Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Genau so soll es sein: Faber rockt das Roxy

Schweizer Singer-Songwriter reißt Fans mit – Vom italienisc­hen Chanson bis zu Balkanpop ist alles mit dabei

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Theresa M. Rauneker und Marcus Golling

ULM - Der derzeit angesagtes­te musikalisc­he Export der Schweiz heißt Faber und er füllt seit einigen Monaten auch die deutschen Clubs. Am Freitag ist der Singer-Songwriter mit seiner Band im Ulmer Roxy zu Gast gewesen und spielte dort vor ausverkauf­tem Haus. Begleitet wurden sie von der Vorband Steiner und Madlaina. Die beiden Sängerinne­n haben Faber bereits auf früheren Touren begleitet und sorgten auch in Ulm für die passende Einstimmun­g auf Faber. Übrigens: Madlaina ist die Schwester des 24-jährigen Schweizers.

Nach einer kurzen Pause startete Faber mit seiner Band, dem Goran Koc y Vocalist Orkestar. Im Roxy muss der Schweizer erst einmal gar nicht viel tun, damit die Fans durchdrehe­n; wenn auch zunächst eher innerlich, überall große Augen, große Ohren. Der Wuschelkop­f steht mit Begleitban­d auf der mit übergroßen Schneewitt­chen-Standspieg­eln dekorierte­n Bühne und singt wie schmierige­r alter Bock „Zieh dich aus, du kleine Maus“. Dieser junge Pop-Expression­ist erzählt mit Greisensti­mme vom Vollsein in der leeren Tram, von Hafenhuren in Bratislava, von den verflossen­en Lieben und vom allzu einfachen Leben in der linksalter­nativen Bürgerlich­keit. Der Bursche ist gut, aber es gibt schon einen Grund, warum Tom Waits kein 24-jähriger Zürcher ist.

Das darf man bei dem ganzen Hype um diesen Faber nicht vergessen: Für ihn ist das erst der Anfang. Auf der Bühne ist er fast schüchtern, auch wenn er sich ziemlich deutlich über die „DDR-mäßigen“Absperrung­en beschwert, die ihn von seinen Fans trennen. Ein richtiger Performer ist er nur dann, wenn die Musik läuft. Und es klingt jetzt auch nicht unbedingt brandneu und makellos, wie Faber und seine Mitmusiker Balkan-Pop, Cumbia, AkustikFol­k, Chanson, Dschungelb­uch und Humpa-Humpa-Ska zusammensc­hrabbeln. Aber bei Letzterem natürlich: Pogo-Schub auf der Tanzfläche.

Faber heißt mit bürgerlich­em Namen Julian Pollina, sein Vater Pippo Pollina ist ebenfalls Musiker, allerdings singt er auf Italienisc­h. Fabers Band ist unkonventi­onell. Schlagzeug­er Tillmann spielt gleichzeit­ig Posaune und auch die restlichen Musiker der Band, Goran, Janos und Max, sind ähnlich flexibel, improvisie­ren und versprühen mitreißend­e Energie. Im Sommer 2017 erschien Fabers Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“. Dabei lässt sich Fabers Bandbreite nur schwer einem Genre zuordnen. Vom italienisc­hen Chanson bis zum Balkanpop ist alles mit dabei und so sind auch seine Livekonzer­te vielseitig.

Neben bekannten Songs von seinem Album spielte er am Freitag auch einige neue Stücke. Fabers Texte handeln von Liebe, Sex und Alkohol. Dabei sind sie manchmal ein wenig plump, manchmal tiefgründi­g und gesellscha­ftskritisc­h. So rechnet er mit den finanzstar­ken, offenbar gleichgült­igen Zürichern ab – „In Paris brennen Autos und in Zürich mein Kamin“; im nächsten Lied geht es um die hoffnungsl­ose Liebe zu einer Prostituie­rten, die er „Tausendfra­nkenlang“geliebt hat. Faber deckt thematisch so ziemlich alles ab – Hauptsache Emotionen, Leid und Melancholi­e! Und genau diese Emotionen, die Faber und seine Band ganz besonders live auf der Bühne zeigen und die das Publikum mitreißen, waren am Freitag im Roxy zu spüren. Und wie singt Faber so schön: „Genau so soll es sein!“

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FOTO: HORST HÖRGER Voller Energie...Faber (li.) am Freitag im Roxy.

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