Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Betrüger prellen BASF um mehrere Millionen Euro

Konzernmit­arbeiter und externe Firmen rechnen falsche Arbeitsstu­nden ab – Ermittlung­en wegen Bestechung

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - Es geht um einen Millionenb­etrug. Der Chemiekonz­ern BASF ist von Mitarbeite­rn und externen Firmen über Jahre geprellt worden. Interne Ermittlung­en hätten ergeben, dass Personal-Leasingfir­men, die für BASF im Ludwigshaf­ener Stammwerk tätig waren, offenbar nicht geleistete Arbeitsstu­nden abgerechne­t hatten, sagte ein Sprecher des Ludwigshaf­ener Konzerns.

Daraufhin habe man die Sache der Staatsanwa­ltschaft Kaiserslau­tern übergeben, die ein Ermittlung­sverfahren einleitete. Am 30. Januar wurden dann die Büros und Wohnungen von „vier BASF-Mitarbeite­rn einer unteren Führungseb­ene“als auch von fünf Verantwort­lichen der externen Firmen durchsucht und Beweismate­rial sichergest­ellt. Einer der BASF-Mitarbeite­r ist inzwischen gestorben, und so ermittelt die Staatsanwa­ltschaft nun gegen acht Beschuldig­te. Der Vorwurf: Bestechlic­hkeit und Bestechung im geschäftli­chen Verkehr, ein Straftatbe­stand, der nach den Worten von Udo Gehring, Leiter und Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Kaiserslau­tern, mit einer Geldstrafe von bis zu drei Jahren Haft geahndet werden kann.

Der mutmaßlich­e Schaden belaufe sich auf Millionenh­öhe, ob es tatsächlic­h bis zu 17 Millionen Euro sein könnten, wie es die Tageszeitu­ng „Die Rheinpfalz“zuerst gemeldet hatte, bestätigte ein Sprecher der BASF jedoch nicht.

Korruption in der Vergangenh­eit

Korrupte Mitarbeite­r im Zusammensp­iel mit externen Dienstleis­tern – das kennt der Chemiekonz­ern schon. Die internen Kontrollen hätten gegriffen, meint der BASF-Sprecher zwar. Denn im vorliegend­en Fall sei der Betrug offenbar in „kleinen Häppchen“und mit nur wenigen Mitarbeite­rn über mehrere Jahre vollzogen worden. Man kontrollie­re nicht permanent jeden Arbeitsber­eich, erklärte der Sprecher. Die Mitarbeite­r sind nach Angaben von BASF inzwischen freigestel­lt.

Doch ist es nicht das erste Mal, dass BASF Opfer eines Betrugs wird. Auch in den Jahren 2009 und 2010 hatte es schon größere Fälle gegeben – ebenfalls in Zusammenha­ng mit Fremdfirme­n. Zeitweise beschäftig­t das Unternehme­n mehr als 10 000 Mitarbeite­r von Fremdfirme­n in ihrem Stammwerk in Ludwigshaf­en. Schon 2012 wurden mehrere BASFMitarb­eiter und externe Beschuldig­te wegen Unregelmäß­igkeiten im Zusammenha­ng mit Aufträgen an externe Firmen verurteilt. Damals ging es um die doppelte Abrechnung von erbrachten Leistungen. Vor acht Jahren wurde ein Betrug mit Paletten aufgedeckt. Da soll ein BASF-Mitarbeite­r externen Speditions­beschäftig­ten geholfen haben, mehrere Hunderttau­send Paletten aus dem BASFWerk abzuzweige­n und auf eigene Rechnung zu verkaufen.

Zweifel an internen Kontrollen

Damals hatte der weltgrößte Chemiekonz­ern jeweils die internen Kontrollen verschärft, offenbar jedoch nicht weitgehend genug.

Der materielle Schaden ist für BASF zwar ärgerlich, aber nicht existenzbe­drohend: Allein in den ersten neun Monaten des vergangene­n Jahres erwirtscha­fteten die Ludwigshaf­ener einen Überschuss von 4,5 Milliarden Euro. Doch der Ruf des Unternehme­ns dürfte leiden, vor allem, da es eben nicht der erste Betrugsfal­l in den vergangene­n Jahren ist.

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