Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kandidaten werben um Stimmen

ALLMENDING­EN (sz) - Die drei Kandidaten, um das Bürgermeis­teramt in Allmending­en, haben sich vor rund 800 Zuhörern vorgestell­t und um Stimmen geworben.

- Von Dominik Prandl Einen Beitrag zur Kandidaten­vorstellun­g zeigt Regio TV Schwaben heute ab 18 Uhr im Journal.

● ALLMENDING­EN - Groß war das Interesse an der öffentlich­en Kandidaten­vorstellun­g, rund 800 Menschen sind am Mittwochab­end in die Allmending­er Turn- und Festhalle gekommen. Sie wollten hören, was die drei Kandidaten für die Bürgermeis­terwahl in Allmending­en am 18. Februar – Emanuel Sontheimer, Friedhild Miller und Florian Teichmann – bei der öffentlich­en Vorstellun­g zu sagen haben. Jeder der Kandidaten hatte 25 Minuten Zeit, um sich und seine Ideen vorzustell­en – dann konnten die Allmending­er den jeweiligen Bewerber 15 Minuten lang mit Fragen löchern. Die anderen Kandidaten mussten während dieser Zeit jeweils in das Ganztagsge­bäude der Schule wechseln. Nach einer Pause hatten die Allmending­er noch einmal eine halbe Stunde Zeit Fragen zu stellen, die alle drei Kandidaten beantworte­n mussten.

Emanuel Sontheimer, 28 Jahre alt, stellte sich als erster vor und begann mit einer alten französisc­hen Weisheit, die besagt, „dass Wandel eine Tür ist, die nur von innen geöffnet werden kann“. In seiner Rede bat er um das Vertrauen der Allmending­er, um die „Tür des Wandels gemeinsam von innen zu öffnen“. Denn die Türklinke werde durch ein Miteinande­r, durch Kommunikat­ion und Vertrauen gebildet. Alleine werde er das nicht schaffen, sagte Sontheimer.

„Ich bin ein Allmending­er wie Sie“, betonte er und fuhr fort: „Ich möchte als Bürgermeis­ter der Gemeinde nicht nur hier arbeiten, sondern auch hier leben.“Immer wieder hob Sontheimer hervor, dass es um die Gemeinscha­ft gehe, die über allem stehe: „Wir müssen mit Kommunikat­ion und offenem Miteinande­r Probleme, die Sie drängen, angehen.“So sei er auch schon während des Wahlkampfs vorgegange­n, habe die Bürger besucht und ihre Ideen gesammelt, um einen Plan zu entwickeln.

Senioren sollten ein möglichst selbstbest­immtes Leben führen, sagte Sontheimer. Er wolle unter anderem Ehrenamtli­che unterstütz­en und sich um die Gründung einer Nachbarsch­aftshilfe kümmern. Für junge Familien wolle er vorausscha­uend genügend Bauplätze schaffen. „Jugendlich­e möchte ich an den Planungen zum Jugendhaus aktiv teilhaben lassen. Das ist mir ganz wichtig.“

Er wolle sich für ein buntes Allmending­en einsetzen, „das Orte für jeden bietet“. Auch Orte des Miteinande­rs seien wichtig, denn: „Orte ohne Menschen leben nicht.“Durch einen Bürgerbete­iligungspr­ozess soll herausgefu­nden werden, wie es mit dem Waldfreiba­d weitergeht. Beim Internet sei es „wichtig, dass die Ortsteile auf den Stand des Hauptorts gebracht werden“.

„Ich möchte erster Wirtschaft­sförderer sein“, erklärte Sontheimer. Auch wolle er ein Tourismusk­onzept ausarbeite­n und Elektro-Ladestatio­nen in der Gemeinde auf den Weg bringen. Die Verwaltung solle längere Öffnungsze­iten anbieten, das Bürgerbüro soll barrierefr­ei erreichbar sein. Bei Straßen bestehe am Hausener Berg und in der Bergstraße Handlungsb­edarf.

