausstellung war er durch Zufall gekommen. „Mich hatten die alten Backsteingebäude der alten Brauerei fasziniert“, erklärt Hahn. Das habe er dem heutigen Betreiber des Getränkehandels gesagt und der habe ihm dann den alten Eiskeller gezeigt. Dort wurden noch bis Anfang der 1970er-Jahre Eis für die Kühlung und Herstellung von Bier sowie Bierfässer gelagert.
Bevor Hartmut Hahn seine Bilder ausstellen konnte, musste er erst einmal Ideen und Motive finden. Ich fotografiere viel, was mir gefällt, wenn ich unterwegs bin. „Ich habe tausende Fotos, nur wenige davon male ich dann auf Leinwand“, sagt Hahn.
Durch die Fotografie sei auch sein Stil, den Hahn selbst als „romantischen Realismus“beschreibt, geprägt. Viele seine Bilder wirken leicht verschwommen oder haben einen leichten Schleier. Das soll ähnlich wirken wie bei einer unscharfen Fotoaufnahme, so Hahn.
Diese Umsetzung fällt zum Beispiel bei den Landschaftsaufnahmen, die im südlichen Seitenschiff zu sehen sind, auf. Meist stellt Hartmut Hahn hier ein sehr typisches Landschaftsbild dar: Acker, Wälder im Hintergrund und Himmel. „Meine Vorlagen sind sehr gewöhnlich“, sagte der Künstler. Dennoch bedeuteten seine Gemälde für jede Person etwas anderes: „Für einen Landwirt bedeutet der Acker hauptsächlich Arbeit.“Einige Besucher hätten die gemalten Himmel als bedrohlich empfunden.
Kritik in Gemälden versteckt
Das sei gar nicht unbedingt seine Absicht gewesen. Dennoch habe er in seinen Bildern auf subtile Weise Kritik versteckt, die nicht sofort ins Auge stechen soll. So zum Beispiel auch bei den Meergemälden im nördlichen Seitenschiff. Auf der rechten Wandseite hängen unter anderem Bilder, die sehr idyllisch wirken. Ein Segelboot liegt vor Anker, das Wasser ist ruhig. Im Gegensatz dazu sind auf der anderen Seite die Bilder „Dampfer im Abendrot“oder „Tanker“zu sehen.
Ähnliche Gegensätze lassen sich auch in den Wolkenbildern finden. Neben Quellwolken, die von hinten von der Sonne angestrahlt werden, vor einem tiefblauen Himmel, hat Hartmut Hahn auch einige Bilder gezeichnet, auf denen die Kondensstreifen von Flugzeugen zu sehen sind. „Wir haben uns als Kinder noch gefreut, wenn wir so was gesehen haben“, sagt Hahn. Heute stünden diese Streifen und der damit verbundene, zunehmende Flugverkehr in der Kritik.
Ein ganz besonderes Bild heißt „Aus heiterem Himmel“und hängt im Querschiff. Darauf ist eine eindrucksvolle Wolkenformation zu sehen. „Wenn man ganz genau hinsieht, kann man darin eine liegende Frau entdecken“, erläutert Hahn. Dieses Werk hatte Hartmut Hahn auf Grund der Größe der Leinwand nicht in seinem Atelier malen können. Daher habe er seine Malsachen mit in den ehemaligen Eiskeller genommen und dort über drei Tage daran gemalt. „Es war eine besondere Erfahrung für mich“, sagt Hahn, der beruflich zwischen Biberach und Berlin pendelt.