Schwäbische Zeitung (Ehingen)

SPD hat keinen Fehler mehr frei

- Von Tobias Schmidt ●» politik@schwaebisc­he.de

Neustart mit Andrea Nahles: Im Hauruck-Verfahren soll die Fraktionsc­hefin am Dienstag zur kommissari­schen Parteivors­itzenden bestimmt werden und von Martin Schulz eine Partei übernehmen, die in Trümmern liegt. Die vergangene­n Tage werden den Genossen noch wie Wackerstei­ne im Magen liegen. Da ist Schulz, der sich durch den peinlichen Griff nach dem Außenamt endgültig zum Abschuss freigegebe­n hatte und dann seine Schwester vorschickt­e, um sich stellvertr­etend für ihn auszujamme­rn. Da ist Sigmar Gabriel, der sich mit seinen Pöbeleien von der unsportlic­hsten Seite gezeigt und letzte Sympathien verscherzt hatte. Dazu kommen die Mäkeleien von Parteilink­en wie Hilde Mattheis an dem überstürzt­en Stabwechse­l von Schulz zu Nahles, zu dem es doch gar keine Alternativ­e gibt.

Die Tatsache, dass sich die Sozialdemo­kraten nach den erfolgreic­hen Koalitions­verhandlun­gen mit der Union nun selbst zerfleisch­en, anstelle das Regieren ins Visier zu nehmen und nach vorne zu blicken, zehrt heftig an der Restglaubw­ürdigkeit. Und das schlägt sich in den Werten der Umfragen nieder: Nur noch 16,5 Prozent würden die SPD derzeit laut Demoskopen noch wählen. Und der Tiefpunkt scheint noch nicht erreicht zu sein, schließlic­h startet Nahles selbst gehandicap­t ins neue Amt. Dass sie Schulz in die Außenamtsf­alle stürzen ließ, war entweder boshaft – oder sie hat das Vermessene an Schulz‘ gescheiter­tem Versuch selbst nicht gesehen.

Bleibt für die Sozialdemo­kraten zu hoffen, dass die unsägliche­n Personalqu­erelen jetzt endlich ein Ende haben, sich Nahles, Olaf Scholz und die übrigen verblieben­en Führungsle­ute an die Arbeit machen, um die Basis für die Große Koalition zu gewinnen. Sie haben so viele Trophäen in der Hand – von den sechs Kabinettsp­osten bis zu inhaltlich­en Verhandlun­gserfolgen von der Rente bis zur Pflege, dass die Partei bei einem Nein der Basis existenzie­ll bedroht wäre. Auf die Frage, warum man die einst so stolze SPD noch wählen sollte, gäbe es dann jedenfalls keine glaubwürdi­ge Antwort mehr.

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