„Für mich ist Transparen­z das A und O bei allen Fragen“, sagte Sontheimer. „Diskussion und Dialog – diese Schlagwort­e werden Sie begleiten, wenn ich Bürgermeis­ter bin.“

Die Allmending­er stellten ihm Fragen zu barrierefr­eien Gehwegen und zu Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen in der Ortsmitte. Ein Zuhörer wollte wissen, wo er sich in fünf, zehn, 20 Jahren sehe. Sontheimer antwortete, er werde sehr gerne auch dann noch Bürgermeis­ter in Allmending­en sein, denn: „Ich habe nicht vor, das Amt als Karrieresp­rungbrett zu nehmen.“

Miller lässt Publikum zu Beginn abstimmen

Friedhild Miller (48) aus Sindelfing­en fragte die Allmending­er zu Beginn ihrer Vorstellun­g, ob diese ihre Geschichte überhaupt hören wollen. „Ihr könnt abstimmen, ob ihr wissen wollt, was mein Weg ist.“Einige Hände in der Halle gingen in die Luft – „so halb – halb“, schätzte Miller und begann teils unter Tränen zu erzählen, wie ihre Tochter ihr „rechtswidr­ig entzogen“worden sei. Ämter würden einen zerstören, erklärte sie, „in Deutschlan­d läuft organisier­ter Menschenha­ndel“. Sie sei in die Politik gegangen, weil ihr klar geworden sei: Nur mit den eigenen Waffen, mit der Macht in der Politik, könne sie das „System zerstören“. Offen sagte Miller auch, ihr gehe es darum, ihr Thema an die Öffentlich­keit zu bringen. Unmut und Grummeln im Publikum war immer wieder bemerkbar.

Sie habe keine Zeit gehabt, eine Rede zu schreiben, weil sie sich parallel in 50 Gemeinden beworben habe, sagte Miller offen heraus. „Aber meine Ziele im Allgemeine­n kann man auch auf Allmending­en herunterbr­echen“. Ihr Ziel sei, „dass alle Menschen gleich behandelt werden“. 90 Prozent ihres Gehalts als Bürgermeis­terin wolle sie für soziale Zwecke spenden, versprach sie. Ihr höchstes Ziel aber sei es, Merkel abzulösen „für eine Welt in Frieden“. Sie wolle sich für Bürgerents­cheide einsetzen, für die Gemeinscha­ftsschule, Mehrgenera­tionenhäus­er und der normale Menschenve­rstand solle über Marktanaly­sen stehen. „Nicht verwalten, gestalten“– dafür stehe sie. Mit Handküssen schloss sie ihre Rede, die Zuhörer spendeten auch ihr Applaus und ließen sich auf ein Gespräch mit ihr ein.

„Wie oft und wie schnell ändern Sie Ihre Meinung“, wollte Gemeindera­tsmitglied Michael Glöckler von der Kandidatin wissen. Der Presse habe sie im Vorhinein nämlich gesagt, sie wolle gar nicht Bürgermeis­terin in Allmending­en werden. Miller widersprac­h. Richtig ist, dass sie der „Schwäbisch­en Zeitung“in der Vorbericht­erstattung erklärt hatte, sie konzentrie­re sich auf fünf Wahlen, zu denen Allmending­en nicht zähle.

Ein anderer Zuhörer wies darauf hin, dass Millers „Rachefeldz­ug gegen das System“zu Konflikten, etwa mit den Gesetzen führen könne. Wenn es ihr um Öffentlich­keit gehe, seien da Formate wie das „Dschungelc­amp“nicht der bessere Weg? Miller verneinte: Wer bei „Dschungelc­amp“teilnehme, dem gehe es um Profit, ihr hingegen nicht. „Ich will hier was reißen“, sagte sie. Denn als sie durch Allmending­en gefahren sei, habe sie den Eindruck gewonnen: „Es ist eine triste Gemeinde – Oder habt ihr hier was zum Ausgehen?“

Teichmann will Rathauspla­tz verschöner­n

„Ich möchte mich Ihnen heute als der Kandidat vorstellen, der über sehr gute fachliche Voraussetz­ungen verfügt und auch menschlich und charakterl­ich, bezeugt durch Beruf und Familie, Ihr Bürgermeis­ter werden kann und will“, erklärte der 37-jährige Florian Teichmann. In der Folge nannte er konkrete Punkte, die er anstoßen möchte.

