Abtprimas Notker Wolf ruft zur Gelassenheit auf
Oberster Abt der Benediktiner spricht in der Arche zu 160 Gästen
- Notker Wolf von der Bendiktinerabtei St. Ottilien ist bis zu seiner Emeritierung als Abtprimas oberster Sprecher der Benediktinermönche und -nonnen weltweit gewesen und war auf allen Kontinenten dieser Erde unterwegs. „Da steht unser Globetrotter“, hat Papst Franziskus einmal von ihm gesagt. 16 Jahre war er nicht in der Heimat, das, was in Deutschland passierte, war ihm relativ egal, sagt er, das habe sich aber komplett geändert. Im Rahmen der Vortragsreihe „Christsein bewegt“war er als Redner in der Arche Rißtissen mit 160 Zuhörern zu Gast: „Schluss mit der Angst“war sein Thema.
Angst vor dem sozialen Abstieg, Angst vor Überfremdung und Islamisierung setzt Wolf das Prinzip Hoffnung entgegen. Und Hoffnung verströmte er mit seiner schlichten Sprache und seiner herzlichen aber herzhaften Art.
„Angst wirkt in allen gesellschaftlichen Bereichen. Bei den Anschlägen zeigte sich Deutschland zutiefst verunsichert. Angst vor wirtschaftlichem Wechsel kommt dazu. Wir haben viele Probleme, weil es uns zu gut geht. Wir haben Sorge um den Erhalt unseres Wohlstandes, Angst vor Altersarmut, Angst vor Kinderarmut, Angst vor zu wenig Kindern, Angst vor dem Klimawandel“, zählte der Mönch die Ängste der Deutschen auf. Zum Klimawandel sagte er: „Wenn wir meinen, wir hätten den Schlüssel in der Hand, glauben, das Klima zurückschrauben zu können, dürfen wir nicht Schulmeister der anderen sein. Unser Perfektionismus bringt uns noch um.“
Die Menschen seien nicht mehr bereit, die Schöpfung aus Gottes Hand anzunehmen, so Notker Wolf, „seien wir doch gelassener, vertrauen wir doch unserem Herrgott, wir sind doch in der Hand Gottes, weder die Regierung noch andere können uns die Gestaltung unseres Lebens abnehmen“, erklärte der Abt seinen Zuhörern.
Zum Thema Flüchtlinge sagte er, dass Migration zum Menschen gehöre und erinnerte an die Germanen und Bajuwaren in Italien, die ihre Einflüsse hinterlassen hätten, „blonde Haare in der Region Rom haben sich durchgemendelt“, so Wolf. Er erinnerte, dass nach dem Krieg niemand hier die Vertriebenen aus dem Osten mit offenen Armen empfangen habe. „Die Entdeckung jetzt, Flüchtlinge sind nicht per se Heilige, war schwierig. Es ist doch allzu normal, dass sich Fremde hier zusammenrotten. Wir müssen wissen, wo ihre Probleme liegen, die Sprache lernen ist nicht einfach, wenn man nicht regelmäßig zur Schule gegangen ist oder gearbeitet hat. Beide Seiten erleben die Fremdheit des anderen. Die Bedenkenträger bekommen Aufwind, es entsteht eine Angst, wie es mit der Gesellschaft weitergeht“, sagte Wolf.
Er sagte auch, dass Deutschland nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen könne, ein Mann – Seehofer – sehe die Zahlen, eine Frau – Merkel – sehe die Schicksale dahinter. Flüchtlinge würden oft meinen, so Wolf, der Westen müsse durch den Islam gerettet werden, aber Toleranz heiße, die Lebensweise des anderen zu respektieren und das beruht auf Gegenseitigkeit.
Für die Christen kommt die Kraft aus der frohen Botschaft „fürchtet euch nicht, ich bin bei euch alle Tage“, sagte Wolf in der Arche, die Heilige Schrift zu leben, sei der Weg. „Wir müssen als Christen die Hoffnungsträger sein. Es wird wieder hochgerüstet, um ein Gleichgewicht der Waffen zu schaffen, das ist ein Frieden der Angst und nicht ein Frieden der Liebe“, warnte der Benediktiner. Der Weg sei der Dialog, es zeichne der Menschen aus, dass sie miteinander reden können, nur so könnten Probleme gelöst werden. „Lasst uns herzliche, herzhafte Menschen sein“, zitierte Wolf am Schluss aus seinem Buch „Läuft“.