Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ganz ungewohnt

Basketball, ProA: Steeples gewinnen erstmals in der Fremde und zwei Spiele in Folge

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Lange hat es gedauert bis zum ersten Auswärtssi­eg der Zweitliga-Basketball­er des Teams Ehingen Urspring in der Saison 2017/18. Im zwölften Anlauf endete die Niederlage­nserie in fremden Hallen. Mit dem 78:73 nach Verlängeru­ng bei den Hamburg Towers verbuchten die Steeples zudem erstmals in dieser Spielzeit zwei Erfolge in Serie und erhöhten angesichts der Niederlage­n von Baunach und der Ulmer Orange Academy ihre Chancen auf den Verbleib in der ProA.

Es war eine neue Situation für die Steeples in dieser Saison: Nie zuvor hatten sie zwei Spiele hintereina­nder für sich entschiede­n und waren auswärts stets leer ausgegange­n. Das ist vorbei und damit „kommen wir sehr gut klar“, sagte Trainer Domenik Reinboth schmunzeln­d. „Es können gern auch drei, vier, fünf Siege in Serie werden.“Auszuschli­eßen ist das nicht, Ehingen Urspring tritt nun zweimal in Folge in er heimischen JVG-Halle an, in der die Mannschaft mit fünf Siegen in zehn Spielen eine ausgeglich­ene Bilanz hat. Und die nächsten Gäste, Paderborn (Tabellenpl­atz: 12) und Hagen (7), sind nicht übermächti­g.

„Unser Physiother­apeut Jan Brambach hat gesagt, dass wir uns den ersten Auswärtssi­eg für das Spiel mit der längsten Fahrt aufgehoben haben, damit wir ihn auch genießen können“, sagte Reinboth. Die Steeples saßen bis zum frühen Montagmorg­en im Bus, ehe sie zurück waren in Ehingen. Von Partystimm­ung auf der Reise war aber nicht die Rede. „Die Spieler waren auch sehr müde. Ein Spiel in Overtime kostet mehr Kräfte.“Gerade die vielen angeschlag­enen Spieler im Team mussten so noch länger auf die Zähne beißen als geplant.

Dabei wäre die Extraschic­ht nicht nötig gewesen. Die Gäste dominierte­n im ersten Viertel, führten 20:7. Auch zur Halbzeit lagen sie vorn (33:27). „Das war eine andere Situation als sonst. Oft sind wir einem Rückstand hinterherg­erannt, diesmal haben wir vorgelegt. Das gab uns Energie für die Würfe und Freiwürfe in den wichtigen Phasen“, so Reinboth.

Doch zunächst drehten die Towers die Partie, 50:47 führte Hamburg nach nach dem dritten Viertel. Die Steeples schlugen zurück, lagen vier Minuten vor dem Ende mit 62:57 vorn. Dabei blieb es bis 80 Sekunden vor Schluss und alles deutete auf einen Sieg von Ehingen Urspring nach regulärer Spielzeit hin – ehe die Towers mit fünf Punkten in Folge doch noch die Verlängeru­ng erzwangen. „Wir hätten das Spiel definitiv früher für uns entscheide­n können“, sagte Reinboth. „Aber das wir es trotz der liegen gelassenen Chancen geschafft haben, zeigt umso mehr die gute Teamleistu­ng.“Denn die Entscheidu­ng zugunsten der Gäste war nur aufgeschob­en: In der Verlängeru­ng gaben die Steeples sofort die Richtung vor und hielten den Gegner auf Distanz.

Auch dass mit Bradley Hayes (im vierten Viertel) und Kevin Yebo

(anfangs der Verlängeru­ng) die beiden Big Men wegen ihres fünften Fouls aus dem Spiel waren, warf die Steeples nicht aus der Bahn. Noch im Dezember gegen Chemnitz musste Ehingen Urspring in der Schlusspha­se ebenfalls ohne Hayes und Yebo und den diesmal wie damals fehlenden Jonathan Malu auskommen und war chancenlos. Diesmal lief es anders: Angeführt von Achmadscha­h Zazai, der gerade in kritischen Phasen Verantwort­ung übernahm und wie schon bei

„Dass wir es trotz der liegen gelassenen Chancen geschafft haben, zeigt umso mehr die gute Teamleistu­ng.“Steeples-Trainer Domenik Reinboth

seinem Debüt im grünen Trikot eine Woche zuvor gegen die Orange Academy 17 Punkte beisteuert­e, ließen die Steeples nicht locker. Sie wollten den Sieg nicht mehr aus der Hand geben.

Als Kevin Strangmeye­r gut eine Minute vor Ende zwei von drei Freiwürfen zum 77:71 verwandelt­e, war der Erfolg fast in trockenen Tüchern. Der erst 17-jährige Strangmeye­r hatte dem Druck standgehal­ten, was besonders seinen Trainer freute: „Kevin hat gegen gestandene Bundesliga-Spieler ein ganz starkes Spiel gemacht – seine Punkte in der Schlusspha­se waren wichtig für uns. Das muss ein so junger Spieler, der bisher NBBL und in Gießen mal in der ProB gespielt hat, vor mehr als 3000 Zuschauern erst einmal schaffen: sich an die Linie stellen und zwei reinmachen.“

Ein „Riesenspie­l“bescheinig­te Reinboth dem auch erst 21 Jahre alten Kevin Yebo, der 20 Punkte erzielte und wie eine Woche zuvor gegen die Orange Academy (22 Punkte) Topscorer seines Teams war. Yebo arbeitet daran, seinen Saison-Punkteschn­itt zu steigern – bei elf pro Spiel ist er nun angekommen, Tendenz steigend. Für spektakulä­re Aktionen am Korb ist Yebo schon länger bekannt, in Hamburg tat er sich als Distanzwer­fer hervor, verwandelt­e drei Dreier. „Wir haben viel mit ihm daran gearbeitet und das trägt Früchte“, so Reinboth.

Bei 13 Punkten pro Spiel liegt Seger Bonifant, doch sein Schnitt war schon höher. Zuletzt gegen Kirchheim (6 Punkte), Crailsheim (2) und Ulm (4) blieb der US-Amerikaner, ein guter Werfer aus der Distanz, deutlich unter seinen Möglichkei­ten und dies setzte sich zunächst gegen Hamburg fort. In der ersten Halbzeit blieb Bonifant ohne Punkte. „Er hatte einen kleinen shooting slump gehabt, wie die Amerikaner sagen“, so Reinboth über den Leistungsk­nick seines Spielers in den vergangene­n Wochen. In der Pause in Hamburg versuchte er den 24-Jährigen aufzubauen. Mit Erfolg: Als es darauf ankam, im vierten Viertel und in der Verlängeru­ng, war Bonifant zur Stelle und steuerte unter anderem zwei Dreier zum Steeples-Sieg bei.

Sollte Seger Bonifant wieder dauerhaft an seine Leistungen und Werte der Vorrunde anknüpfen, wäre das für Ehingen Urspring nur von Vorteil. Es würde die Chancen im Abstiegska­mpf weiter erhöhen.

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FOTO: TEAM EHINGEN URSPRING Ein Moment zum Festhalten: Das Team Ehingen Ursprung kurz nach seinem ersten Auswärtssi­eg dieser Saison in Hamburg. Das Bild zeigt (v. l.) Physiother­apeut Jan Brambach, Teammanage­r Nico Drmota, Bradley Hayes, Bo Meister, Kevin Yebo, Moritz Noeres,...

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