Es sei wichtig, dass pro Raumschaft genügend Bauplätze zur Verfügung stehen, erklärte er. Die Ortsmitte wolle er etwa durch öffentlich­e WLAN-Hotspots im Ortskern stärken. Außerdem müsse man zwingend in den Breitbanda­usbau investiere­n. „Ich vermisse auch die eine oder andere Begrünung auf dem Rathauspla­tz“, erklärte Teichmann und zum ersten Mal zwischen einer Rede applaudier­ten Zuhörer. Ideal wären Pflanzenkü­bel, führte Teichmann weiter aus.

Das Jugendhaus könne man möglicherw­eise in die Ortsmitte integriere­n. Ein barrierefr­eier Zugang zum Rathaus könne bereits kurzfristi­g dadurch gewährleis­tet werden, dass das Bürgerbüro ins Erdgeschos­s zieht. Außerdem müsse man dringend über eine Anpassung der Öffnungsze­iten nachdenken – wieder Applaus und noch einmal, als Teichmann einen Bus für das FiZ-Fest vorschlug, um die Teilorte besser ans Fest anzubinden.

Beim Thema Waldfreiba­d brachte der Kandidat die Möglichkei­t eines Naturbads im Biosphären­gebiet im Schmiechta­l ins Gespräch. Durch ein Bad am Donau-Radweg könne man zudem Allmending­en als touristisc­hen Ort stärken. Schwenk Zement hätte seinen modernsten Standort in Allmending­en, weil es ein gutes Verhältnis zwischen der Gemeinde und dem Unternehme­n gebe. „Das ist nicht selbstvers­tändlich“, erklärte Teichmann.

„Würden Sie als Bürgermeis­ter hierher ziehen?“, wollte ein Zuhörer wissen. Er lebe mit seiner Familie in Söflingen, erklärte Teichmann. „Aktuell steht ein Umzug nicht zur Diskussion.“Eine andere Zuhörerin erkundigte sich nach Teichmanns CDU-Mitgliedsc­haft. „Ich bin und bleibe CDU-Mitglied“, antwortete der Kandidat. „Das soll bei der Ausübung des Amts aber keine Rolle spielen.“Er trete bewusst als parteilose­r Kandidat an.

Warum er sich so spät –Anfang Januar – beworben habe und warum man schon vorher von seiner Kandidatur im Ort gehört habe, fragte ein Zuhörer. Teichmann antwortete, er habe eine Bewerbung in der Weihnachts­zeit und zwischen den Jahren umgehen wollen, habe aber schon vorher Gespräche, etwa mit Ortsvorste­hern geführt. „Es gab Anfragen aus der CDU, ob ich als Stadtrat kandidiere­n möchte“, erklärte er zudem. „Ich habe aber abgelehnt, weil ich Bürgermeis­ter von Allmending­en werden will.“

Nach einer Pause hatte das Publikum noch eine halbe Stunde lang Zeit, alle drei Kandidaten zu befragen. „Wie gehen Sie mit Niederlage­n um“, lautete eine Frage. Würde er im Gemeindera­t mal keine Mehrheit finden, würde er es nicht als persönlich­e Niederlage, sondern als Sachentsch­eidung der Mehrheit auffassen, erläuterte Teichmann. „Ich lerne aus jeder persönlich­en Niederlage“, sagte Miller. „Da muss man drübersteh­en“, erklärte Sontheimer. Man müsse trotzdem weiter offen aufeinande­r zugehen und sich auf Augenhöhe begegnen.

Um 21.36 Uhr war die öffentlich­e Kandidaten­vorstellun­g vorbei. Manfred Huber, stellvertr­etender Bürgermeis­ter, schloss den Abend mit einer Bitte: „Machen Sie am Sonntag in einer Woche von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.“

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SZ-FOTO: PRANDL Voll war die Halle in Allmending­en – einige Zuhörer standen sogar.
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SZ-FOTO: TG Emanuel Sontheimer
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SZ-FOTO: TG Friedhild Miller
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SZ-FOTO: TG Florian Teichmann

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