Botschafter mit Potenzial zu noch mehr
Positive Halbzeitbilanz des DOSB – Mit „Demut und Konzentration“in die zweite Woche
● PYEONGCHANG - Zufrieden ja, selbstgefällig nein – pointiert zugespitzt ist das die Halbzeitbilanz der deutschen Olympiamannschaft in Pyeongchang. Neun Gold-, vier Silberund vier Bronzemedaillen haben die 154 Athletinnen und Athleten des „Team D“bis Sonntag gewonnen. Für Delegationsleiter Alfons Hörmann sind es nicht die Zahlen allein – stolz macht den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes anderes: „Das ,Team D‘ hat in der ersten Woche auf eindrucksvolle Art und Weise demonstriert, dass Fairplay und das Thema ,leistungssportliche Orientierung‘ keine Gegensätze sind, sondern die zwei Seiten ein und derselben Medaille“, sagte er.
So sehr glänzte diese in Olympiawoche eins, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nachhaltig beeindruckt war von Zusammenhalt und Einzelkönnern (er erlebte die Triumphe Laura Dahlmeiers und Andreas Wellingers am ersten Wettkampftag live). Beeindruckt auch Alfons Hörmann. Von der „Sportbegeisterung in Deutschland“, von den TV-Quoten daheim, von den Klickzahlen der „Team D“-Angebote im Internet. Beeindruckt schließlich von der „gesamten Schönheit des Sports“. Glanzpunkt bisher, es überrascht wenig, war für den 57-Jährigen die Gold- und Weltrekordkür von Aljona Savchenko und Bruno Massot. Für das Eiskunstlaufpaar, wie auch für alle anderen deutschen Südkorea-Starter, gelte: „Die Sportler waren bis zum heutigen Tag perfekte Botschafter für unser Land.“
Das sollen sie bleiben – weshalb aus „zufrieden“nie „selbstgefällig“werden dürfe. Vielmehr brauche es „die notwendige Demut und Konzentration auf das, was nächste Woche zu absolvieren ist“. Das Potenzial, sich weiterhin „jeden Tag am Kampf um die Medaillen zu beteiligen“, habe die deutsche Mannschaft, glaubt Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig. „Aber wir haben das Potenzial – und nicht die Garantie.“
Sie gibt es auch in Sachen „gedopt?/nicht gedopt?“nicht. Trotzdem, und das sagt Alfons Hörmann mit Nachdruck, sei er, sei die DOSBSpitze „absolut davon überzeugt, dass unsere Kontrollsysteme funktionieren, dass in Deutschland hart und scharf und intensiv getestet wird. Dass diejenigen, die für ,Team D‘ hier antreten, manipulationsfrei am Start sind.“
Und noch etwas will Alfons Hörmann in den Köpfen angekommen wissen angesichts bereits 17 deutscher Medaillen: „Wer meint, dass wir dieses Ergebnis mit den Mitteln und Strukturen halten können, wie sie heute vorhanden sind, der wird sich spätestens bei den Spielen 2022 in Peking wundern.“Ohne eine „deutliche und klare“Erhöhung der Förderung nämlich werde es nicht gelingen, „die Top-Sportarten auf Topniveau zu halten und diejenigen, die dort nicht oder nicht mehr sind – oder noch gar nie dort waren –, auf dieses Level zu entwickeln. Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“