HGR-Empfang und Landesgartenschau
Singen, Schunkeln, Lachen: Über 300 Männer beim 189. Froschkutteln
● RIEDLINGEN - Männer gelten gemeinhin nicht als sangesfreudig, als schunkelfreudig oder als kommunikativ. Und eine braune Brühe mit Innereien in einem Suppenteller würde am Mittagstisch zumeist keine Jubelstürme entfachen. Aber am Fasnetsdienstag ist alles anders: Die Froschkutteln werden herbeigeschrien, über 300 Männer im Saal singen mit Inbrust das Gole-Lied und schunkeln was das Zeug hält und bei den Vorträgen beweisen die Männer Wortwitz: Mal mit feinem Humor, mal mit derbem Spaß. Und immer sind die Geschichten über Missgeschicke und Blamagen mit einer Prise Spott und Schadenfreude gewürzt, so dass die Veranstaltung hervorragend mundet.
Kalt ist es an diesem Dienstagmorgen. Nachdem der Rauch der Stumpen über dem Rathaus aufgestiegen ist, geht es im Kantelmarsch um den Stock. So mancher ohne Handschuhe ist froh, zu den Klängen der Stadtkapelle unter dem Spalier der Gole-Begleiter in den warmen Rathaussaal schlüpfen zu dürfen, wo sich über 300 Männer an die mit Wein und Wecken gedeckten Tische setzen. Und ihrerseits nun auf die Vorträge warten, um sich am Witz und an den Missgeschicken amüsieren zu können.
Einmal mehr macht Lothar Sauter den Auftakt und begrüßt in Reimform „mit Gebätsche“die Ehrengäste und den Kretsche. Der 200. Geburtstag von der Gelbsucht und den Löwen machte Sauter zunächst zum Thema, nicht ohne sich Seitenhiebe auf die Raumschaft und auch liebenswerte Spötteleien mit Neufra zu verkneifen.
Dem geplatzten HGR-Empfang widmete er sich hernach ausgiebig. Zum 150-Jährigen wollte der HGR zu einem Festakt mit dem Motto „Pasta et Musica“- -oder übersetzt auf Schwäbisch; „Nudla, Musik und au a Soß.“Dazu Festredner Guido Wolf. Kostepunkt 65 Euro. „Doch ging die Sache in die Hos’, keiner will Nudla, Musik uns Soß“. Grund: „Weil lädst du einen Schwaben ein, muss es für die recht billig sein.“Aber Sauter präsentiert die Lösugn: „Drum schlag ich vor ihr lieben leute, den HGR feiern wir heute“– der Rahmen passt: Die Prominenz ist da, die Stadtkapelle spielt Musica, als Festmahl gibt es Froschkutteln und „Kretsche hält ganz Standepede, statt Guido Wolf dann die Festrede.“Das Krankenhaus griff er kurz noch auf „Die Kassenräztliche Vereinigung, macht für uns keinen Finger krumm. Nach aktuellen Ärztelisten gäb es in Ulm ja Internisten.“Und der Landkreis „gab also viel Geld aus, aber keins für unser Krankenhaus“. Auch die Knöllchen am Flohmarkt wie die geplanten Kürzungen für die Vereine nahm Sauter in seinem heftig beklatschten Vortrag aus Korn.
Den Abschluss machte traditionell Klaus „Gogo“Gegier. Wenn er zu seiem „Hello again...“ansetzt – ist der Stimmung schon famos im Saal. Die geplante Landesgartenschau hat es Gegier angetan – und im Stile des Goethe Gedichts „Kennst du das Land...“begann er ausgesprochen literarisch. Aber dabei blieb es nicht, auf seine unnachahmliche Art setzte er die Pointen – ohne dabei Neufra natürlich zu vergessen. Doch zunächst schwelgte er in Visionen für die Landesgartenschau: „Wo im Glockenbad ein Einhorn lebt, a Magnetbahn um den Stock ’rum schwebt. Wo man von oben immer dann, auf leere Läden blicken kann. Die sehen da, ich sag’s voraus, id anders als von unten aus.“Dazu Hirsche, die aus dem Brunnen saufen, „wo der Flamigo steht auf einem Bein und strullert in die Donau rein. Wo der Schreijäg mit sehr viel Mühe, sei Ziller stochert durch die Brühe“, „ja dann sind wir für sehr viel Geld, der Gartennabel in der Welt.“Und unser Storch fliegt mit Entzücken über Neufra auf dem Rücken. So spart er sich sehr viel Verdruss, weil’s Elend er nicht sehen muss.“
Auch Zunftmeister Thomas Maichel schritt ans Pult und erzählte pointenreich die Geschichte der beiden Handwerksmeister Herren Ba. und Bö., die auf einem Männer-Segelausflug mit ihren Fischerkenntnissen prahlten. Aber leider nicht sehr erfolgreich, was selbst die Fische bemerkten: „Und wäret se id im Wasser gwäa, het ma se träna lacha gsäa.“
Der vierte Vortrag kam von Fahnenschwinger Harry Reiner. Er hielt eine gereimte Laudatio auf den langjährigen, verstorbenen Fahnenschwinger „Motsche“, der ihm als Kind ein Vorbild war. Danach berichtet auch er über eine Missgeschick eines Zunftmitglieds, der beim Tanzen im Kreuz sich mehrfach eine Verletzung zuzog – etwa als er den Publikumsdiver machte, das Publikum aber zur Seite wich.
Dazwischen wurde gesungen, die „sehr guten Froschkutteln gegessen“und dann ging es wieder – mit etwas Verspätung – auf die Rutsche: Hinab, dem Narrenvolk und den Weibern von der Stadt entgegen.
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