Fraueneishockey und Herrenwitze
Man kann einiges falsch machen in zweieinhalb Wochen Olympia. Nehmen wir zum Beispiel Schwedens Eishockey-Nationalfrauschaft. WeltranglistenFünfte sind Pernilla Winberg und Kolleginnen derzeit, elf Tore haben sie beim olympischen Turnier in der Vorrunde erzielt. So weit, so jättebra (was kein Ikea-Regal ist, sondern schlicht „gut“bis „super“heißt). Dass acht Elftel dieser veritablen Ausbeute in den 60 Minuten gegen das fraueneishockeytechnisch vereinte Korea zustande kamen, war ... nun ja: vielleicht nicht wirklich gastgeberfreundlich – andererseits aber irgendwie so erwartet worden. Man kennt die Kräfteverhältnisse auf internationalem Niveau.
Wen man nicht kannte in Pyeongchangs Organisatoren-Team, ist Michael Engels alias Mickie Krause: Teilfehler Nr. 1. Teilfehler zwo war der, dass man den Mann aus Wettringen im schönen Münsterland prompt im noch schöneren Skandinavien verortete – und das, was er singt, für Folklore im schwedischsten Sinne hielt. Kurz: Bei jedem der acht Winbergund-Kolleginnen-Treffer spielte der eifrige Hallen-Discjockey konsequent Mickie Krauses „Düp, düp“als Tor-Trailer ein. Wie, deutscher Partykracher? Was, Ballermann? Ist doch ein Stimmungslied made in Sweden!
Dritter Teilfehler war die zumindest mangelnde Textkenntnis der Musikabteilung im „Kwandong Hockey Centre“. Hätte man sich mit dem Krause’schen Schaffen befasst, hätte man gemerkt, dass es da eine gewisse Diskrepanz gibt zwischen Fraueneishockey und vertonten (Alt-)Herrenwitzen. Wir zitieren in Auszügen: „Alles klärchen am Bärchen, alles klar im BH, alles rodscha in Kambodscha, alles wunderbar. Ich lass’ den Bimbam baumeln ...“
Humor ist, wenn’s so richtig kracht? Dann ist Martin Hyun ein sympathisch leiser Typ. Der Sporttechnische Leiter des Turniers, in Krefeld geboren, aufgewachsen und einst Eishockeyprofi geworden, hat die Hallen-Charts umgehend korrigiert und sich entschuldigt. Die Schwedinnen brauchen jetzt gar keinen Jingle mehr, sie haben ihr Viertelfinale gegen Finnland verloren. Und Mickie Krause? Kündigte, als er von all dem Kunde bekam, sogleich seinen Auftritt bei der Schlussfeier kommenden Sonntag an: „Ich habe schon Flüge gebucht.“
Herr Hyun, übernehmen Sie!
*Annyeong (gesprochen ahn-joh) ist im Koreanischen die zwangloseste Form - meist unter Freunden -, um "Hi" oder "Hey" zu sagen.